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Berlinale: »Der Antisemitismus sitzt in der ersten Reihe«

Bei der Abschlussgala bekundete Ben Russell (li.) seine Solidarität mit »all unseren Genossen« im Gazastreifen. (© imago images/Future Image)
Bei der Abschlussgala bekundete Ben Russell (li.) seine Solidarität mit »all unseren Genossen« im Gazastreifen. (© imago images/Future Image)

Die Berlinale ging mit begeistert umjubelten Israelhass zu Ende. Am nächsten Sonntag heißt es dann wieder, Antisemitismus habe im Land keinen Platz.

»Mit der Berlinale wurde schon wieder eine der wichtigsten Kulturveranstaltungen in Deutschland für ideologische Hetze gegen Israel und Juden missbraucht.« So reagierte der Zentralrat der Juden in Deutschland am Sonntag auf X auf die Vorfälle im Rahmen des eben zu Ende gegangenen Berliner Filmfestivals.

Tags zuvor hatten mehrere der mit Preisen ausgezeichneten Künstler ihre Bühnenauftritte zu Verbalattacken auf Israel benutzt. Ein palästinensischer Regisseur hatte sich beklagt, dass Zehntausende »seiner Leute« von Israel »abgeschlachtet« würden, und ein Ende deutscher Waffenlieferungen an Israel gefordert. Sein israelischer Kollege hatte Israel als »Apartheidstaat« diffamiert. Der amerikanische Regisseur Ben Russell sprach, mit über die Schultern geworfenem Palästinensertuch, von einem israelischen »Genozid« und forderte einen sofortigen Waffenstillstand »in Solidarität mit all unseren Genossen«. Die kaum verdeckte Unterstützungsbekundung für die Hamas war vom Publikum mit tosendem Applaus begrüßt worden.

Über die Hamas, das von ihr begangene Massaker am 7. Oktober 2023 und die zahllosen Kriegsverbrechen der Islamisten in den Monaten danach war von den versammelten Künstlern nichts zu hören gewesen, genauso wenig übrigens wie auch nur Erwähnungen der nach wie vor im Gazastreifen von der Hamas verschleppten israelischen Geiseln – einzig die Co-Chefin der Berlinale, Mariette Rissenbeek, hatte deren Freilassung gefordert.

Am Sonntag erschienen auf einer Instagram-Seite der Berlinale zudem mehrere Beiträge, in denen Israel dämonisiert und mit der Parole »FREE PALESTINE. From the River to the Sea« die Auslöschung Israels gefordert wurde.

Zurückrudern

Der Führung des vom Land Berlin und vom Ministerium für Kultur und Medien mit Millionenbeträgen geförderten Festivals blieb wenig anderes übrig, als öffentlich zurückzurudern. Die antiisraelischen Äußerungen der Preisträger seien deren »unabhängige individuelle Meinungen« und müssten akzeptiert werden, »solange sie sich innerhalb der gesetzlichen Grenzen bewegen«, sie gäben »in keiner Form die Haltung des Festivals wieder«, hieß es gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Und die diffamierenden und zur Vernichtung Israels aufrufenden Beiträge auf einem Instagram-Account der Berlinale? Die seien das Ergebnis eines Hackerangriffs gewesen, man habe »Strafanzeige gegen Unbekannt« gestellt. »Dass jemand einen Berlinale Social-Media-Kanal für antisemitische Hetze missbraucht, ist unerträglich.«

Immer diese Kunstszene …

Mit der Berlinale wurde erneut eine renommierte und staatlich großzügig geförderte Kunstveranstaltung zur Bühne für Hass auf Israel, nicht anders als schon bei der documenta fifteen im Sommer 2022, die zu einem israelfeindlichen und teils offen antisemitischen Spektakel verkommen war. Stets handelt es sich um Veranstaltungen, die sich ihrer »Diversität« und »Offenheit« rühmen, in denen am Ende der jüdische Staat diffamiert oder gleich dessen Auslöschung gefordert wird.

Im Vorfeld der Berlinale hatte es noch geheißen, das Festival sei »keine Bühne für Hass und Extremismus« und werde dem Hass »Respekt und Mut«, »Freude und Verständigung« sowie »Empathie und Humanität« entgegensetzen. Öffentlich setzte sich die Festivalleitung im Kampf gegen die AfD in Szene, deren Vertreter von der Eröffnung der Berlinale ausgeladen wurden. Gegenüber dem Israelhass und dem antiisraelischen Extremismus der eigenen Klientel und des eigenen Publikums war von solcher Entschlossenheit nichts zu bemerken – auf »Empathie und Humanität« konnte allenfalls die Hamas hoffen, nicht aber der jüdische Staat.

»Hetze gegen Israel und Juden auf deutschen Kulturveranstaltungen ist eine erschreckende Regelmäßigkeit geworden«, bemerkte dazu der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Josef Schuster. »Schon wieder ducken sich bei der Berlinale viele politisch Verantwortliche weg und haben nicht den Mut, gegen Applaus für Israelhass aufzustehen.« Er erwarte sich von den politisch dafür Verantwortlichen – Ministerin Claudia Roth war bei dem Berlinale-Eklat im Publikum gesessen – »endlich klare Positionierungen und Konsequenzen für die Kulturförderung«.

… und ihr Publikum

Aber nicht nur die Festivalleitung und die Israelhasser unter den Künstlern sollten in der Kritik stehen, sondern auch das Publikum, das die Israel diffamierende und dämonisierende Propaganda mit frenetischem Applaus begrüßt hat, all die »aufgebrezelten Überglücklichen, die es auf jene Gästeliste geschafft haben, auf der Hass angeblich keinen Platz finden sollte«, wie David Baum schreibt. »Die einen hassen, die anderen feiern den Hass. Man weiß nicht, was man verwerflicher finden soll.«

Zumal klar ist, dass dasselbe Publikum keine Sekunde zögern und deutlich reagieren würde, würden sich Leute auf der Bühne in ähnlichen Diffamierungen von Schwarzen, Homosexuellen oder Frauenhasser ergehen. Aber bei Judenhass, kommentiert Filipp Piatov zu Recht, bleiben diese Leute entweder sitzen oder spenden sogar begeisterten Beifall:

»Die Wahrheit ist: Antisemitismus hat einen Platz in Deutschland. Nicht nur irgendwo in den Rechtsaußen-Hochburgen Ostdeutschlands oder muslimisch geprägten Problemvierteln der Metropolen. Nein, der Antisemitismus sitzt in Deutschland in der ersten Reihe.«

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