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Song Contest in Malmö: Schaun’n Sie sich das an – es sei denn, Sie sind Jude …

Song Contest in Malmö: United by Music – nur nicht, wenn Sie Israeli oder Jude sind
Song Contest in Malmö: United by Music – nur nicht, wenn Sie Israeli oder Jude sind (© Imago Images / TT)

Warum die israelische Teilnehmerin zum Song Contest nicht viel von der schwedischen Stadt sehen wird, in welcher der Musikwettbewerb dieses Jahr stattfindet.

Dieser Tage muss ich oft an den alten Witz über den Selbstmörder denken, der von der Spitze des Eiffelturms springt und sich nach hundert Metern denkt: »Na bitte, ist doch eh harmlos. Bis jetzt ist noch rein gar nichts passiert.« Woran ich auch denke: Jetzt war gerade Pessach, einer der wichtigsten jüdischen Feiertage, ein Familienfest, und bisher ist noch rein gar nichts passiert. Und was mir auch einfällt: In knapp zwei Wochen fängt der ESC, der Eurovision Song Contest, in Malmö an. Und was soll man sagen, bis jetzt ist noch rein gar nichts passiert. Bis jetzt.

Malmö. Eine Stadt in Schweden. Etwa 360.000 Einwohner. Zweiundvierzig Prozent mit Migrationshintergrund. Im Stadtteil Rosengård sind es fünfundachtzig Prozent, die meisten mit muslimischem Hintergrund. Der Anteil an sozial Schwachen in Rosengård liegt über vierzig Prozent.

Malmö. Was weiß man noch über diese Stadt? Randalierende Jugendliche und Waffengewalt gehören regelmäßig zum Straßenbild. Nach öffentlich zelebrierten Koran-Verbrennungen riefen islamische Terroristen zu Anschlägen auf. Für den 3. Mai planen extremistische schwedische Gruppen wieder Koran-Verbrennungen. Malmö ist auch schon, noch häufiger als andere europäische Städte, durch anti-israelische und antisemitische Demonstrationen aufgefallen.

Und bei bloß verbalen Hassbekundungen gegen Israel ist es nicht geblieben: »Im Jahr 2009 wurden Molotowcocktails auf das jüdische Beerdigungsinstitut der Stadt geworfen. In den Jahren 2010 und 2012 wurden Feuerwerkskörper auf die Synagoge und das jüdische Gemeindezentrum geworfen, wobei Fensterscheiben zu Bruch gingen. In den folgenden Jahren gingen mehrere Beschwerden über verbale und körperliche Angriffe und Belästigungen ein.« Es ist kein Zufall, dass Malmö manchmal »europäische Hauptstadt der Hamas« genannt wird.

Noch am 7. Oktober 2023 feierten pro-palästinensische Sympathisanten mit Jubel und Feuerwerk die Ermordung von 1.200 Israelis, seitdem hat sich die Lage noch einmal drastisch verschärft. Mira Kelber, die 24-jährige Vorsitzende der lokalen jüdischen Jugendorganisation, sagt: »Als Jude in Malmö nach dem 7. Oktober zu leben bedeutet, in Angst zu leben. Ich laufe mit dem Gedanken herum, dass etwas passieren könnte, und die einzige Frage ist, was passieren wird, wem und wann.«

Malmö bereitet sich vor

Jetzt bereitet Malmö sich also auf den ESC vor. Von überall her hagelte es Boykott-Aufrufe, und die angeblich pro-palästinensischen Terrorsympathisanten freuen sich schon auf die erwarteten 20.000 Anti-Israel-Demonstranten, die teilweise aus dem Ausland anreisen werden. Kürzlich wurden quer durch Malmö anti-israelische Parolen wie »Israel raus aus Eurovision« oder »Malmö verurteilt den Völkermord« plakatiert; bereits Mitte März wurde eine Leuchtreklame für den Gesangswettbewerb von Vandalen mit Farbe beschüttet und mit Parolen beschmiert. 

Die Sicherheitskräfte Malmös sind im Vorfeld des ESC nicht ohne Grund äußerst alarmiert. Aus ganz Schweden werden Polizeikräfte zusammengezogen und eingesetzt werden. Die Stadt hat zusätzlich noch ein privates Sicherheitsunternehmen beauftragt, das allerdings einen kleinen Schönheitsfehler aufweist: Es hat laut der Tageszeitung Svenska Dagbladet Mitarbeiter, die kürzlich an anti-israelischen Demos teilgenommen haben und Terrorsympathien hegen.

Und das alles wegen Israel. Immer diese Israelis! Immer diese Juden! Die gestressten ESC-Verantwortlichen mussten den Israelis sogar schon auf die Finger klopfen, weil sie in ihrem ursprünglich geplanten Beitrag October Rain einen politischen Bezug vermuteten, der etwas gegen Massaker auszudrücken schien; und auch der zweite eingereichte Song traf bei den Veranstaltern auf wenig Gegenliebe, die plötzlich ganz streng wurden wie der Anwendung der Kriterien für zulässige Liedtexte.

Mittlerweile heißt der israelische Beitrag Hurricane. Wäre dieser nicht akzeptiert worden, hätte ich übrigens eine erprobte Lösung gehabt: Ein berühmter Opernsänger verlor einmal während einer Vorstellung plötzlich sein Gedächtnis. Nach der Vorstellung sagte er: »Wenn mir nicht blitzartig ›La-la-laaaa‹ eingefallen wäre, hätte ich doch glatt einen Hänger gehabt!«

Der ESC preist sich selbst immer als buntes Spektakel für Diversität und Inklusion, die israelische Sängerin Eden Golan und ihr Team werden davon aber nicht viel zu sehen bekommen: Israelische Sicherheitsbehörden habe ihnen geraten, von der Teilnahme am Wettbewerb abgesehen, das Hotel nicht zu verlassen.

Dies ist ein Auszug aus unserem Newsletter vom 24. April. Wenn Sie den nächsten Newsletter erhalten möchten, melden Sie sich an!

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