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Knesset-Ausschuss hört Zeugenaussagen über sexuelle Gewalt der Hamas

Sexuelle Gewalt der Hamas: Gedenkstein für die israelische Geisel Shani Louk
Sexuelle Gewalt der Hamas: Gedenkstein für die israelische Geisel Shani Louk (Quelle: JNS)

Das Schweigen der internationalen Organisationen und vor allem der feministischen Bewegungen bezüglich der sexuellen Verbrechen der Hamas empört Israel. Nun wurde in der Knesset ein Ausschuss gegründet, um diese Gewalttaten zu dokumentierten und die Opfer zu unterstützen.

Sveta Listratov 

»Es wird hier einige schwierige Dinge zu verdauen geben, also atmen Sie tief durch.« Der Knesset-Ausschuss für weibliche Opfer sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt eröffnete seine Sitzung am Dienstag mit einer Triggerwarnung, auf die anhaltendes Weinen der Teilnehmer folgte. »Ich selbst will nicht glauben, was passiert ist«, sagte der Mitarbeiter der Katastrophenschutzorganisation ZAKA, Haim Otmazgin, der bei der Sitzung Bericht erstattete. 

Otmazgin, der ein Team leitete, das nach dem Massaker vom 7. Oktober auf dem Supernova-Musikfestival Leichen vom Ort des Geschehens barg, sagte den in der Knesset Anwesenden: »Wenn ich höre, wie jemand in Frage stellt, was dort passiert ist, stehe ich auf und sage: Ich habe es mit eigenen Augen gesehen, und es ist alles auf meinem Handy‹.«

Seine schonungslosen Beschreibungen der Verbrechen sollen dem Ziel dienen, ein größeres und mehr verbreitetes Bewusstsein für die brutale sexuelle Gewalt der Hamas zu schaffen. »Ich sah entkleidete Frauen. Man konnte sehen, wie jemand mit ihnen kämpfte, um sie so auszuziehen, wie wir sie vorfanden«, erinnerte sich Otmazgin. Sein Team »arbeitete wie eine Maschine, um so schnell wie möglich so viele Leichen wie möglich zu bergen«, während die Armee in ihrer Nähe gegen Terroristen kämpfte und die Gefahr bestand, dass die Leichen nach Gaza verschleppt würden.

»Eine Frau war gefesselt, eine entkleidet, einer anderen wurden Körperteile abgetrennt. Es ist wie eine Serie von Bildern, die sich immer und immer wieder wiederholt. Wir sahen dasselbe im Kibbuz Re’im und später in anderen Kibbuzim«, schilderte Otmazgin seine Erlebnisse vom 7. Oktober.

»In einem Haus in einem Kibbuz fanden wir in einem Sicherheitsraum eine Mutter mit Handschellen an den Händen und ihre Tochter. In einem anderen Raum entdeckten wir ein junges Mädchen auf dem Bett, die Oberkleidung hochgezogen, mit einem Schuss in den Kopf und durchgeschnittener Kehle. Ihre Hose war heruntergekrempelt, sie trug keine Unterwäsche. Es gibt zu viele solcher Fälle, und nein, wir haben kein Videomaterial, um zu zeigen, was diesen Frauen angetan wurde, aber die Bilder, die wir gesehen haben, erzählen eine Geschichte, die nicht anders zu interpretieren ist.«

Wie Puppen

Eine der Anfang November freigelassenen Geiseln, Chen Goldstein Almog, äußerte sich besorgt über die Frauen, die noch immer in Gefangenschaft sind: »Es gibt in Gaza Mädchen, die schon seit einiger Zeit ihre Periode nicht mehr haben, vielleicht wegen der Bedingungen in der Gefangenschaft. Das ist der Gedanke, der uns durch den Kopf geht, dass sie vielleicht wenigstens auf diese Weise nicht schwanger werden, während sie in der Gefangenschaft vergewaltigt werden.«

Aviva Siegal, die ebenfalls während des Waffenstillstands im November freikam, sagte den Abgeordneten, es sei ihr nicht leichtgefallen, an der Parlamentssitzung teilzunehmen, sie es aber als ihre Pflicht empfunden habe. »Die Terroristen bringen Puppenkleidung mit, unangemessene Kleidung für diese Mädchen, denn sie machen sie zu Marionetten an einer Schnur. Sie machen mit ihnen, was sie wollen, wann immer sie wollen. Und es muss gesagt werden, dass auch Männer dasselbe wie die Mädchen und Frauen durchmachen. Sie werden nicht schwanger, aber sie sind auch eine Marionette an einer Schnur.«

Es habe nicht eine Minute gegeben, in der sie und ihre Mitgefangegen nicht auf jede erdenkliche Weise missbraucht worden seien, »und diese Mädchen sind immer noch da« erinnerte sie sich, während die Zuhörer schluchzten. »Mein Herz ist immer noch dort, und es explodiert«, fügte Siegal hinzu. »Ich kann nicht verstehen, dass die Welt schweigt.«

Internationale Ignoranz

Als internationale Frauenorganisationen nach dem 7. Oktober den sexuellen Missbrauch, dem israelische Frauen ausgesetzt waren, ignorierten oder leugneten, bildete die Regierung in Jerusalem eine unabhängige Kommission, welche die sexuelle Gewalt dokumentieren, das Bewusstsein schärfen und den Opfern Gerechtigkeit verschaffen sollte.

Die Jura-Professorin Cochav Elkayam-Levy, die den Vorsitz der Kommission innehat, meinte gegenüber den Abgeordneten: »Angesichts des internationalen Schweigens ist uns klar, dass wir eine historische Aufgabe haben. Das Versagen der internationalen Organisationen, ihr Schweigen, das Israels Dämonisierung in der Welt verursacht. … Wenn die internationale Gemeinschaft nicht bereit ist, ihre Stimme zu erheben, werden wir es selbst tun.«

Das ganze Ausmaß der Vergewaltigungen wird vielleicht nie bekannt werden, da die meisten Opfer und Zeugen getötet wurden. Bei den Angriffen der Hamas auf israelische Gemeinden in der Nähe der Gaza-Grenze am 7. Oktober wurden rund 1.200 Menschen ermordet. Mehrere weibliche Geiseln, die während des Waffenstillstands im November freigelassen wurden, haben jedoch beschrieben, dass sie in der Gefangenschaft sexuell missbraucht wurden.

»Während wir hier sitzen, gibt es ein Mädchen, das in einem Tunnel festsitzt und vergewaltigt wird, und das sollte erzählt werden«,, sagte Shir Siegel zu den Knessetmitgliedern, die neben ihrer Mutter Aviva saßen. »Schluss damit, höflich darüber zu reden, während man abwartet und Tee trinkt. Jeder auf der Welt sollte darüber nachdenken. Ihr solltet abends ins Bett gehen, als wäre es eure Tochter, und euch fragen, ob ihr heute genug für sie getan habt.« 

Die Abgeordnete Tsega Melaku beschrieb einige der Gründe, die sie dazu veranlassten, den Ausschuss mitzugründen. »Es gibt einen Clip von einem Mann, der in Großbritannien protestiert und behauptet, es könne keine sexuelle Gewalt im Namen von Hamas-Terroristen gegeben haben, da sie Muslime seien und der Islam Sex außerhalb der Ehe verbiete. Mit solcher Propaganda sind wir konfrontiert. Aber gibt es jemanden, der dem widerspricht? Sogar die Ehefrauen einiger Staatsoberhäupter leugnen die Vorfälle. Wo sind die Frauenorganisationen?«, rief Melaku.

(Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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