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Campus des Hasses: Antisemitismus an der Columbia-Universität

Solidarität mit den Raketen der Hamas: Schild an einem der Zelte des Protestcamps an der Columbia University in News York
Solidarität mit den Raketen der Hamas: Schild an einem der Zelte des Protestcamps an der Columbia University in News York (Quelle: X)

In der Forbes-Liste der besten amerikanischen Universitäten rangiert die Columbia University in New York auf Platz sechs. Noch weiter vorne ist die private Elitehochschule allerdings, wenn es um Antisemitismus auf dem Campus geht. 

Einundzwanzig Jahre ist es bereits her, dass der israelisch-amerikanische Historiker und Hochschulprofessor Martin Kramer die Columbia University als »Birzeit-on-Hudson« bezeichnete. Birzeit bei Ramallah ist die größte palästinensische Universität und bekannt als Hochburg der Hamas. Juden haben dort keinen Zutritt, wie die linke israelische Journalistin Amira Hass von der Zeitung Haaretz einmal schmerzhaft erfahren musste.

Seit dem 7. Oktober ist die genozidale und Pro-Hamas-Stimmung unter einem Teil der Columbia-Studenten immer weitergewachsen. Gegenüber Mena-Watch schilderte der Antisemitismusforscher Charles Small im Januar, als er kurz nach den Massakern an einem Teach-in an der Columbia University teilgenommen hatte, bei dem Doktoranden und Professoren die Situation in Gaza betrachteten: »Sie machten letztlich die Existenz des jüdischen Volkes für das Massaker verantwortlich, weil die Juden ›kolonial‹, ›besetzend‹, ›faschistisch‹ und ›Nazis‹ auf dem Land der Palästinenser seien«, so Small damals.

In den letzten Wochen sind die antijüdischen Ausschreitungen an der Columbia University so sehr eskaliert, dass Vorlesungen und Seminare nur noch per Zoom stattfinden — wie einst während der Corona-Pandemie. 

Ein Rabbi mit Verbindungen zur Universität hat jüdische Studenten dazu aufgerufen, zu ihrer Sicherheit das Universitätsgelände zu meiden. Elie Buechler, ein Rabbiner der Orthodox Union Jewish Learning Initiative on Campus der Columbia University, bestätigte am vergangenen Sonntag gegenüber Jake Tapper von CNN, eine WhatsApp-Nachricht an eine Gruppe von etwa dreihundert überwiegend orthodoxen jüdischen Studenten geschickt zu haben, in der er ihnen »dringend« empfiehlt, nach Hause zurückzukehren und dort zu bleiben. 

Die jüngsten Ereignisse an der Universität, so Buechler, hätten »deutlich gemacht, dass die öffentliche Sicherheit der Columbia University und das NYPD (Polizei von New York; Anm. Mena-Watch) die Sicherheit der jüdischen Studenten nicht garantieren können«. Weiters schrieb er: »Es schmerzt mich zutiefst, Ihnen zu sagen, dass ich Ihnen dringend empfehle, so schnell wie möglich nach Hause zurückzukehren und dort zu bleiben, bis sich die Situation auf dem Campus und in seiner Umgebung dramatisch verbessert hat.«

Zeltlager der Antisemiten

Mittlerweile haben auf dem zentralen Universitätsgelände Anti-Israel-Demonstranten ohne Genehmigung Zelte errichtet, und Aufrufe zum Mord an Juden an der Tagesordnung. Ein Video auf X zeigt, wie zwei vermummte Männer mit Flaggen der Palästinensischen Autonomiebehörde vor dem Universitätsgelände zwei jüdische Studenten anbrüllen:

»Vergesst niemals den 7. Oktober. Das wird nicht noch einmal passieren, nicht noch fünfmal, nicht 10-mal …, 100-mal …, 1.000-mal …, sondern 10.000-mal… Der 7. Oktober wird für euch jeder Tag sein.«

Der Aufruf zu 10.000 Massakern wie dem vom 7. Oktober sei »gleichbedeutend mit dem Aufruf zum Mord an zwölf Millionen Juden«, kommentierte der demokratische New Yorker Kongressabgeordnete Ritchie Torres die Aussage der Demonstranten.

Eine mit einem Palästinensertuch vermummte Frau, ebenfalls in der Nähe der Columbia University, ruft einem Passanten zu: »Wir sind alle Hamas. Du Schwein. Lange lebe die Hamas.« In einem anderen Video ist ein Mann zu sehen, der, begleitet von vermummten Gesinnungsgenossen und von Polizisten zurückgehalten, einem Pro-Israel-Demonstranten auf der anderen Seite der Polizeikette zubrüllt: »Ich werde deinen Arsch töten, du weiße Schwuchtel. Ich kriege dich!« Andere Personen mit Palästinenser-Flaggen rufen, an die Adresse der Juden gerichtet: »Geht zurück nach Belarus! Geht zurück nach Polen! Schert euch zum Teufel!«

Jüdischer Professor vor verschlossener Tür

Dem jüdischen Columbia-Professor Shai Davidai wurde der Zutritt zu seinem Arbeitsplatz verweigert und seine Zugangskarte deaktiviert. Davidai erlangte nationale Bekanntheit, weil er schon im Oktober das Wort gegen die genozidalen antisemitischen Manifestationen an Amerikas Eliteuniversitäten ergriffen hatte. Dabei hatte er Columbias Universitätspräsidentin Minouche Shafik Feigheit vorgeworfen, weil diese sich weigerte, die jüdischen Studenten und Mitarbeiter zu schützen. Damals sagte Davidai:

»Für die proterroristischen Organisationen an der Columbia ist mein siebenjähriger Sohn ein legitimes Ziel des ›Widerstands‹, nur weil er Israeli ist. … Für die proterroristischen Studentenorganisationen hier auf dem Campus und in Harvard, an der NYU [New York University], in Stanford und Berkeley und an der North-Western ist meine zweijährige Tochter ein legitimes Ziel des Widerstands.

Das ist es, was sie sagen, dass sie das Recht hätten, meine zweijährige Tochter zu entführen und zu ermorden im Namen des ›Widerstands‹. Und keiner der Präsidenten der Universitäten überall im Land ist willens, dagegen Stellung zu beziehen. Das ist das, was Feiglinge tun. Und ich nenne Sie nun beim Namen: Präsidentin Minouche Shafik von der Columbia University, Sie sind ein Feigling!«

Über das Zutrittsverbot für Davidai in Columbia haben nationale Medien berichtet, darunter das Time Magazine. Der Hintergrund ist, dass Davidai öffentlich zu einem Gegenprotest gegen die antisemitischen Campus-Blockierer aufgerufen hatte, und zwar am selben Ort. In einer auf X verbreiteten Botschaft schrieb er: »Begleitet den Columbia-Professor Shai Davidai bei einem FRIEDLICHEN Sit-in an der Columbia. Unterstützt Professor Shai Davidai dabei, einen sicheren Raum für jüdische und zionistische Studenten auf dem Campus zu schaffen und gegen Terrorismus aufzustehen.«

In einem Video ist zu sehen, wie Davidai vergeblich versucht, auf das Universitätsgelände zu gelangen, argwöhnisch beobachtet von Sicherheitspersonal und dem Verwaltungschef der Columbia, Cas Holloway. Davidai ruft den Anwesenden zu, seine Zugangskarte sei deaktiviert worden. Holloway versucht, ihn zu beschwichtigen: Er dürfe ja auf den Mathematik-Rasen. Darauf Davidai: »Nein. Ich bin Professor. Ich habe das Recht, überall auf dem Campus zu sein. Sie können nicht Leute, die die Hamas unterstützen, auf den Campus lassen und mich, einen Professor, nicht.«

Wie es danach weiterging, ist in einem Beitrag der National Review nachzulesen. In einer E-Mail an Davidai, die der National Review vorliegt, habe Holloway dem Professor mitgeteilt, dass ihm der Zugang zum West-Rasen verwehrt worden sei, wo Demonstranten ihr Gaza Solidarity Encampment genanntes Lager errichtet hatten. 

Politisch motiviert

»Es ist unsere Standardprozedur bei jedem Protest, einen Gegenprotestbereich einzurichten, in dem Sie Ihre Veranstaltung (auf dem Mathematik-Rasen) abhalten müssen«, schrieb Holloway. »Um die Sicherheit der Columbia-Gemeinschaft zu gewährleisten, ist es Ihnen nicht gestattet, den West-Rasen zu betreten.« Wegen des »offensichtlichen Risikos für die Sicherheit der Studenten und anderer Mitglieder unserer Gemeinschaft« solle Davidai »alle Studenten und Kollegen, die sich Ihnen anschließen wollten«, bitten, dies zu unterlassen. »Natürlich hat die Sicherheit unserer Gemeinschaft im Moment oberste Priorität«, so Holloway weiter. »Als Fakultätsmitglied haben Sie die treuhänderische Pflicht, alles in Ihrer Macht Stehende zu tun, um die Sicherheit unserer Studenten und des Campus zu gewährleisten.«

Statt gegen selbsterklärte Hamas-Unterstützer vorzugehen, die den Campus blockieren, ermittelt die Columbia University seit dem Frühjahr gegen Davidai. Dies sei politisch motiviert, sagte er der National Review: »Ich habe vor einigen Wochen ein Schreiben vom Büro für Chancengleichheit und Gleichstellungsmaßnahmen erhalten, in dem mir zunächst mitgeteilt wurde, dass es eine Untersuchung gibt. Später stellte mein Rechtsbeistand einige eklatante Lücken und Auslassungen in diesem Schreiben fest, woraufhin sie antworteten. Als ich den detaillierteren Brief mit genaueren Angaben darüber erhielt, was untersucht wird, wurde klar, dass sich die gesamte Untersuchung auf mein Engagement in den sozialen Medien bezieht.«

Die Universität habe ihm eine Liste mit bestimmten Social-Media-Beiträgen zu bestimmten Daten gegeben, die Anlass für die Untersuchung seien; alle hätten sich auf »Studentenorganisationen bezogen, die die Hamas und die Huthi unterstützen und die bei nicht genehmigten Protesten antisemitische Parolen verwenden«. Die Tatsache, dass die Universität beschlossen habe, diese Ermittlung durchzuführen, mache deutlich, so Davidai, »dass dies ein Versuch ist, mich zum Schweigen zu bringen – den lautesten Kritiker des elenden Versagens der Universität, ihre jüdischen und israelischen Gemeindemitglieder vor terroristischen Studentenorganisationen zu schützen«.

»Hamas, wir lieben dich!«

Das jüdisch-amerikanische Magazin Algemeiner hat eine Liste der Sprechchöre und Slogans veröffentlicht, die bei den antisemitischen Versammlungen an der Columbia zu hören waren. Darunter:

  • Ein Demonstrant steht vor israelfreundlichen Studenten, die israelische und amerikanische Flaggen schwenken, und trägt ein Schild mit der Aufschrift »Al-Qassams [militärischer Flügel der Hamas; Anm. Mena-Watch] nächste Ziele«.
  • Eine Menge skandiert: »Al-Qassam, macht uns stolz; töte jetzt einen weiteren Soldaten!«
  • Demonstranten rufen: »Juden, Juden« auf Arabisch; andere schreien: »Geht zurück nach Polen«.
  • Eine Gruppe von Demonstranten außerhalb des Campus skandiert: »Wir sagen Gerechtigkeit, ihr fragt wie? Brennt Tel Aviv nieder!«, »Hamas wir lieben dich. Wir unterstützen auch eure Raketen!«; »Rot, schwarz, grün und weiß, wir unterstützen den Kampf der Hamas!«; »Es ist richtig, zu rebellieren, Al-Qassam, macht ihnen die Hölle heiß!«
  • Eine Frau im Zeltlager sagt während einer Rede: »Es sollte bekannt sein, dass es die Al-Aqsa-Flut [das Massaker der Hamas am 7. Oktober im Süden Israels] war, die die weltweite Intifada wieder auf den Tisch brachte. Und es ist der aufopferungsvolle Geist der palästinensischen Freiheitskämpfer, der jeden Kampf in jedem Winkel der Erde zum Sieg führen wird. … Vergesst nicht, dass Militanz Widerstand hervorruft. Tausende und Abertausende von Studenten auf der ganzen Welt wurden durch eure Militanz zum Aufstand bewegt.«
  • Hunderte Mitglieder des Lagers bilden eine »menschliche Mauer«, nachdem ein Anführer geschrien hat: »Zionisten sind in das Lager eingedrungen!« Der Anführer weist die Anwesenden immer dann wieder an, »einen Schritt vorwärts zu machen … und noch einen Schritt vorwärts zu machen«, um die als Zionisten bezeichneten jüdischen Studenten »aus dem Lager zu vertreiben«.
  • Parolen werden gerufen wie: »Vom Fluss bis zum Meer, Palästina ist arabisch!«; »Der Widerstand [der Hamas] ist gerechtfertigt!« oder: »Sagt es laut und deutlich: Wir wollen keine Zionisten!«.
  • Ein vermummter Blockierer vor der Columbia ruft einem Polizeibeamten namens Ahmed zu: »Verräter an seinem Volk! Verpiss dich von hier, schäm dich. Lass dich hier nie wieder blicken, du Scheißkerl. Deine Mutter ist eine Hure.«
  • Auf einem Plakat im Lager steht »Eine Botschaft an den Abschaum der Nationen und die Schweine der Erde: Das Paradies liegt im Schatten der Schwerter. Ruhm denjenigen, die den Besetzer Bitterkeit spüren lassen« geschrieben.

Getragen von einem Netzwerk von gut finanzierten, professionellen Anti-Israel-Organisationen – darunter Students for Justice in Palestine, Within Our Lifetime, Jewish Voice for Peace und die in Deutschland verbotene PFLP-Vorfeldorganisation Samidoun –, haben die antisemitischen Aktivisten ihre Blockaden inzwischen auf zahlreiche Universitäten des Landes ausgeweitet. Um ihre Aktion zu rechtfertigen, stellten sie »Forderungen« an die Universitäten, darunter der Abbruch aller Beziehungen zu Israel. »Wir gehen nirgendwohin, bis unsere Forderungen erfüllt sind«, sagte Sprecher Khymani James laut CNN. Vorgestellt wird er als »ein Student der Columbia University«.

Es gibt aber mehr über ihn zu sagen, als CNN mitteilt: Khymani James ist ein Sprecher einer Gruppe namens Columbia University Apartheid Divest und einer der Rädelsführer der antisemitischen Krawalle – und derjenige, der die Menge in der oben geschilderten Szene auffordert, die »Zionisten« durch eine menschliche Mauer aus dem Protestcamp zu drängen. Und er spricht demGroßteil der Juden das Lebensrecht ab, die sich laut Meinungsumfragen zum jüdischen Staat bekennen und Israel als einen zentralen Teil ihres Judentums ansehen. In einer aktuellen Videobotschaft sagt er: »Zionisten verdienen es nicht, zu leben« und die Öffentlichkeit solle »dankbar sein«, dass er »nicht auf der Stelle losziehe, um Zionisten zu ermorden«.

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