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Iran will Hisbollah-Waffen an Moskau und arabische Stämme in Syrien liefern

Irans Außenminister Hossein Amir-Abdollahian und sein russischer Amtskollege Sergej Lawrow
Irans Außenminister Hossein Amir-Abdollahian und sein russischer Amtskollege Sergej Lawrow (© Imago Images / ITAR-TASS)

Das Abkommen zwischen Russland und dem Iran könnte zu einem besorgniserregenden Waffenfluss zwischen den verschiedenen Akteuren wie auch zu neuen iranischen Waffen für die Hisbollah führen.

Wie die kuwaitische Zeitung Al-Jarida berichtet, arbeite der Iran an einem komplexen Unterfangen in Syrien, mit dem er Waffen von der Hisbollah an die vom syrischen Regime unterstützten arabischen Stämme liefern wolle. Darüber hinaus sollen Teile der Hisbollah-Waffen nach Moskau geschickt werden. Die Maariv bezeichnete dies als ein Vier-Parteien-Geschäft, das sowohl Israel als auch die Ukraine bedrohe.

Sollten die Meldungen zutreffen, schreibt der Jerusalem-Post-Autor Seth J. Frantzman in einer Analyse, könnte das zu einem besorgniserregenden Waffenfluss zwischen den verschiedenen Akteuren als auch zu neuen iranischen Waffen für die Hisbollah führen. Während die Verlagerung von Waffen weg von der Hisbollah hin zu den Stämmen oder Russland erst einmal kontraintuitiv erscheint, da die Hisbollah dazu neigt, Waffen zu horten, könnte solch ein Geschäft der Hisbollah helfen, ältere Munition loszuwerden und sich neuere Waffen zu beschaffen, während sie sich zugleich die Dankbarkeit Moskaus verdient. Dieser Schritt würde die US-Streitkräfte in Syrien bedrohen und dem Iran vier Vorteile verschaffen:

  • Unterstützung für Russland,
  • Unterstützung für die Hisbollah,
  • Bedrohung der USA,
  • Bedrohung Israels.

In der Vergangenheit hat der Iran Waffen über Syrien an die Hisbollah geliefert, während die Hisbollah mit iranischer Unterstützung in den syrischen Krieg eingriff, um dem Mullah-Regime zu helfen, das auch Truppen seiner Revolutionsgarden (IRGC) und Milizen in das Gebiet verlegte.

Das Ziel war die Verankerung des Irans in Syrien. Als das Assad-Regime begann, die Opposition mithilfe der Hisbollah zu besiegen, profitierte die iranische Stellvertreterorganisation davon und konnte sich in verschiedenen Gebieten in Syrien etablieren, wie etwa in der Nähe von Aleppo und auf dem Golan an der Grenze zu Israel. Der Iran baute daraufhin seine Handelsachse in Syrien aus, indem er Waffen durch den Irak transportierte und sie zum syrischen Stützpunkt T-4 sowie nach Damaskus leitete.

In den Jahren 2017 bis 2018 kursierten Gerüchte, der Iran könnte seine Streitkräfte in Syrien reduzieren. Doch obwohl einige IRGC-Truppenteile abzogen, blieben die iranischen Stellvertreter stark. Als Russland im vergangenen Jahr in die Ukraine einmarschierte, kursierten auch in arabischen Medien Berichte, Russland könnte seine Truppen in die Ukraine verlegen und der Iran in Syrien davon profitieren, indem er das russische Vakuum ausfüllt.

Lagerhäuser mit Waffen

Der Al-Jarida-Artikel trägt den Titel »Der Iran öffnet Hisbollah-Lager für die Stämme in Ostsyrien und Moskau« und beschreibt, wie die IRGC-Auslandstruppe, die Quds-Einheiten, kürzlich von einem Abkommen zwischen Russland und dem Iran erfuhr, laut dem die Hisbollah »einen großen Teil ihrer alten Waffen an die arabischen Stämme in Syrien abgibt, um im Gegenzug iranische Waffen der neuen Generation zu erhalten. Moskau wird einen Teil der Waffen und Munition der Partei erhalten, um seinen kostspieligen Krieg in der Ukraine zu versorgen.«

Der Anführer der Quds-Einheiten, Esmail Ghani – der Nachfolger des 2020 bei einem US-Angriff getöteten Qasem Soleimani –, besuchte kürzlich sowohl Syrien als auch den Libanon. Eine Quelle erklärte gegenüber Al-Jarida, Ghani habe während dieser Reise zugestimmt, die Hisbollah im Libanon über Syrien mit neuen Waffen zu versorgen: »Im Austausch für die Übergabe eines großen Teils ihrer alten Waffen und Munition, um die arabischen Stämme zu bewaffnen, die für Syrien kämpfen.«

Diese Stämme werden vom Assad-Regime benutzt, um die von den Osten des Landes dominierenden und von USA unterstützten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) zu bedrohen und den Einfluss des Regimes auszuweiten. Ein Teil des Ziels besteht also darin, die SDF zu schwächen – und damit auch die USA in Syrien. In dem Bericht heißt es weiter, Teheran und Moskau wollten eine direkte Konfrontation mit Washington vermeiden, weshalb »die beste Lösung darin besteht, die arabischen Stämme zu bewegen, die Aufgabe zu übernehmen, die SDF zu entfernen«. Die jüngsten Angriffe der Stämme in dem am Euphrat gelegenen Gebieten gegen die SDF sind also Teil einer umfassenderen Anstrengung des Irans und Russlands.

Tonnenweise veraltete Waffen

Der Artikel ergänzt, Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah habe »Ghani während ihres Treffens im Libanon mitgeteilt, dass die Konfrontation mit Israel in eine neue Phase eingetreten ist, die sich auf den Konflikt um die Energiequellen im östlichen Mittelmeer konzentriert. Die Hisbollah brauche qualitative Waffen, die ein Gleichgewicht der Abschreckung mit Israel schaffen können.« Ghani habe zugesagt, »eine Vereinbarung mit Moskau zu treffen, um die Weitergabe der Waffen zu ermöglichen, ohne sie dem Risiko auszusetzen, der israelischen Luftwaffe ausgesetzt zu werden«.

Das bedeutet, dass die Hisbollah ihre Waffenlager, die sie seit dem letzten Krieg gegen Israel im Jahr 2006 angelegt hat, öffnen würde, um diese Waffen den arabischen Stämmen in Syrien zu liefern. Einige dieser Raketen, Gewehre, Panzerfäuste, Minen und Sprengstoffe sind veraltet und in schlechtem Zustand, und die Hisbollah kann nur davon profitieren, sie loszuwerden. Die Terrorgruppe verfügt über schätzungsweise 150.000 Raketen und Unmengen von Waffen, die sie im Laufe der Jahrzehnte illegal erworben hat, die meisten davon aus dem Iran.

Russland würde einerseits zwar von dem Deal, der Moskau billige Munition, Granaten und Raketen zur Verfügung stellt, profitieren, andererseits würde er auch eine Umkehrung der Verhältnisse in Syrien bedeuten. Gab es in der Vergangenheit Gerüchte, Russland versuche aufgrund von Meinungsverschiedenheiten, die Rolle des Irans zurückzudrängen, würde es sich nun vom Vorgehen Teherans und seines libanesischen Stellvertreters in Syrien abhängig machen.

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