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»Al-Aqsa« in Gefahr: Geschichte einer hundert Jahre alten Lüge

Der Mufti von Jerusalem 1921 auf dem Tempelberg
Der Mufti von Jerusalem 1921 auf dem Tempelberg (© Imago Images / Artokoloro)

Haj Amin al-Husseini, der berüchtigte antisemitische Großmufti von Jerusalem und Nazi-Kollaborateur, gilt als Erfinder einer Verleumdung, die bis heute verbreitet wird, um den Hass gegen Israel zu schüren.

Alex Sternberg

Der vor rund zwei Wochen Besuch des neuen israelischen Ministers für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, auf dem Tempelberg verlief so ereignislos, wie es sich gehört. Schließlich ist Ben-Gvir ein israelischer Minister, der sich bei dem Besuch nicht gegen den Status quo verstieß

Als er seine Absicht ankündigte, den Tempelberg besuchen zu wollen, nannte die Hamas dies jedoch ein »Verbrechen« und eine »schamlose Aggression«. Die Palästinensische Autonomiebehörde bezeichnete den Besuch als »beispiellose Provokation und gefährliche Drohung«. Auch Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Jordanien verurteilten die Visite und die USA forderten erneut, dass Israel den Status quo an den heiligen Stätten Jerusalems aufrechterhält.

Diese Reaktionen waren nicht ungewöhnlich. Der Tempelberg ist seit über einem Jahrhundert ein einzigartiger Brennpunkt zwischen Juden und Arabern. Der Ruf »Al-Aqsa ist in Gefahr« ist seit Langem eine bequeme Verleumdung, die von skrupellosen arabischen Führern benutzt wird, um die Massen zur Gewalt anzustacheln.

Entstehung einer Lüge

Der Vater dieser Verleumdung war der Großmufti von Jerusalem Haj Amin al-Husseini, ein berüchtigter Antisemit und Nazi-Kollaborateur, der seine schändlichen Aktivitäten in den frühen 1920er Jahren begann. Als Islamist mit Hang zur Selbstdarstellung erkannte er, dass er durch die Instrumentalisierung der Al-Aqsa-Moschee, dem bedeutendsten Symbol des Islams im damaligen Palästina, seine politischen Ambitionen fördern konnte.

Husseini war schon früh ein Feind des Zionismus und hetzte regelmäßig gegen die Juden im damaligen Palästina, was bereits im Jahr 1920 zu fünf Toten und 211 Verletzten führte. 

Im Jahr 1929 nutzte er die Gelegenheit von Tischa BeAv, dem jüdischen Trauertag für die Zerstörung des Jerusalemer Tempels, um einer arabischen Menschenmenge mit der Lüge aufzustacheln, die Juden würden planen, Al-Aqsa zu zerstören und den Tempel an ihrer Stelle wieder aufzubauen. »Al-Aqsa ist in Gefahr!«, rief er und deutete auf die Scharen von Juden, die sich in die enge Gasse an der Westmauer drängten, um der Zerstörung des Tempels zu gedenken. 

Unmittelbar danach zogen wütende Mobs durch die jüdischen Gemeinden, griffen friedliche Juden an, vergewaltigten, töteten und plünderten. Hunderte wurden in Hebron, Safed und Jerusalem ermordet. Husseini wurde von den Briten inhaftiert, kurz darauf freigelassen und anschließend zum Mufti von Jerusalem ernannt. Dieser neue Titel verschaffte ihm eine begehrte Position innerhalb der arabischen Gemeinschaft.

In den folgenden Jahren war Husseini für einen Großteil der antibritischen und antijüdischen Agitation verantwortlich, die in dem berüchtigten arabischen Aufstand von 1936 bis 1939 gipfelte. Die Briten ließen daraufhin Hunderte von arabischen Führern hinrichten, gaben aber auch das berüchtigte Weißbuch heraus, das die jüdische Einwanderung nach Palästina einschränkte, gerade als die Nazis mit dem Abschlachten der europäischen Juden begannen. Nun hatten die Juden einen Ort weniger, an den sie fliehen konnten.

Die Briten wiesen den Mufti schließlich aus Palästina aus, doch in Berlin erwartete ihn als Gast Hitlers ein herzliches Willkommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor er einen Großteil seines Einflusses und wurde mit der Gründung Israels aus dem jüdischen Land verbannt. Er ließ sich in Ägypten nieder, wo er einen jungen ägyptischen Agitator namens Jassir Arafat kennenlernte. Unter der Anleitung des Muftis entwickelte sich Arafat zu einem Palästinenser und lernte die Nützlichkeit des Schlachtrufs »Al-Aqsa ist in Gefahr« kennen.

Al-Aqsa-Intifada

Die vielleicht berühmteste Umsetzung dieser uralten Verleumdung fand zu Beginn der »Al-Aqsa-Intifada« statt, die im Jahr 2000 ausbrach und für die der damalige Oppositionsführer Ariel Sharon mit seinem Besuch auf dem Tempelberg verantwortlich gemacht wurde. Dies nutzten die Palästinenser als Vorwand für einen jahrelangen Terrorkrieg, der Tausende von israelischen und palästinensischen Opfern forderte.

In Widerlegung der Behauptung, Sharon habe die Intifada ausgelöst, wurde Jahre später die Wahrheit aufgedeckt, die auch von Arafats Frau und Nabil Shaath, einem Mitglied des Zentralkomitees der Fatah, bestätigt wurde. So kehrte Arafat im Juli 2000 von den Friedensgesprächen mit dem damaligen US-Präsidenten Bill Clinton und dem israelischen Premierminister Ehud Barak in Camp David zurück, auf denen Barak Arafat 97 Prozent der Westbank angeboten hatten, was Arafat jedoch ablehnte.

Einer der Knackpunkte der Verhandlungen war die gemeinsame Nutzung des Tempelbergs durch Araber und Juden. Obwohl Clinton sie für vernünftig hielt, war Arafat nicht bereit, diese Bedingung zu akzeptieren. Der US-Präsident war wütend und machte Arafat für das Scheitern der Gespräche verantwortlich, weswegen Arafat ein Ablenkungsmanöver brauchte. Und so befahl er seinen Untergebenen, die neue Intifada zu planen. Als dann zwei Monate später Sharons Besuch auf dem Tempelberg stattfand und bot dies einen günstigen Vorwand, um die längst geplante Terrorwelle zu starten.

In Camp David hatte Arafat gegenüber Bill Clinton erklärt, die Juden hätten keine Verbindung zu Palästina, da sie nie im Land Israel gelebt hätten und es in Jerusalem nie einen jüdischen Tempel gegeben habe. Einem Bericht der Zeitschrift Newsweek zufolge reagierte Clinton mit ungläubigen blicken und der Antwort, er wisse »dass es dort einen Tempel gab.«

Die Lüge lebt weiter

Die Lüge von Arafat ist nicht tot. Sie ist sogar zu einem großen Thema geworden, wenn muslimische »Gelehrte« und »Archäologen« behaupten, es habe nie einen jüdischen Tempel gegeben. Auch arabische Regierungen leugnen immer wieder die Existenz eines jüdischen Tempels in Jerusalem. Aufgrund ihrer Lobbyarbeit stimmte die UNESCO kürzlich dafür, in einer Erklärung jede jüdische Verbindung zum Tempelberg auszuradieren und die Klagemauer zum muslimischen Kulturerbe zu erklären.

Die Palästinenser wissen, dass ihre Lüge in Gefahr ist, wenn Israel jüdische Rechte auf dem Tempelberg geltend macht. Deshalb geraten sie regelmäßig in Hysterie, wenn auch nur der geringste Hinweis auf jüdische Präsenz an dieser Stätte auftaucht. Sie wissen, was der Talmud lehrt: Wenn jemand Eigentum erwirbt, ergreift er Maßnahmen, um geltend zu machen, dass er es besitzt, indem er zum Beispiel einen Zaun aufstellt oder ein Feld pflügt. Die Araber tun alles in ihrer Macht Stehende, um Israel daran zu hindern, auch nur irgendein Zeichen des Besitzes am Tempelberg errichten zu können. Sie tun dies, weil sie wissen, dass ihr Versuch, die Juden aus dem Land Israel zu vertreiben, scheitern wird, wenn Israel sein Eigentum geltend macht.

Die Israelis haben begriffen, dass diese Vorgangsweise Teil des ultimativen Ziels der Palästinenser ist, das ganze Land »vom Fluss bis zum Meer«, also ganz Israel, zurückzuerobern. Derartige Versuche, die Juden zu vertreiben und zu vernichten, beginnen immer mit Lügen – und diesen muss entgegengetreten werden. Das hat der damalige Verteidigungsminister Moshe Dayan unterschätzt, als er 1967 die Kontrolle über den Tempelberg an die jordanische Religionsstiftung, die Waqf abgab.

Alex Sternberg ist Autor von Recipes from Auschwitz: The Survival Stories of Two Hungarian Jews with Historical Insight. (Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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