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Hamas: Propaganda mit Opferzahlen

Von der Hamas stammende Opferzahlen stehen oft an der Spitze der aktuellen Nachrichten. (© imago images/Pond5 Images)
Von der Hamas stammende Opferzahlen stehen oft an der Spitze der aktuellen Nachrichten. (© imago images/Pond5 Images)

Die bloße Wiedergabe von Opferzahlen sagt kaum etwas aus und spielt der Hamas in die Hände.

Kaum eine Nachrichtensendung über den Krieg gegen die Hamas kommt dieser Tage ohne die Erwähnung der aktuellen Zahl der Todesopfer im Gazastreifen aus. Zu Recht spricht Ben Segenreich in seinem jüngsten Video-Blogbeitrag für Mena-Watch von der »verdrehten Logik des Zahlenkriegs«, in der gelte: Wer mehr Tote vorzuweisen hat, ist im Recht.

Nach dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober hatte Israel in diesem bizarren Wettstreit einige Zeit lang, wie Segenreich betont, noch einen »traurigen Vorsprung«: über 1.400 bestialisch Ermordete, davon rund 1.100 Zivilisten. Doch je länger der Krieg andauert, umso höher steigt die Zahl der Toten im Gazastreifen: knapp über 8.500 sollen es mittlerweile sein. Und je weiter die Zahl steigt, umso stärker wird der Druck auf Israel, zumindest einer Waffenruhe zuzustimmen, wenn nicht gar den Kampf zu beenden.

Fragwürdige Zahlen

Es gibt in der Tat gute Gründe, die Zahlen über Tote im Gazastreifen anzuzweifeln: Die Angaben stammen vom »Gesundheitsministerium« in Gaza, also von der Hamas, die in diesem Krieg, der nicht zuletzt auch ein Krieg um die Meinung der internationalen Öffentlichkeit ist, großes Interesse daran hat, Israel mit möglichst dramatischen Zahlen an den Pranger zu stellen.

Niemand weiß, wie viele der über 8.500 Toten erfunden wurden, so wie jene 500 Opfer eines angeblichen israelischen Angriffs, die erfunden wurden, nachdem eine fehlgeleitete Rakete des Palästinensischen Islamischen Dschihads bei einem Krankenhaus in Gaza einschlagen war. Keiner kann sagen, wie viele der Tausenden Toten sonst noch direkt auf Raketen der palästinensischen Terrorgruppen zurückzuführen sind; Schätzungen gehen davon aus, dass mindestens zehn Prozent der über 8.500 auf Israel abgefeuerten Raketen und sonstigen Geschoße bereits im Gazastreifen niedergingen.

Niemand weiß, bei wie vielen der Opfer es sich nicht um Zivilisten, sondern um Terroristen von der Hamas und anderen Gruppen handelt. Beim Krieg im Gazastreifen 2014 war das rund die Hälfte der Toten, doch auch die Terrorgruppen lernen dazu und veröffentlichen dieses Mal anscheinend keine ihrer sonst üblichen Märtyrerhuldigungen, anhand derer sich ihre Mitglieder unter den Toten identifizieren lassen.

Keiner kann sagen, wie viele der Zivilisten starben, weil Hamas & Co. unter ihren Wohnhäusern Tunnel, Raketen- und Munitionsdepots angelegt und sie damit zu legitimen militärischen Zielen gemacht hat. Wie viele könnten noch leben, hätten die Terrorgruppen sie nicht zu lebenden Schutzschilden für ihren Krieg gegen Israel gemacht? Hätte die Hamas sie nicht daran gehindert, sich in Sicherheit zu bringen, so wie Israel es fordert, bevor es Ziele angreift?

Nicht der Hamas auf den Leim gehen

All diese Fragen gehen in der Nennung der bloßen Zahl der Getöteten unter, ganz abgesehen davon, dass die entscheidende Frage nach der Verantwortung für das Elend ausgeblendet wird: Die Hamas hat Israel diesen Krieg aufgezwungen und missbraucht die palästinensischen Toten für »zynische Zahlenspiele« (Segenreich) im Medienkrieg.

Erfolg hat sie damit aber nur, weil die internationale Öffentlichkeit das mit sich machen lässt und anhand von verschleiernden und verzerrenden Zahlen in die Klagen über »Kriegsverbrechen« und die angebliche »Unverhältnismäßigkeit« der israelischen Operationen einstimmt. Und das meist, ohne über die Informationen zu verfügen, die notwendig wären, um ein solches Urteil überhaupt fällen zu können.

So sagt die Tatsache, dass bei einem Angriff Zivilisten zu Schaden kommen oder getötet werden, noch nichts über dessen Rechtmäßigkeit nach den Regeln des humanitären Völkerrechts aus. Ohne zu wissen, warum ein bestimmtes Ziel attackiert wurde, wer oder was getroffen werden sollte und welchen militärischen Nutzen die Zerstörung des Ziels aus Sicht der Verantwortlichen gebracht habe, lässt sich beispielsweise die Verhältnismäßigkeit eines Angriffs gar nicht beurteilen.

Zivile Opfer sind fürchterlich, aber im Krieg in einem urbanen Umfeld, in dem sich Terrorgruppen hinter der Zivilbevölkerung verstecken, leider unvermeidlich. Wir alle sollten das in der Tat »zynische Zahlenspiel« der Hamas nicht mitspielen und sie nicht aus der Verantwortung lassen, die sie für das Elend im Gazastreifen trägt.

Dies ist ein Auszug aus unserem Newsletter vom 1. November. Wenn Sie den nächsten Newsletter erhalten möchten, melden Sie sich an!

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