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Hotel Stalingrad – Israels Rettung 1948. Teil 21: Ein Schauprozess in Prag

Der antisemitische Slansky-Prozess in der Tschechoslowakei im Jahr 1952
Der antisemitische Slansky-Prozess in der Tschechoslowakei im Jahr 1952 (© Imago Images / CTK Photo)

Auf Stalins Geheiß finden in der Sowjetunion und dem kommunistischen Ostblock ab 1949/50 antisemitische Säuberungen und Deportationen statt. Davon ist auch die Tschechoslowakei betroffen. Bei den Slánský-Prozessen wird der Popanz einer zionistischen Verschwörung geschaffen.

Es war ein Omen. Im Januar 1950 musste das American Jewish Joint Distribution Committee (AJDC) in Prag, das mehr als vier Jahre lang Holocaustüberlebende versorgt und tschechoslowakischen als auch polnischen Juden bei der Ausreise geholfen hatte, seine Arbeit einstellen. Überall in Stalins Machtgebiet wurden jüdische Organisationen aufgelöst oder hatten sich, wollten sie weiterbestehen, auf ausschließlich religiöse Angelegenheiten zu konzentrieren.

Trotz der nach außen hin noch freundlichen Beziehungen zu Israel wurde in der russischen Presse schon 1949 eine stark antizionistische Propaganda betrieben. Nach dem ungarischen Schauprozess gegen den abgesetzten kommunistischen Außenminister László Rajk im September 1949 schrieb die Prawda von »menschlichem Abschaum, Berufsverrätern, Trotzkisten und Zionisten« und betrachtete jedes der Elemente als gleichermaßen kriminell. Juden gerieten als sogenannte Kosmopoliten ins Visier der Stalinisten.

In der Sowjetunion verlieren viele Juden, vor allem Verwaltungsangestellte, ihre Arbeit und fürchten Enteignung und Deportation nach Sibirien. Am 10. Februar 1950 schreibt Israels Botschafter in Moskau, Mordechai Namir, an das israelische Außenministerium, zwar gebe es keine Bestätigung einer vollständigen Deportation von Juden aus Moskau und anderen Orten,

»aber es wird voll bestätigt, dass viele Einzelpersonen deportiert werden, wegen Zionismus, Sympathien für Israel, Beantragung einer Auswanderungsgenehmigung nach Israel, Beziehungen zu Verwandten im Ausland, Profitmacherei und Nähe zu antisozialen Elementen, darunter Übertretungen aus der fernen Vergangenheit.

An einigen Orten wurde eine große Zahl von Menschen zu Straftätern erklärt – nur Juden, tatsächliche und angebliche – und deportiert. Wir müssen vermuten, dass dies die Hauptquelle für die Gerüchte über die Deportation ganzer jüdischer Gemeinden in verschiedenen Regionen ist.«

Schon vor der sogenannten Ärzteverschwörung, jener antisemitischen Propagandakampagne Ende 1952, gibt es also in der Sowjetunion eine Verfolgungswelle gegen Juden, denen nachgesagt wird, »Sympathien für Israel« zu haben. Im März 1950 legt die American Federation of Labour dem Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen die Fotokopie eines Dokuments vor, in dem Kategorien von »Straftätern« aufgelistet sind, die aus den baltischen Sowjetrepubliken deportiert werden sollen. Darunter sind viele aktive Mitglieder des Bundes und anderer zionistischen Organisationen.

Am 18. Dezember 1951 berichtet das deutsche Wochenmagazin Der Spiegel über die Zuspitzung der Lage in der Tschechoslowakei: »Etwa 15.000 Kommunisten sind insgesamt bis zum letzten Wochenende verhaftet worden. Fünfzig Prozent von ihnen sind Juden.«

Alle jüdischen Funktionäre werden inhaftiert, darunter Rudolf Slánský, der von 1945 bis 1951 Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei (KSČ) war. In dem nach ihm benannten Schauprozess im November 1952 wird Slánský vor dem neu errichteten Staatsgericht gemeinsam mit Außenminister Vladimír Clementis, Otto Fischl, Josef Frank, Ludvík Frejka, Bedřich Geminder, Vavro Hajdů, Eugen Loebl, Artur London, Rudolf Margolius, Bedřich Reicin, Otto Katz, Otto Šling und Karel Šváb als angeblicher »Leiter eines staatsfeindlichen Verschwörungszentrums« angeklagt.

Ein typischer Kosmopolit

Das Verfahren, das am 20. November 1952 beginnt, ist ein antisemitischer Schauprozess. Nicht weniger als elf der vierzehn Angeklagten sind jüdischer Herkunft, worauf die Staatsanwaltschaft auch immer wieder hinweist. Slánský und die anderen Angeklagten werden beschuldigt, westliche Spione und Agenten zu sein, die nicht weniger geplant hätten als die Zerstörung der Tschechoslowakei und des Sozialismus.

Zu diesem Zweck hätten sie die Partei unterwandert. Sie hätten das Volk und die Partei getäuscht, indem sie ihre deutschen Namen abgelegt und tschechische angenommen hätten. Sie seien keine wahren Tschechen, das könne man zum Teil auch an ihrer Sprache hören.

Bedřich Gminder, jahrelang Stellvertreter Slánskýs und Chef des mächtigen kommunistischen Überwachungsapparats, sagt aus, er sei »im kleinbürgerlichen, kosmopolitischen, zionistischen Milieu« aufgewachsen, wo er mit Personen deutscher Nationalität in Beziehungen gestanden habe, weshalb er leider nicht gut Tschechisch spreche. Der Ankläger fragt ihn, welche Sprache er gut spreche. Deutsch, antwortet Gminder. »Beherrschen Sie die deutsche Sprache ungefähr so wie die tschechische?« – »Ja!« – »Nun, so können Sie überhaupt keine Sprache ordentlich. Sie sind ein typischer Kosmopolit. Mit diesen Eigenschaften haben Sie sich in die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei hineingedrängt.«

In der Anklageschrift wird die Verbindung zu Israel als Teil der sogenannten trotzkistisch-titoistisch-zionistischen Verschwörung zum Sturz der sozialistischen Ordnung in der Tschechoslowakei hervorgehoben. Der 2015 verstorbene Antisemitismusforscher Robert S. Wistrich schreibt in A Lethal Obsession, seiner Chronik des Antisemitismus von der Antike bis zur Gegenwart:

»Der rassistische Ton des Verfahrens war das direkte Ergebnis von Anweisungen, die den tschechischen Sicherheitsorganen von sowjetischen ›Beratern‹ übermittelt wurden. Es war sicher kein Zufall, dass Major Stola, ein leidenschaftlicher Hitler-Verehrer, mit dem Fall Slansky betraut wurde.«

Artur London, der frühere stellvertretende Außenminister, wird von diesem fanatischen Antisemiten verhört; in seinen von seiner Frau aus dem Gefängnis geschmuggelten Papieren, die 1954 in Frankreich unter dem Titel L’Aveu (Das Geständnis) erschienen, heißt es:

»Major Smola packte mich an der Kehle und schrie mit hasserfüllter Stimme: ›Du und deine dreckige Rasse, wir werden euch ausrotten. Nicht alles, was Hitler tat, war richtig, aber er hat die Juden ausgerottet, und das war gut so. Viel zu viele von ihnen konnten sich vor den Gaskammern retten, aber wir werden es zu Ende bringen, wo er aufgehört hat.‹«

Der Prozess

Fast ein Jahr lang werden die Angeklagten gefoltert, am Schlafen gehindert und pausenlos verhört. Sie müssen ihre Rollen einstudieren, den Text auswendig lernen wie bei einem Theaterstück. Unter ihnen ist Eugen Loebl, der ehemalige stellvertretende Handelsminister, ebenfalls Jude. Als einer derjenigen, die nicht hingerichtet wurden (er wurde zu fünfzehn Jahren Gefängnis verurteilt und 1960 vorzeitig freigelassen), konnte er seine Erfahrungen 1978 in seinem Buch Die Aussage. Hintergründe eines Schauprozesses veröffentlichen. Niemandem, so Loebl,

»konnte entgangen sein, dass das Drehbuch für die Verhandlung festlag; alles lief so flüssig an und passte so gut ineinander. Es gab nichts Unerwartetes oder Dramatisches wie bei einem echten Prozess. Alle Angeklagten gaben ihre Verbrechen und ihre Geständnisse in so übertriebener Weise zu Protokoll, dass niemand hätte glauben können, es seien unsere eigenen Formulierungen.«

Die Angeklagten gestehen ausnahmslos. Sie alle geben an, ihr Leben lang nichts anderes vorgehabt zu haben als einen antikommunistischen Umsturz. Loebl erinnert sich an einen Offizier namens Drozd, der ihn im Gefängnis verhörte und dieser seinen Antisemitismus abstritt:

»Hör zu, Loebl, wir sind keine Antisemiten. Wir achten Juden, die der Partei treu sind. Schließlich sind sogar einige der führenden Genossen Juden. Aber wenn ich von ›jüdischen Machenschaften‹ spreche, meine ich bourgeoise jüdische Machenschaften. Obwohl du solange Parteimitglied warst, hast du dich nicht von dem Geist gelöst, in dem du geschult wurdest. Du hast deine Erziehung, die für die jüdisch-bourgeoise Ideologie typisch war, nicht zurückgewiesen.«

Drozd fuhr fort, es gebe zwar Ausnahmen, die Angehörigen der jüdischen Bourgeoisie aber immer dazu neigten, Zionisten zu sein, und der Zionismus eines der Werkzeuge des angloamerikanischen Imperialismus sei. Loebl solle zugeben, Zionist zu sein und sich als solcher in die kommunistische Bewegung eingeschlichen zu haben. Tag um Tag, so Loebl, dauerten die Verhöre sechzehn Stunden hintereinander an.

»Manchmal verzichteten wir auf Mittag- und Abendessen, sodass ich am Ende des Tages hungrig und erschöpft war. Jeder der Ermittler arbeitete in Schichten von acht Stunden, aber ich hatte den ganzen Tag da zu sein, Fragen zu beantworten, mir ihre Tiraden anzuhören und ihre Beschimpfungen zu erdulden.«

»Nichts mit Antisemitismus zu tun«

Immer, wenn Loebl im Verhör einen Namen erwähnte, fragte Drozd ihn, ob es sich um einen Juden handle:

»Wenn ich mehrere Menschen erwähnte, schrieb er nur die Namen der Juden nieder. Ich fragte ihn, warum er Methoden anwende, die jenen der Nazis ähnlich seien. ›Das hat nichts mit Antisemitismus zu tun.‹

Er sagte es, als verkünde er eine große Weisheit. ›Es gibt viele Juden, die antisozialistisch eingestellt sind, Verbindungen mit ihren Freunden und Verwandten im Westen haben und unser Land gern wieder kapitalistisch machen würden. Persönlich habe ich die Juden immer gern gemocht, aber darum geht’s nicht. Die Partei ist ja nicht gegen die Juden, sondern die Juden sind gegen die Partei. Deshalb muss die Partei die Juden bekämpfen, um den Sozialismus zu verteidigen.‹«

Loebl muss wohl nicht sehr überzeugt ausgesehen haben, denn Drozd versuchte, es noch einmal mit anderen Worten zu erklären:

»Hör zu, ich mag die Jugoslawen gern. Ich bin dreimal im Urlaub in Jugoslawien gewesen und habe viele Freunde dort. Aber das heißt nicht, dass ich sie nicht verurteilen sollte, weil sie dem imperialistischen Agenten Tito gefolgt sind. Es ist schade, dass wir so viele Jugoslawen verhaften müssen, und ich bin enttäuscht darüber, dass sie dem Sozialismus den Rücken gekehrt haben. Aber die Lehrer sagen, es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Jugoslawen merken, wieviel besser es ihnen geht, wenn sie die Sowjetunion unterstützten.

Die Lehrer meinen, dass es mit den Juden das gleiche ist: Sie werden von den Zionisten und dem Weltjudentum dazu verführt, die Partei für ihren Feind zu halten. Nichts könnte der Wahrheit ferner sein. Die wahren Antisemiten sind ihre zionistischen Führer. Und die Juden werden überall leiden, bis ihnen das klar wird und sie wieder die Partei unterstützen, die wirklich ihre Interessen vertritt.«

Loebl wurde gesagt, was von ihm erwartet wurde:

»Du sollst zugeben, dass du ein Feind der UdSSR und des Sozialismus warst und bist, außerdem ein Agent Titos, des Weltjudentums und der angloamerikanischen Imperialisten. Wir wollen ein Geständnis und einen Bericht darüber, wie, mit wem und auf wessen Befehl du deine Taten begangen hast.«

»… dann verkaufte ich die Tschechoslowakei an Israel«

Immer neue Verhaftungen wurden durchgeführt, schreibt Loebl, und die »Lehrer« wechselten ständig ihre Pläne für die Verhandlungen, stellten Angeklagte und Anklagen um.

»Deshalb änderte sich die Art meiner Verbrechen von Woche zu Woche. Zuerst hatte ich sie als Agent Titos begangen, dann wurde ich Zionist, slowakischer bürgerlicher Nationalist und schließlich ein Spion im Dienste der angloamerikanischen Imperialisten.«

Die Gründe für diese Einstufungen waren ungefähr folgende: Er war Agent Titos, weil er ein für fünf Jahre gültiges Wirtschaftsabkommen mit den Jugoslawen ausgehandelt hatte, und slowakischer bürgerlicher Nationalist als Mitglied einer von Clementis geführten Gruppe, der unter dem Befehl der französischen, amerikanischen und britischen Geheimdienste die Einheit der tschechischen und slowakischen Völker zerschlagen wollte.

»Später verkaufte ich als Zionist die Tschechoslowakei und ihre Wirtschaft an Israel, und als angloamerikanischer Spion versuchte ich, die Tschechoslowakische Sozialistische Republik aus dem sowjetischen Schutz in das imperialistische Lager zu treiben.«

Zwei Ende 1951 willkürlich in Prag verhaftete israelische Staatsbürger, Mordechai Oren und Shimon Orenstein, dienen der Anklage dazu, eine Verbindung des Slánský-Prozesses zum Staat Israel herzustellen. Mordechai Oren hatte im November 1951 als Repräsentant der israelischen sozialistischen Mapam-Partei an der Konferenz des Weltgewerkschaftsbunds in Ost-Berlin teilgenommen. Als er anschließend nach Prag reiste, wurde er ebenso wie sein Cousin, der israelische Handelsattaché Shimon Orenstein, als angeblicher Spion verhaftet. Beide mussten im Schauprozess aussagen, was von ihnen verlangt wurde. Oren sagte:

»Bevor ich etwas über Slansky sage, möchte ich etwas über mich selbst sagen. Ich war ein aktives Mitglied zionistischer Organisationen und agierte gegen die Volksdemokratien. Außerdem stand ich in Kontakt mit Spionageagenturen und musste Spionageaktivitäten koordinieren, da ich seit 1934 auch als Agent für den britischen Geheimdienst tätig war.

Nach 1945 bestand mein spezieller Auftrag darin, Spionageoperationen gegen die Volksdemokratien durchzuführen, insbesondere gegen Polen, Ungarn, die Tschechoslowakei, Bulgarien, Rumänien und die DDR. Im Rahmen der Spionage setzte ich meine Arbeit für internationale zionistische Organisationen fort.«

»Den Zionismus absichtlich beschützt«

Slánský gab in seinem auswendig gelernten Text vor Gericht zu, dass er sowohl vor als auch nach dem kommunistischen Staatsstreich im Februar 1948 die legale Existenz von »nationalistisch-bürgerlichen zionistischen Organisationen« geduldet habe. Obwohl er auf die »feindliche Arbeit« dieser Organisationen aufmerksam gemacht worden sei, habe er nichts gegen sie unternommen:

»Ich schützte sie absichtlich, indem ich missbräuchlich eine Kampagne gegen den sogenannten Antisemitismus startete. Indem ich eine große Kampagne gegen den Antisemitismus vorschlug, die Gefahr des Antisemitismus übertrieb und verschiedene Maßnahmen gegen Antisemitismus wie das Verfassen von Artikeln, die Herausgabe von Broschüren, das Abhalten von Vorträgen und so weiter durchführte, verhinderte ich auf verbrecherische Weise die Durchführung einer Kampagne gegen den Zionismus und die Aufdeckung des feindlichen Charakters der zionistischen Ideologie und die Entlarvung der feindlichen Aktivitäten von Zionisten und zionistischen Organisationen.«

Slánský fügte hinzu, er habe diese Fragen mit jüdischen KP-Funktionären wie Bedřich Gminder, Marie Svermova, Josef Frank und anderen diskutiert. Außer der Kampagne gegen »sogenannten Antisemitismus« habe es auch eine »Werbekampagne in der Presse für den Staat Israel« gegeben, ohne dass darauf hingewiesen worden sei, »dass Israel ein bürgerlicher Staat und in Wirklichkeit der am weitesten vorgeschobene Außenposten der amerikanischen Imperialisten im Nahen Osten ist«. Slánský gestand:

»Ich habe den Zionismus absichtlich beschützt, indem ich jene, die öffentlich auf die feindlichen Aktivitäten der Zionisten hinwiesen, als Antisemiten bezeichnete, sodass diese Menschen schließlich verfolgt und manchmal sogar aus der Partei ausgeschlossen wurden, wie es bei einigen Mitgliedern des Zentralsekretariats geschah. Ich habe also eine Atmosphäre geschaffen, in der die Menschen Angst hatten – sogar prominente Beamte im Staatsapparat –, sich dem Zionismus und den zionistischen Organisationen zu widersetzen.«

»Faschistische Stoßtrupps«

Zurzeit des Slánský-Prozesses begann die tschechoslowakische kommunistische Presse, den sowjetischen Anweisungen folgend, den Zionismus öffentlich mit dem Faschismus und dem amerikanischen Imperialismus zu identifizieren. Die Parteizeitung Rudé Právo erklärte am 24. November 1952, dass »die zionistischen Organisationen, mit denen Slánský verbunden war, nichts anderes als faschistische Stoßtrupps waren. Im Übrigen ist es selbstverständlich, dass jeder bürgerliche Nationalismus, natürlich auch die jüdische Variante, unweigerlich Faschismus hervorbringen muss.«

Diese stalinistische Hetze, so Wistrich, führte bald zu einem Wiederaufleben des virulenten Antisemitismus in der Tschechoslowakei, »wobei Äußerungen wie ›Hitler hätte sie alle umbringen sollen‹ immer häufiger wurden. Der kommunistische Apparat förderte diese Stimmung und verbreitete Ansichten, die an Hitlers Propaganda erinnerten, auf allen Ebenen der ›öffentlichen Meinung‹ bis hin zum Mann auf der Straße.«

Staatspräsident Klement Gottwald gab auf dem Parteitag der Kommunisten im Dezember 1952 seinen offiziellen Segen zu diesem Massenwahn. Er beschuldigte die Zionisten, »die nichtjüdische Sympathie für ihre Leiden unter dem Nationalsozialismus auszunutzen, um die Arbeiterbewegung und die kommunistischen Parteien zu durchdringen und zu unterwandern«:

»So konnten die zionistischen Organisationen und ihre amerikanischen Herren das Leid, das Hitler und die anderen Faschisten den Juden zufügten, schamlos ausnutzen. Man könnte fast sagen, dass sie durchaus bereit waren, aus Auschwitz und Maidanek Kapital zu schlagen. Normalerweise wären ehemalige Banker, Industrielle, Gutsbesitzer oder Kulaken kaum in eine kommunistische Partei aufgenommen worden, geschweige denn in eine Führungsposition aufgestiegen.«

Slánský wurde zum Tode verurteilt und am 3. Dezember 1952 zusammen mit zehn weiteren Mitangeklagten durch Hängen im Prager Gefängnis Pankrác hingerichtet. Ihre Leichen wurden verbrannt, die Asche auf einer vereisten Straße außerhalb Prags verstreut.

Zehn der elf Hingerichteten waren Juden. Eduard Goldstücker (1913–2000), der von 1950 bis 1951 erster tschechoslowakischer Botschafter in Israel war, schreibt in seinen 1989 veröffentlichten Memoiren, mit den Prozessen sei nicht zuletzt das Ziel verfolgt worden, »die proarabische Neuorientierung der sowjetischen Außenpolitik eindringlich, gleichsam mit Menschenopfern zu bestätigen, vorwiegend jüdischen aus dem Land, das auf Geheiß Moskaus an der Entstehung des Staates Israel einen erheblichen Anteil gehabt hatte.»

In der Serie »Hotel Stalingrad – Israels Rettung 1948« erschienen:

Teil 1: Exodus
Teil 2: Bab el-Wad
Teil 3: Kyrus
Teil 4: Ad Halom
Teil 5: Liebesgrüße aus Moskau
Teil 6: Jan Masaryk
Teil 7: Operation Balak
Teil 8: Golda Meyerson in Amerika
Teil 9: Jaffa Oranges
Teil 10: Die Geschichte von Hank Greenspun, erster Teil
Teil 11: Die Geschichte von Hank Greenspun, zweiter Teil
Teil 12: Die Geschichte von Hank Greenspun, dritter Teil
Teil 13: Die Geschichte von Hank Greenspun, vierter Teil
Teil 14: Die Geschichte von Hank Greenspun, fünfter Teil
Teil 15: Die Geschichte von Hank Greenspun, sechster Teil
Teil 16: Die Geschichte von Hank Greenspun, siebter Teil
Teil 17: Die Geschichte von Hank Greenspun, achter Teil
Teil 18: Die Geschichte von Hank Greenspun, letzter Teil
Teil 19: Land and Labor
Teil 20: Fliegende Festungen
Teil 21: Ein Schauprozess in Prag

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