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Der Weihnachtsmann und die Christen in Gaza

Auch wenn es in Gaza kaum Christen gibt, wird zu Propagandazwecken gerne auf den Weihnachtsmann zurückgegriffen
Auch wenn es in Gaza kaum Christen gibt, wird zu Propagandazwecken gerne auf den Weihnachtsmann zurückgegriffen (Imago Images / IMAGO / ABACAPRESS)

Vor dem aktuellen Krieg Israels gegen die Hamas gab es im Gazastreifen nur neunhundert Christen bei einer Gesamtbevölkerung von zwei Millionen.

Marc Erlbaum

Seit Beginn des Kriegs in Israel am 7. Oktober haben wir alle unzählige schockierende Bilder gesehen. Doch ein Bild, das ich letzte Woche gesehen habe, hat mich absolut fassungslos gemacht. Es war eine Karikatur des Weihnachtsmanns, der in einem zerstörten Viertel neben einem umgestürzten Schild mit der Aufschrift »Gaza« steht. Er starrt in einen Haufen Schutt und ruft fragend: »Sind hier Kinder?«

Der Zeichner wollte mit den Gefühlen der Menschen spielen, indem er andeutete, die Kinder, die der Weihnachtsmann jedes Jahr besucht, seien nicht mehr hier – und er wollte die einmarschierenden Juden für ihr Verschwinden verantwortlich machen. Prompt traf diese Karikatur den Nerv einer mir bekannten weißen, liberalen Christin, welche die Propaganda mit Haut und Haaren schluckte und das Bedürfnis verspürte, dieses Bild mit ihrer eigenen Bildunterschrift »Waffenstillstand jetzt« in den sozialen Medien zu verbreiten.

Die Ironie ist hier fast zu offensichtlich, als dass sie noch eigens erwähnt werden müsste. Aber so viele Dinge, die klar und offensichtlich zu sein scheinen, werden heute auf beklagenswerte Weise pervertiert und auf den Kopf gestellt und ich ertappe mich oft dabei, wie ich versuche, Menschen, die anscheinend jede Vernunft und Logik aufgegeben haben, einfache Fakten zu vermitteln.

Jenseits der Propaganda

Die Kinder, nach denen der Weihnachtsmann sucht, werden nicht erst seit dem 7. Oktober in Gaza vermisst und auch nicht wegen irgendwelcher Aktionen der Juden in Israel. Vor dem aktuellen Krieg gab es in Gaza genau neunhundert Christen bei insgesamt zwei Millionen Menschen, also ein rund 0,05 Prozent der Gesamtbevölkerung. Warum wohl sind es so wenige?

Lassen Sie mich die Frage ein wenig anders formulieren: Ist der Weihnachtsmann des Karikaturisten zu Weihnachten 2022 durch den Gazastreifen gewandert und hat sich gefragt, wo all die Kinder geblieben sind? War meine liberale, christliche Bekannte damals besorgt über dieses Thema? Oder rührt es sie nur dann, wenn es antiisraelische Propaganda zu posten gibt?

Im Jahr 2007, als die Hamas die Küstenenklave übernahm, war die Zahl der Christen dreimal so hoch. Seitdem sind mehr als zwei Drittel von ihnen geflohen. In Bethlehem, das nicht im Gazastreifen, sondern im von der Palästinensischen Autonomiebehörde kontrollierten Westjordanland liegt, waren die Christen einst in der Mehrheit; heute machen sie nicht einmal mehr ein Fünftel der Bevölkerung aus.

In den palästinensischen Gebieten insgesamt (Westjordanland und Gaza) stellten die Christen 1922 etwa zehn Prozent der Bevölkerung, fielen bis 1967 auf sechs Prozent und seit 2020 auf gerade noch ein Prozent. Dieser drastische Rückgang ist nicht auf »Kolonisierung« oder »ethnische Säuberung« durch Israel zurückzuführen. Tatsächlich stellen die im demokratischen Staat Israel lebenden knapp 200.000 Christen die einzige wachsende christliche Gemeinschaft im Nahen Osten dar.

Wenn wir schon dabei sind, könnte es hilfreich sein, auch einige andere demografische Daten zu vergleichen. Wie viele Juden leben in Gaza und im Westjordanland? Null. Juden dürfen in keinem Teil des Gazastreifens oder des Westjordanlands leben. Wie viele Muslime leben in Israel? 1,8 Millionen, das sind etwa achtzehn Prozent der Bevölkerung. Diese arabischen Israelis genießen die vollen Bürgerrechte einschließlich des Wahlrechts und der Gleichheit vor dem Gesetz.

Wie sieht es mit anderen Minderheiten aus? In Israel leben kleine Gruppen von Drusen, Baha’i, Buddhisten und anderen Glaubensrichtungen, während es in den palästinensischen Gebieten keine dieser Gruppen gibt. Und auch wenn es sich bei ihnen um keine religiöse oder ethnische Gemeinschaft handelt, ist es für einen Vergleich in Sachen Vielfalt und Toleranz von Bedeutung, dass Israel bekanntlich die am stärksten entwickelte, organisierte und akzeptierte LGBTQ-Gemeinschaft im Nahen Osten hat, während Homosexualität in den palästinensischen Gebieten mit dem Tod bestraft werden kann.

Alle Stereotype in neuem Gewand

Der springende Punkt ist, dass die Islamisten, die den Gazastreifen kontrollieren, intolerant, rassistisch und rücksichtslos sind. Nicht die Muslime, die im Gazastreifen leben, sondern jene, die ihn beherrschen: Die Hamas ist eine islamisch-faschistische Organisation, die sich ausdrücklich zum Ziel gesetzt hat, nicht nur »Palästina«, sondern auch den Rest des Planeten ethnisch zu säubern, wenn das von ihr angestrebte globale Kalifat errichtet ist.

Dass der Weihnachtsmann so wenige christliche Kinder in Gaza antrifft, liegt nicht an den Trümmern, die der aktuelle Krieg mit Israel hinterlassen hat. Die arabische christliche Gemeinschaft liegt in Trümmern, seitdem die Hamas die Kontrolle übernommen und das Leben für jeden, der nicht mit ihr übereinstimmt, religiös und ideologisch, zur Hölle gemacht hat.

Was an der Karikatur des Weihnachtsmanns so verblüffend ist, ist die Leichtgläubigkeit der westlichen Liberalen gegenüber dieser Art von unverhohlener und unsinniger Propaganda. Es ist sicherlich verständlich, dass man um die Tausenden von muslimischen Kindern trauert, die in diesem Krieg ums Leben gekommen sind. Es ist eine furchtbare Tatsache, dass die Hamas sie und andere unschuldige Zivilisten weiterhin als menschliche Schutzschilde benutzt. Es steht außer Frage, dass Kinder Kinder sind und ihre Religion keine Rolle spielt, wenn es um die Tragödie ihres Todes geht.

Aber den Weihnachtsmann für dieses Thema zu instrumentalisieren ist ein zynischer Versuch, die Juden zu dämonisieren, indem man sich die Sympathien und die alten Blutschuldthesen, Ritualmordvorwürfe und Kindermörderlegenden der christlichen Mehrheit im Westen zunutze macht. Tatsache ist, dass die Propagandamaschine der Islamisten unglaublich erfolgreich war. Seit Generationen führen sie einen Kampf gegen die westliche liberale Denkweise und wir können die Früchte ihrer Arbeit auf den Universitäten in Amerika und Europa sehen.

Friedensliebende Liberale sind der ideologischen Wahnvorstellung erlegen, dass sie gewissermaßen naturwüchsig mit einer gewalttätigen und rassistischen Gruppe verbündet seien, die nichts von ihren Bestrebungen oder Werten teilt. Die radikalen Islamisten haben die Sprache des Progressivismus, der Identitätspolitik und der Intersektionalität übernommen, um so zu tun, als seien sie Freiheitskämpfer, die nach Freiheit und Gleichheit streben, während es ihnen in Wirklichkeit um ethnisch-religiöse Vorherrschaft und diktatorische Kontrolle geht.

Das Bild des Weihnachtsmanns – eine rein westliche Trope – auf die Situation in Israel anzuwenden ist repräsentativ für genau das, was mit der westlichen liberalen Reaktion auf diesen Konflikt nicht stimmt. Der Glaube, dass wir eine islamistische Weltanschauung, die nichts davon teilt, mit der amerikanischen oder europäischen Sensibilität und Toleranz beeindrucken und sie ihr auferlegen können, ist reiner Wahnsinn.

Das Entsetzen über den Verlust von unschuldigen Menschenleben teilen wir nicht mit der Hamas, die dieses Entsetzen nicht fühlt, sondern die toten Kinder als Mittel für ihren Kampf betrachtet. Die Forderung nach einem Waffenstillstand durch einen westlichen Liberalen ist eine natürliche Reaktion auf die Kriegsschrecken. Doch für die Hamas und ihre Verbündeten ist ein Waffenstillstand nichts anderes als ein Rettungsanker, der es ihnen ermöglicht, in Zukunft weitere Gräueltaten zu begehen.

Während der Tod von Kindern absolut zu beklagen und zu verabscheuen ist, müssen der Karikaturist und sein Weihnachtsmann und all diejenigen, denen das Leben von Kindern wirklich am Herzen liegt, verstehen, dass der einzige Weg, die Zukunft zu sichern, darin besteht, die Hamas zu zerschlagen und damit die Bedrohung für alle Kinder zu beseitigen, ob sie nun Juden, Christen oder Muslime sind.

Marc Erlbaum ist Filmemacher und Mitbegründer der Jewish Relief Agency in Philadelphia. (Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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