Erweiterte Suche

Kann Brasiliens Präsident Lula nicht rechnen – oder will er nicht?

Brasiliens Präsident Lula da Silva mit dem Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde Mahmud Abbas
Brasiliens Präsident Lula da Silva mit dem Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde Mahmud Abbas (Imago Images / ZUMA Wire)

Wie Israel das Kunststück zustande gebracht haben soll, dass im Gazakrieg 12,3 Millionen Kinder gestorben sind, verriet Lula nicht, beträgt die Gesamtbevölkerung von Gaza und Israel doch nur elf Millionen Menschen.

Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva behauptete am Mittwoch, in dem fast sechsmonatigen Krieg in Gaza und Israel seien über zwölf Millionen Kinder gestorben. Wie der israelische Sender Armeeradio am Donnerstag berichtete, sagte der Staatschef unter Berufung auf im Internet kursierende Dokumente auf einer Regierungskonferenz über die Rechte von Kindern und Jugendlichen in der Hauptstadt Brasilia, dass »12,3 Millionen Kinder im Gazastreifen und in Israel wegen des Kriegs gestorben sind«.

Die Gesamtbevölkerung Israels und des Gazastreifens betrug im Jahr 2023 rund elf Millionen Menschen. Die von Lula genannte Zahl ist etwa 375-mal so hoch wie die vom Hamas-geführten Gesundheitsministerium während des Konflikts angegebene Zahl der Toten im Gazastreifen, die ihrerseits nicht zwischen Kombattanten und Nichtkombattanten unterscheidet und deren Genauigkeit von Experten infrage gestellt wurde.

Wiederholungstäter

Israels Außenminister Israel Katz erklärte Brasiliens Präsident Lula im Februar zur Persona non grata, nachdem dieser den Krieg Israels gegen die Hamas mit dem Holocaust verglichen hatte. Katz, Sohn rumänischer Holocaust-Überlebender, sagte dem brasilianischen Botschafter Federico Mayer während einer eilig arrangierten Führung durch die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, dass Israel »nicht vergessen und nicht vergeben« werde, solange Lula keine Reue für seine Worte zeige.

»Ich möchte Ihnen hier sagen, dass die Äußerungen von Präsident Lula, in denen er den gerechten Krieg des Staates Israel gegen die Hamas, die Juden ermordet und massakriert hat, mit Hitler und den Nationalsozialisten verglich, eine absolute Schande und ein schwerer antisemitischer Angriff auf das jüdische Volk und den Staat Israel sind«, sagte Katz damals dem sichtlich schockierten Botschafter in der Holocaust-Gedenkstätte. »Sagen Sie Präsident Lula in meinem Namen und im Namen aller israelischen Bürger, dass wir ihm nicht verzeihen werden und er in Israel eine Persona non grata ist, bis er seine Äußerungen zurücknimmt und sich entschuldigt.« Zusätzlich erhielt der Botschafter einen strengen Verweis vom israelischen Außenministerium.

»Was im Gazastreifen geschieht, ist kein Krieg, sondern ein Völkermord«, sagte Lula am 18. Februar vor Reportern in Äthiopien, wo er an einer Konferenz der Afrikanischen Union teilnahm. »Was im Gazastreifen mit dem palästinensischen Volk geschieht, hat es zu keinem anderen Zeitpunkt in der Geschichte gegeben. Eigentlich ist es doch schon einmal geschehen: als Hitler beschloss, die Juden zu töten«, fügte er hinzu.

Im Zuge einer weiteren Eskalation der diplomatischen Spannungen rief Lula seinen Botschafter »zu Konsultationen« nach Brasilien zurück, womit die bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Ländern in eine ausgewachsene Krise gerieten. Zugleich berief der brasilianische Außenminister Mauro Vieira den israelischen Botschafter unter Hinweis auf die »Ernsthaftigkeit« der Äußerungen israelischer Beamter zu einem Treffen in Rio de Janeiro ein.

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu, der Lula beschuldigt hat, ein »bösartiger Antisemit« zu sein, sagte am 18. Februar vor führenden Vertretern der amerikanischen Juden, Lula habe das Andenken an die sechs Millionen im Holocaust ermordeten Juden in schändlicher Weise beschmutzt und den jüdischen Staat verleumdet.

Während seiner ersten Amtszeit (2011–2017) suchte Präsident Lula den Schulterschluss mit dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, unterstützte die Hamas im Gazastreifen und anerkannte im Jahr 2010 einen Staat »Palästina« in den »Grenzen von 1967«. Für den Bau einer pompösen Botschaft im Stil des Jerusalemer Felsendoms hatte er der Palästinensischen Autonomiebehörde ein riesiges Areal in der Nähe des Regierungsviertels geschenkt, was damals laut einem Bericht der Jerusalem Post in brasilianischen Sicherheitskreisen Besorgnis auslöste, da die Botschaft für Terroranschläge genutzt werden könnte.

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren sowie ein Editorial des Herausgebers.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir sprechen Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie einen unabhängigen Blickzu den Geschehnissen im Nahen Osten.
Bonus: Wöchentliches Editorial unseres Herausgebers!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!