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Hamas-Massaker vom 7. Oktober: Vergewaltigung als Instrument des Völkermords

Vergewaltigung als Waffe: Gedenkstätte für die Opfer des Hamas-Massakers auf dem Nova-Festival
Vergewaltigung als Waffe: Gedenkstätte für die Opfer des Hamas-Massakers auf dem Nova-Festival (© Imago Images / Zuma Wire)

Sexuelle Gewalt gegen Jüdinnen war Teil der Hamas-Strategie am Schwarzen Schabbat und für die Verwirklichung ihrer Ziele ebenso notwendig wie die Morde und anderen Gräueltaten.

Ben Cohen

Am 8. März, dem Internationalen Frauentag, waren die verschiedenen Social-Media-Plattformen voll mit Posts pro-israelischer Prominenter und Influencer, welche die Freilassung der weiblichen Geiseln forderten, die sich nach wie vor in der Gefangenschaft der Hamas-Terroristen im Gazastreifen befinden.

In den Untiefen der sozialen Medien, die von antisemitischen und antizionistischen Beleidigungen nur so strotzen, waren diese Beiträge ein willkommenes Stärkungsmittel, das einen Blick auf die Menschlichkeit inmitten all des Hasses und der Entmenschlichung bot. Was sie jedoch nicht erreichen werden ist die Beseitigung des Trends zur Leugnung des 7. Oktobers, der von Links- und Rechtsextremisten, islamistischen Sympathisanten und Mitläufern, diversen unbedeutenden Akademikern, tugendhaften Gen-Z-Proponenten und vielen anderen Gruppen, die auf diesen Plattformen anzutreffen sind, aktiv angeheizt wird.

Als ich mir diese Ergüsse ansah, kam mir eine einfache Erkenntnis. Wir, die jüdische Gemeinde und unsere nichtjüdischen Verbündeten, an die wir uns klammern, sind beim Erzählen der schrecklichen Geschichte des 7. Oktobers an der ersten Hürde hängen geblieben. Zu viele Menschen glauben uns nicht, zu viele Menschen wollen uns nicht glauben. Die Gräueltaten, die Massenvergewaltigungen und Enthauptungen, die Orgien des Abschlachtens sind in ihren fiebrigen Köpfen bloß eine zynische, zionistische Erfindung, die darauf abziele, das zu tun, was Zionisten immer täten: Das Thema zu wechseln und die Aufmerksamkeit der Welt von der Situation vor Ort in Gaza abzulenken.

Genauso sinnlos, wie es ist, mit Holocaust-Leugner zu diskutieren, die der Überzeugung anhängen, der Holocaust wäre erfunden worden, um Sympathien für Juden und Israel zu gewinnen, die aber zugleich die Gelegenheit ergreifen würden, das zu beenden, was Hitler begonnen hat (oder, wie sie behaupten: nicht begonnen hat); genauso sinnlos ist es, mit den Leugnern des 7. Oktobers zu diskutieren, denn das sind keine Menschen, die sich Beweise unvoreingenommen ansehen, sondern von einer ideologisch fixierten Position ausgehen: Sie sind unnachgiebig.

Verbrechen gegen die Menschheit

Meiner Meinung nach gibt es wichtigere Aufgaben, als sich mit diesen nützlichen Idioten der Hamas zu streiten. Und diese bestehen darin, dafür zu sorgen, dass die von der Terrorgruppe verübten Bestialitäten als Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschheit anerkannt werden. Das am 7. Oktober 2023 verübte Pogrom war ein notwendiger, integraler Bestandteil ihres Versuchs, das zu zerstören, was die Hamas-Charta als »zionistisches Projekt« bezeichnet, welches sie als »Feind der arabischen und islamischen Ummah« und »Gefahr für die internationale Sicherheit und den Frieden sowie für die Menschheit und ihre Interessen und Stabilität« charakterisiert. Mit anderen Worten: Es ist ein Programm des Völkermords.

Das erklärt vielleicht, warum so viele mit Israel sympathisierende Kommentatoren den jüngsten UNO-Bericht begrüßten, der viele der Aussagen über sexuelle Gewalt, die von den Hamas-Monstern am 7. Oktober begangen wurden, bestätigt. Die Vereinten Nationen, die, obwohl Israel ein Mitglied ist, ein durch und durch antizionistisches Gremium darstellen, bestätigten nicht nur die israelischen Berichte, sondern öffneten auch die Tür für ein Gerichtsverfahren gegen die Hamas-Führung und ihre Hauptakteure.

Letzteres ist das Ziel, auf das wir uns konzentrieren müssen: Die Einrichtung eines internationalen Tribunals, um die Hamas für ihre Verbrechen zu belangen, in der Rechtstradition der Nürnberger Prozesse nach dem Zweiten Weltkrieg sowie der neueren internationalen Gerichtshöfe, die sich mit den Gräueltaten in Bosnien, im Kosovo und in Ruanda befassen.

Nach dem eigenen juristischen Kalkül der Vereinten Nationen sind die Grundlagen für ein solches Tribunal solide. Zeugen, die vom Untersuchungsteam der Weltorganisation während dessen Besuchs in Israel befragt wurden, beschrieben den 7. Oktober als eine »wahllose Kampagne zur Tötung, zur Zufügung von Leid und zur Entführung einer größtmöglichen Zahl von Männern, Frauen und Kindern, Soldaten und Zivilisten gleichermaßen, innerhalb kürzester Zeit. Die Menschen wurden erschossen, oft aus nächster Nähe; sie wurden in ihren Häusern bei lebendigem Leib verbrannt, als sie versuchten, sich in ihren Schutzräumen zu verstecken; sie wurden in Bunkern, in denen sie Zuflucht suchten, erschossen oder durch Granaten getötet, und sie wurden auf dem Gelände des Nova-Musikfestivals sowie auf den Feldern und Straßen, die an das Gelände des Nova-Musikfestivals angrenzen, zur Strecke gebracht.«

Zu den weiteren Verstößen gehörten »sexuelle Gewalt, die Entführung von Geiseln und Leichen, die öffentliche Zurschaustellung von toten und lebenden Gefangenen, die Verstümmelung von Leichen, einschließlich Enthauptung, sowie die Plünderung und Zerstörung von Zivileigentum«. Bezüglich des Nova-Geländes sowie der Straße 232, jener Hauptverkehrsader, die einige Festivalbesucher benutzten, um dem Hamas-Angriff zu entkommen, sowie bezüglich der von den Terroristen überrannten Kibbuzim stellte das UNO-Team fest, dass es »hinreichende Gründe für die Annahme gibt, dass es während der Angriffe am 7. Oktober 2023 zu konfliktbezogener sexueller Gewalt gekommen ist, auch in Form von Vergewaltigungen und Gruppenvergewaltigungen.«

Klarer Präzedenzfall

Wenn es um die Verfolgung dieser Gräueltaten geht, gibt es einen klaren Präzedenzfall: den Völkermord von 1994 in Ruanda, als 850.000 Tutsi und politisch gemäßigte Hutu von den Interahamwe-Milizen abgeschlachtet wurden. Einer der Täter, ein ehemaliger Lehrer namens Jean-Paul Akayesu, wurde vom Internationalen Strafgerichtshof für Ruanda (ICTR) in fünfzehn Fällen angeklagt, unter anderem wegen Vergewaltigung.

In seinen Beratungen kam das Tribunal zu dem Schluss, dass Vergewaltigung und sexuelle Gewalt in Ruanda »insofern einen Völkermord darstellen, als sie in der Absicht begangen wurden, eine Zielgruppe als solche ganz oder teilweise zu vernichten«. Das Tribunal stellte fest, »dass die sexuellen Übergriffe ein integraler Bestandteil des Prozesses zur Vernichtung der ethnischen Gruppe der Tutsi waren und die Vergewaltigungen systematisch und ausschließlich an Tutsi-Frauen begangen wurden, was den spezifischen Vorsatz manifestiert, der erforderlich ist, damit diese Handlungen als Völkermord gelten«.

Diese Worte besitzen für die Gräueltaten vom 7. Oktober das gleiche Maß an Legitimität. Die Hamas hat sich nicht nur der Zerstörung Israels als souveränem Staat verschrieben, sondern auch der physischen Vernichtung seiner jüdischen Bürger. Die Vergewaltigungen lassen sich nicht als Folge einer ausgelassenen Stimmung, des einfachen Zugangs zu jungen, wehrlosen Frauen durch bewaffnete Männer oder der Wirkung der von einigen Terroristen eingenommenen Amphetamine erklären.

Die Vergewaltigungen waren ein fester Bestandteil ihrer völkermörderischen Strategie und für die Verwirklichung ihrer Ziele ebenso notwendig wie die Morde und andere Gräueltaten. Angesichts ihrer antizionistischen Ausrichtung überrascht es nicht, dass die Vereinten Nationen für ihre Absicht, auf die Ergebnisse ihres eigenen Berichts zu reagieren, nur wenige Anzeichen gesetzt haben. Sowohl die israelische Regierung als auch die jüdischen Organisationen, die bei den Vereinten Nationen sowohl in New York als auch in Genf vertreten sind, müssen die UN dafür zur Rechenschaft ziehen.

Denn die Weltorganisation erkennt nun an, dass die Berichte über Massenvergewaltigungen echt waren, und sie erkennt ebenso an, dass Vergewaltigung ein Schlüsselinstrument für die Durchführung eines Völkermords ist. Das haben wir auf dem Balkan und in Ostafrika gelernt, und jetzt haben wir das gleiche Phänomen auch in Israel gesehen. Kümmern wir uns also weniger darum, was die Massaker-Leugner denken, sondern vielmehr darum, den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.

Ben Cohen ist ein in New York lebender Journalist und Autor, der eine wöchentliche Kolumne über jüdische und internationale Angelegenheiten für Jewish News Syndicate schreibt. (Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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