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Was tun gegen die Bedrohung der Seeschifffahrt durch die Huthis?

Huthi-Milizionär beim Kapern eines Schiffes im Roten Meer
Huthi-Milizionär beim Kapern eines Schiffes im Roten Meer (Imago Images / UPI Photo)

Die Angriffe der Huthis auf das Rote Meer durchquerende Schiffe werfen Fragen über die Auswirkungen auf den Welthandel und über die Art und Weise, wie ihnen begegnet werden kann, auf.

Die mit dem Iran verbündeten Huthi-Milizen im Jemen haben in den vergangenen Wochen Schiffe auf den Routen des Roten Meeres angegriffen und Drohnen und Raketen auf Israel abgefeuert. Die aktuelle Welle von Angriffen auf Handelsschiffe veranlasste kürzlich einige Reedereien, die Fahrt durch das Rote Meer einzustellen, darunter die dänische AP Moller-Maersk. Wie Maersk letzten Donnerstag mitteilte, wurde die Maersk Gibraltar auf der Fahrt von Salalah im Sultanat Oman nach Dschidda in Saudi-Arabien von einer Rakete getroffen.

Die Angriffe der Huthi konzentrieren sich dabei auf die Straße von Bab al-Mandab, eine zwischen dem Jemen und Dschibuti liegende, schmale Passage zwischen dem Roten Meer, dem Golf von Aden und dem Indischen Ozean, die für die Seeschifffahrt und hier insbesondere für den weltweiten Öltransport von großer Bedeutung ist. Jährlich passieren durchschnittlich 17.000 Frachtschiffe und Öltanker die Straße von Bab al-Mandab. Damit ist die Meerenge einer der am stärksten befahrenen Seewege der Welt, über den etwa ein Fünftel des weltweiten Ölverbrauchs läuft. Ihre Breite beträgt an der engsten Stelle lediglich rund dreißig Kilometer, was das Manövrieren von großen Tankern erschwert und deren Bewegungsfreiheit auf je eine Fahrspur für ein- und ausgehende Transporte beschränkt.

Bildung einer Marinekoalition

Die ägyptische Forscherin Sajida Muhammad hält die Befürchtung, die Huthis könnten den Handelsverkehr durch das Rote Meer vollständig unterbrechen, für übertrieben, da die jemenitischen Milizen über keine Marineschiffe verfügen, um die Handelsrouten im Roten Meer streng zu kontrollieren. Dennoch könne man nicht ignorieren, »dass die Angriffe eine große Gefahr und Bedrohung für die Schiffe darstellen, selbst, wenn die Milizen nicht in der Lage sind, die Kontrolle und den Einfluss auf die gesamte Straße von Bab al-Mandab auszuweiten«.

Um dieser Bedrohung zu begegnen, erklärte der US-Beauftragte für den Jemen, Tim Lenderking, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Vereinigten Staaten eine »breite Marinekoalition« bilden wollen, um die Schiffe zu schützen und ein »starkes Signal« an die Huthis zu senden, dass weitere Angriffe nicht toleriert werden.

Laut Lenderking wollen die Vereinigten Staaten die derzeitige internationale maritime Task Force »zu einer internationalen Koalition ausbauen, die einige Ressourcen für den Schutz der Freiheit der Schifffahrt zur Verfügung stellt«. Die derzeitige als Combined Task Force 153 bekannte Einsatzgruppe für das Rote Meer und den Golf von Aden ist eine Koalition aus 39 Nationen unter der Leitung des Vizeadmirals der Fünften US-Flotte mit Sitz in Bahrain.

Der britische Vizeadmiral im Ruhestand, Duncan Potts, bezweifelt jedoch die Möglichkeit, eine Militäroperation gegen die Huthis im Jemen durchzuführen. Er meint, die militärischen Möglichkeiten, der Bedrohung durch die Huthis zu begegnen, seien begrenzt. Auch sei es »operativ schwierig, Schiffe in einem Konvoisystem durch die Region zu bewegen, wie man es etwa im Zweiten Weltkrieg im Atlantik gemacht hat«.

Zu den Möglichkeiten, die Huthis abzuschrecken, sagte der Chefexperte des Atlantic Council, Rich Otzen, gegenüber der arabischen Version der amerikanischen Website Al Hurra, Washington könne die Bedrohungen durch eine verstärkte Flottenpräsenz sowie durch Bemühungen zur Bekämpfung der Piraterie in der Golfregion angehen. »Vielleicht kann auch ein gezielter Schlag gegen einen hochrangigen Huthi-Führer (ähnlich dem Schlag gegen den iranischen Führer der Revolutionsgarden-Auslandeinheit, Qassem Soleimani) ein Zeichen für eine ernsthafte Absicht sein, wenn es der derzeitigen Regierung in dieser Angelegenheit tatsächlich ernst ist.«

Der Professor für internationale Beziehungen und Außenpolitik, Khaled Al-Ezzi, ist der Ansicht, der erste Schritt zur Abschreckung von Huthi-Angriffen bestehe derzeit darin, »die jemenitischen Milizen wieder auf die Terroristenliste zu setzen«, woraufhin dann auch »die Möglichkeit eines begrenzten Militärschlags besteht«.

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