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Terroristisches Gipfeltreffen in Beirut

Der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian bei einer Pressekonferenz zum Terrorgipfel in Beirut
Der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian bei einer Pressekonferenz zum Terrorgipfel in Beirut (© Imago Images / ZUMA Wire)

Am Samstag kam es im Libanon zu einer denkwürdigen Zusammenkunft: Gleich drei Anführer von Terrororganisationen trafen sich zu Gesprächen.

Die Konferenz hatte es in sich: Hassan Nasrallah, Generalsekretär der libanesischen Terrorgruppe Hisbollah, spielte für den stellvertretenden Leiter des Hamas-Politbüros, Saleh al-Arouri, und den Generalsekretär des Islamischen Dschihads, Ziyad al-Nakhala, in Beirut den Gastgeber, um, wie es in einer gemeinsamen Erklärung hieß, »die jüngsten politischen Entwicklungen, insbesondere in Bezug auf die Palästinenser«, zu besprechen.

Hintergrund des brisanten Treffens sei »die gemeinsame Bewertung der Situation im Westjordanland und der Eskalation der dortigen Widerstandsbewegung sowie der jüngsten israelischen Drohungen«, heißt es in der Erklärung. Zur Diskussion stehe auch »die tägliche und ständige Koordination und Kommunikation« zwischen den Gruppen, »insbesondere in Palästina und im Libanon, um alle politischen, sicherheitspolitischen und militärischen Entwicklungen zu verfolgen und die entsprechenden Entscheidungen zu treffen«, wie die Terroristenanführer nach ihrem Treffen verlautbaren ließen. Übersetzt bedeutet dies, die Terroranschläge gegen »den zionistischen Feind« zu koordinieren.

Nur einen Tag zuvor besprachen sich, ebenfalls in Beirut, die Terroristenchefs mit dem iranischen Außenminister Hossein Amir-Abdollahian. Besonders Hassan Nasrallah ist an einer engen Zusammenarbeit mit dem Iran interessiert, der die Hisbollah im Kampf gegen Israel mit Geld, Waffen und militärischer Infrastruktur unterstützt und sukzessive seinen Einfluss im Nahen Osten vergrößert. Nach dem Treffen betonte Nasrallah in einer Aussendung, dass der »Widerstand« im Libanon und im Westjordanland »stark wie nie« zuvor sei.

Zunehmender Terror

Im Laufe der letzten Monate hat der palästinensische Terror gegen Israel und seine Bürger massiv zugenommen.

Die Zahl der Schusswaffenangriffe übertrifft bereits jetzt die des gesamten Jahres 2022. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres verzeichnete der israelische Rettungsdienst Retter ohne Grenzen (Hatzalah) 3.640 Terrorakte in Israel und dem Westjordanland, darunter 2.118 Steinwürfe, 799 Angriffe mit Molotowcocktails, achtzehn versuchte Messerangriffe und sechs Rammattacken mit Autos.

Erst gestern konnten israelische Sicherheitskräfte am Grenzübergang Kerem Shalom den Schmuggel von mehreren Kilogramm Sprengstoff aus dem Gazastreifen zu Terroristen ins Westjordanland verhindern, wie das israelische Verteidigungsministerium mitteilte. Das »hochwertige« Bombenmaterial war in drei Lastwagen in einer Kleiderlieferung versteckt. Der Fund veranlasste Herzi Halevi, Generalstabschef der israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF), das Verteidigungsministerium anzuweisen, alle Warenexporte aus dem Gazastreifen bis auf Weiteres einzustellen, was von Verteidigungsminister Yoav Gallant genehmigt wurde.

Internationale Besorgnis

Die anhaltende Gewalt bereitet nicht nur Israel, sondern auch dem amerikanischen Präsidenten Joe Biden Sorgen. Um die Lage zu deeskalieren, wurde Ägypten gebeten, als Vermittler Druck auf die palästinensischen Terrorgruppen auszuüben, die Anschläge im Westjordanland einzustellen.

Ende August forderte der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant bei einem Treffen mit UNO-Generalsekretär António Guterres die Vereinten Nationen zum Eingreifen auf, um die wachsende Bedrohung durch die Hisbollah an der Grenze zum Libanon zu stoppen. Gallant wies auf die wachsenden Spannungen an der Nordgrenze Israels hin, die auf die anhaltenden Provokationen und eklatanten Verstöße der Hisbollah zurückzuführen sind.

Ungeachtet dessen hat die Hamas erst letzte Woche angekündigt, die regelmäßigen Ausschreitungen an der Grenze des Gazastreifens zu Israel wieder aufzunehmen. Zugleich betonte Saleh al-Arouri in einem Interview mit einem libanesischen Fernsehsender, dass ein »totaler Krieg« mit Israel »unausweichlich« sei.

Was Israel und die USA am meisten besorgt, ist die Ausbreitung des iranischen Einflusses im Nahen Osten. Teheran hat über die Hisbollah den Libanon fest im Griff; es hat den Krieg in Syrien genutzt, um sich im Land zu etablieren; es beeinflusst über die die schiitischen Milizen und ihren Koordinierungsrahmen die Politik im Irak; es besitzt mit dem Palästinensischen Islamischen Dschihad und der Hamas eine Stellvertreterorganisation und einen engen Verbündeten im Gazastreifen – und es versucht, mittels dieser beiden Organisationen das Westjordanland und die dort regierende Palästinensische Autonomiebehörde zu destabilisieren.

Das iranische Regime hat schon den »Zweite Intifada« genannten palästinensischen Krieg gegen Israel ab dem Jahr 2000 mit allen Kräften unterstützt und die Terroraktivitäten der Hamas gegen Israel gefördert. In diesem Sinne hieß es auch in der gemeinsamen Erklärung der Terroristenchefs nach dem Treffen in Beirut: »Die entschlossene Haltung aller Kräfte der Widerstandsachse gegenüber dem zionistischen Feind, seiner Besatzung und seiner Arroganz wurde hervorgehoben.«

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