Ein wirksamer Kampf gegen die Huthis erfordert eine umfassende Strategie, die diplomatische Bemühungen, gezielte Sanktionen, Sicherheitsmaßnahmen und humanitäre Hilfe verbindet und die geopolitische Dynamik in Bezug auf den Iran und regionale Akteure berücksichtigt.
Erfan Fard
Die terroristische Huthi-Bewegung im Jemen geriet vor Kurzem durch ihre Angriffe auf Schiffe im Roten Meer in die internationalen Schlagzeilen. Ursprünglich waren die Huthis eine Reaktion der zaidischen Schiiten auf die empfundene Marginalisierung, doch dank der Unterstützung des iranischen Regimes sind sie zu einer mächtigen Kraft im brutalem Bürgerkrieg im Jemen geworden, wie etwa die erfolgreiche Eroberung der Hauptstadt Sanaa im Jahr 2014 zeigte.
Die zaidischen Schiiten sind in der jemenitischen Provinz Saada beheimatet. Nach seiner einstigen Vorherrschaft ging der Einfluss des Zaidismus, eine Unterströmung im Schiitentum im 20. Jahrhundert, zurück und die Huthis traten erstmals in den 1980er Jahren als zaidische Wiederbelebungsgruppe auf.
Zunächst konzentrierte sie sich auf zaidische Interessen, begann aber um das Jahr 2011 herum, ihren Aktionsradius zu erweitern und eine breitere nationalistische und populistische Agenda zu verfolgen, die sich auf »Antiimperialismus« und den Widerstand gegen externe Einflüsse auf die jemenitische Gesellschaft und interne Korruption konzentriert. Dies führte zu einer direkten Herausforderung der jemenitischen Zentralregierung und schließlich zum Bürgerkrieg, der die jemenitische Gesellschaft so verwüstet hat, dass aktuell über achtzig Prozent der Bevölkerung auf Hilfe angewiesen sind.
Irans aus Eigeninteressen resultierende Unterstützung der Huthis stürzte das Land nicht nur in dieses innenpolitische Gemetzel, es gab auch erhebliche regionale Auswirkungen: Der jemenitische Bürgerkrieg verwandelte sich in einen großen Stellvertreterkrieg zwischen der schiitischen Islamischen Republik Iran und Saudi-Arabien, zu dem Raketenangriffe der Huthi auf saudische Ziele ebenso gehören wie saudische Luftangriffe als Vergeltung.
Im Kontext des Kriegs zwischen Israel und der Hamas sind die Huthis kaum mehr als eine iranische Raketenbasis, die nach Belieben zur Störung des globalen Handels genutzt werden kann. Trotzdem werden die Huthis von den Vereinigten Staaten nicht als terroristische Organisation eingestuft. Tatsächlich hat sich Amerika bisher weitgehend zurückgehalten, obwohl sich dies mit der Bildung einer US-geführten Koalition zum Schutz der Schifffahrt im Roten Meer ändern könnte.
Mögliche Strategie
Um wirksam gegen die Huthis und ihre iranischen Sponsoren vorzugehen, sollten mehrere Maßnahmen erwogen werden:
- Regionale Zusammenarbeit: Förderung des diplomatischen Engagements zwischen regionalen Mächten, insbesondere Saudi-Arabien und den anderen Staaten am Persischen Golf, um Spannungen abzubauen und die dem Konflikt zugrunde liegenden Probleme anzugehen. Dies kann dazu beitragen, die Situation zu deeskalieren und zu einer nachhaltigen Lösung zu führen.
- Stärkung internationaler Allianzen: Enge Zusammenarbeit mit internationalen Partnern, einschließlich der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga, um eine koordinierte Reaktion auf die Krise zu entwickeln und die Auswirkungen der Huthi-Aktivitäten zu mindern.
- Erhöhte Sicherheit im Seeverkehr: Verstärkung der Sicherheitsmaßnahmen im Seeverkehr, um die internationalen Schifffahrtsrouten vor Bedrohungen durch die Huthis zu schützen. Dazu gehören verstärkte Patrouillen und die Überwachung strategisch wichtiger Wasserstraßen wie des Roten Meeres und des Golfs von Aden, die für den weltweiten Handel von entscheidender Bedeutung und häufig Ziele von Angriffen der Huthis sind. Etwas in dieser Richtung scheint sich aktuell abzuzeichnen.
- Unterstützung der jemenitischen Regierung: Stärkung der legitimen jemenitischen Regierung und der lokalen Institutionen, um die Regierungsführung und die Erbringung von Dienstleistungen zu verbessern. Sie müssen in die Lage versetzt werden, den Huthis wirksam entgegenzutreten und die Ursachen des Konflikts wie wirtschaftliche Not und politische Marginalisierung zu bekämpfen.
- Operationen zur Terrorismusbekämpfung: Durchführung präziser und strategischer Operationen zur Terrorismusbekämpfung gegen Huthi-Milizen, insbesondere gegen diejenigen, die an grenzüberschreitenden Anschlägen und terroristischen Aktivitäten beteiligt sind. Diese Operationen sollten sorgfältig geplant werden, um die Zahl der zivilen Opfer zu minimieren und eine weitere Destabilisierung der Region zu vermeiden. Ein wirksamer Ansatz ist die Ausschaltung der wichtigsten Huthi-Führer.
- Informations- und Anti-Propaganda-Maßnahmen: Der Propagandamaschinerie der Huthis und des Irans muss entgegengewirkt werden, indem genaue Informationen gefördert und Fehlinformationskampagnen entgegengewirkt wird. Dazu gehört auch die Unterstützung unabhängiger Medien im Jemen und der Region, die eine ausgewogene und sachliche Berichterstattung ermöglichen. Darüber hinaus sind Investitionen in Deradikalisierungsprogramme ebenso notwendig wie die Unterstützung von Initiativen, welche die Versöhnung zwischen den verschiedenen sozialen und politischen Gruppen im Jemen fördern.
- Langfristige Stabilitäts- und Entwicklungsinitiativen: Dazu können Investitionen in Infrastruktur, Bildung, Gesundheitsversorgung und wirtschaftliche Möglichkeiten gehören.
Ein wirksamer Kampf gegen die Huthis erfordert eine umfassende Strategie, die diplomatische Bemühungen, gezielte Sanktionen, Sicherheitsmaßnahmen und humanitäre Hilfe miteinander verbindet und gleichzeitig die breitere geopolitische Dynamik in Bezug auf den Iran und regionale Akteure berücksichtigt.
Erfan Fard ist Analyst für Terrorismusbekämpfung und Forscher für Nahoststudien mit Sitz in Washington. (Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)