Der Vortrag wird die unterschiedlichen Begründungsmuster antizionistischer Propaganda nachzeichnen und die aktuellen Konstellationen nach der Hamas-Vernichtungsaktion vom 7. Oktober unter besonderer Berücksichtigung des iranischen Regimes und vor dem Hintergrund der historischen Entwicklungen seit der Gründung der Muslimbruderschaft skizzieren.
In Diskussionen über den Konflikt Israels mit seinen Nachbarn trifft man regelmäßig auf die Behauptung, der Antisemitismus in der Region sei erst als Reaktion auf die Gründung des jüdischen Staates 1948 virulent geworden.
Der Vortrag von Stephan Grigat vom Centrum für Antisemitismus- und Rassismusstudien (CARS) wird dagegen zeigen, inwiefern der Antisemitismus in den arabischen und islamischen Gesellschaften eine der zentralen Ursachen für diesen Konflikt ist und die Auseinandersetzungen in der Region bis in die Gegenwart entscheidend prägt. Die antijüdischen Traditionen islamischer Gesellschaften und der europäische Antisemitismus transformieren sich im 20. Jahrhundert zu einem antisemitischen Antizionismus, der aktuell sowohl in Europa als auch in Nahost von politischen Akteuren unterschiedlichster Couleur propagiert wird.
Es soll gezeigt werden, wie der Zionismus vor dem Hintergrund einer kritischen Theorie des Antisemitismus zu verstehen ist, und was der von Adorno formulierte neue kategorische Imperativ, alles Handeln und Denken im Stande der Unfreiheit so einzurichten, dass Auschwitz sich nicht wiederholen kann, in der gegenwärtigen Konstellation und angesichts der aktuellen Bedrohung des jüdischen Staates bedeutet.