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Die Huthis: Eine vom Iran unterstützte Terrorarmee im Jemen

Vom Iran unterstützte Huthi-Milizen in Jemens Hauptstadt Sanaa
Vom Iran unterstützte Huthi-Milizen in Jemens Hauptstadt Sanaa (Imago Images / ZUMA Wire)

Angesichts der anhaltenden Unterstützung der jemenitischen Miliz durch den Iran könnte das Rote Meer zu einem weiteren Konfliktgebiet in Irans Stellvertreterkrieg gegen Israel werden.

Yaakov Lappin

Bei seinem ersten Einsatz gegen eine ballistische Boden-Boden-Rakete hat Israels Abfangsystem Arrow 2 in der vergangenen Woche erfolgreich die Bedrohung abgefangen, die vom Jemen aus auf die Stadt Eilat am Roten Meer im äußersten Süden des Landes abgefeuert worden war, bevor nur wenige Stunden später ein weiteres Geschoß aus dem Jemen abgefangen werden konnte.

Die Huthi-Milizen im Jemen haben bereits in der Vergangenheit regelmäßig Raketen und Drohnen auf den Süden Israels abgefeuert und das Tempo seit Beginn der Bodenoffensive der israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) im Gazastreifen am vergangenen Freitag weiter erhöht. Alle Bedrohungen aus dem Jemen wurden bisher sicher abgefangen, während die IDF auch die Präsenz der israelischen Marine in diesem Gebiet verstärkt haben.

Das von Israel Aerospace Industries in Zusammenarbeit mit dem israelischen Verteidigungsministerium hergestellte Arrow-Raketenabwehrsystem, das ballistische Raketen außerhalb der Erdatmosphäre abfangen soll, ist eine wichtige Komponente des mehrschichtigen israelischen Verteidigungssystems und feierte 2017 sein operatives Debüt, als es eine verirrte Flugabwehrrakete aus Syrien abfing. Die Huthis, die Israel Ende Oktober offiziell den Krieg erklärt haben, haben allerdings noch zahlreiche weitere Waffen in ihrem umfangreichen Arsenal.

Neue Front

Laut dem Forschungsdirektor am Institut für Politik und Strategie der Reichman-Universität in Herzliya und ehemaligen stellvertretender Leiter des Nationalen Sicherheitsrats Israels, Shaul Shay, verfügen die mit dem Iran verbündeten Milizen im Jemen über ein großes Arsenal an ballistischen Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen (UAV) mit einer Reichweite, die ausreicht, um den Süden des Landes zu treffen.

»Die Raketen und UAV der Huthis stammen ursprünglich aus iranischer Produktion, aber sie stellen bereits einige von ihnen im Jemen her«, sagte Shay, der erklärte, die iranischen Stellvertreter besäßen auch »reiche operative Erfahrung im Einsatz dieser Mittel gegen Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, gegen die sie seit 2015 kämpfen«. Wichtig sei es hinzuzufügen, dass sich die Bedrohung durch die Huthis auch gegen israelische Schiffe im Gebiet Bab al-Mandab und an den Küsten des Jemen richtet, wie die jemenitischen Milizen bereits öffentlich erklärt hätten.

Shaul wies darauf hin, dass die Huthis im Jemen sowohl die USA als auch Israel als Feinde betrachten. So laute der Slogan der Bewegung: »Tod für Amerika, Tod für Israel, Fluch über die Juden, Sieg für den Islam.« Schon in der Vergangenheit habe der deren Anführer wiederholt davor gewarnt, seine Milizen würden sich den Kriegen der Hisbollah und palästinensischer Terrorgruppen gegen Israel anschließen, was nun, wie Shay betonte, offiziell geschehen sei, womit sich eine neue Front eröffnet habe.

Bereits am 19. Oktober feuerten die Huthis Marschflugkörper und Drohnen in nördlicher Richtung auf Israel ab, die vom Zerstörer USS Carney im Roten Meer und Berichten zufolge auch von der saudischen Luftabwehr abgefangen wurden. Am 22. Oktober übernahm die jemenitische Miliz auch öffentlich die Verantwortung für diesen Angriff. Diese Abfangmanöver erfolgten zu einem Zeitpunkt, als zugleich auch Militärstützpunkte der US-Streitkräfte im Irak und in Syrien einer Flut von Drohnenangriffen ausgesetzt waren.

Am 27. Oktober wurden Nuweiba und Taba auf der nahe der israelischen Grenzen gelegenen ägyptischen Halbinsel Sinai getroffen. Die Huthis haben sich zu diesem Vorfall nicht offiziell geäußert, aber vom Jemen aus abgefeuerte und fehlgegangene Drohnen dürften laut Shay auch hinter dieser Explosion stecken. Der ägyptische Armeesprecher Gharib Abdel-Hafez sagte in seiner Erklärung, dass die »zwei Drohnen von südlich des Roten Meeres nach Norden flogen«.

Ausgefeilte Waffensysteme

Die Bedrohung Israels durch die Huthis scheint also zuzunehmen. Angesichts der anhaltenden Unterstützung der jemenitischen Miliz durch den Iran »könnte das Rote Meer zu einem weiteren Konfliktgebiet in Irans Stellvertreterkrieg gegen Israel werden«, sagte Shay. »Die Explosionen in Taba und Nuweiba verdeutlichen die Risiken, denen nicht nur Israel, sondern auch Ägypten und andere Länder in der Region ausgesetzt sind«, warnte er.

»Die Koordination des Irans mit seinen regionalen Stellvertretern seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober deutet stark darauf hin, dass diese Stellvertreter im Rahmen eines von Teheran organisierten strategischen Plans handeln«, erklärte Shay. Die Islamische Republik habe zwar eine Beteiligung an der Planung des Angriffs bestritten, aber der Oberste Führer des Landes, Ayatollah Ali Khamenei, und andere führende Funktionäre »lobten das Gemetzel in einer Fernsehansprache«.

Am 21. September hielt die Huthi-Armee im Jemen eine Militärparade ab, bei der die israelische Forschungsgruppe für Verteidigungsfragen Alma Center mehrere wichtige Waffensysteme identifizieren konnte. Zu diesen gehörten F-5-Kampfjets, Marineschiffe, Anti-Schiffs-Minen, Anti-Schiffs-Raketen mit einer Reichweite von 200 bis 350 Kilometern, Radarsysteme, Boden-Luft-Raketen, UAV mit einer Reichweite von bis zu 2.000 Kilometern, Marschflugkörper mit einer Reichweite von 700 bis 1.400 Kilometern und ballistische Raketen mit einer Reichweite von 300 bis 800 Kilometern.

Es wird vermutet, dass die Huthis auch über ballistische Langstreckenraketen des Typs Shahab 3 mit einer Reichweite von rund 2.000 Kilometern und über Quds-3-Marschflugkörper verfügen, die Nachbauten der iranischen Soumar sind und auch Israel treffen könnten.

Yaakov Lappin ist Korrespondent und Analyst für militärische Angelegenheiten in Israel. Er ist hausinterner Analyst am MirYam-Institut, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Alma-Forschungs- und Bildungszentrum und am Begin-Sadat-Zentrum für strategische Studien an der Bar-Ilan-Universität sowie Autor von Virtual Caliphate – Exposing the Islamist State on the Internet. (Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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