Erweiterte Suche

Warum der Iran den Huthis im Jemen hilft, ihre Macht zu vergrößern

Kämpfer der Huthi-Milizen im Jemen
Kämpfer der Huthi-Milizen im Jemen (© Imago Images / Xinhua)

Die Huthis sind ein Akteur im regionalen Netzwerk des Iran, zu dem auch die die Hisbollah, die Hamas und verschiedene syrische und irakische Milizen gehören.

Thomas Juneau, War on the Rocks

Die wachsende Stärke der Huthi-Bewegung ist in der gesamten Region zu spüren. Für sehr wenig Geld konnte Iran den Huthis helfen, ihre Fähigkeit, Druck auf Saudi-Arabien auszuüben, erheblich zu steigern.

Die Huthis können nun die Infrastruktur tief im Inneren des Landes angreifen. Riad behauptet, seit 2015 fast 900 Raketen und Drohnen der Huthis abgefangen zu haben (Stand: Februar 2021). Diese Zahl lässt sich nicht nachprüfen, ist aber plausibel. Zugegeben, die militärischen Auswirkungen dieser Angriffe waren begrenzt und der materielle Schaden für Saudi-Arabien war vernachlässigbar. Aber die symbolischen Folgen sind erheblich, ebenso wie die längerfristigen Auswirkungen.

Der wichtigste Trend besteht darin, dass die Huthis ihre Fähigkeit, Saudi-Arabien Schaden zuzufügen, stetig verbessert haben. Infolgedessen wird die saudische Abschreckung gegenüber den Huthis – und damit auch gegenüber dem Iran – weiter schwächer werden.

Die Huthi-Bewegung macht ihre Ambitionen im Südwesten Saudi-Arabiens immer selbstbewusster deutlich. Einige ihrer Anführer behaupten, dass die saudischen Provinzen Jizan, Asir und Najran historisch gesehen zum Jemen gehörten, während die Houthi-Truppen in der Lage waren, eine anhaltende Kampagne grenzüberschreitender Übergriffe durchzuführen. Sie haben sogar kleine Landstücke besetzt und die Evakuierung von saudischen Dörfern in Grenznähe erzwungen.

Die Huthis scheinen noch keine Raketen oder Drohnen erworben zu haben, die Israel erreichen können – dazu wäre eine Reichweite von etwa 1.800 Kilometern erforderlich, während ihre Waffen mit der größten Reichweite derzeit etwa 1.500 Kilometer weit reichen. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass sie diese Fähigkeit kurz- bis mittelfristig erlangen werden. Es überrascht nicht, dass das Interesse Israels am Jemen und der Bedrohung, die von dort droht, in den letzten Jahren stetig zugenommen hat.

Die Vertiefung der Partnerschaft zwischen dem Iran und den Huthis muss auch im breiteren Kontext der iranischen Außenpolitik gesehen werden. Bis vor kurzem folgten die Beziehungen des Irans zu den von ihm unterstützten nichtstaatlichen bewaffneten Akteuren dem Modell eines Speichennetzes, bei dem der Iran im Mittelpunkt stand.

Diese Dynamik ist jedoch im Wandel begriffen: Der Iran steht nach wie vor im Zentrum der Konstellation, aber die Speichen – Hisbollah, Hamas, die Houthis und verschiedene syrische und irakische Milizen – entwickeln zunehmend direkte Beziehungen zueinander. Sie umgehen Teheran nicht, sondern entwickeln ihre eigenen Außenbeziehungen.

Dies ist ein Trend, der von Teheran aktiv gefördert wird. Er ist kein Zeichen für eine Schwächung seines Einflusses – im Gegenteil: er zeigt die zunehmende Reife des Netzwerks. Die Hisbollah steht an der Spitze dieser Entwicklung und spielt eine wachsende Rolle in Syrien, im Irak und nun auch im Jemen.

Die Rolle der Huthi-Bewegung in diesem Netzwerk von durch den Iran unterstützten nichtstaatlichen Akteuren ist so stark gewachsen, dass man inzwischen von einer Huthi-Außenpolitik sprechen kann. Die Verbindungen zwischen den Huthi und der Hisbollah sind besonders deutlich geworden, da die beiden Bewegungen zunehmend in Bereichen von der Ausbildung bis zum Waffenschmuggel zusammenarbeiten.

Einigen Berichten zufolge wird der Jemen auch zunehmend als Plattform für den Iran genutzt, um Waffen an andere von ihm unterstützte bewaffnete Gruppen zu liefern, insbesondere an die Hamas. In diesem Fall werden die in den Jemen gelieferten Waffen in den Sudan und dann über Ägypten in den Gazastreifen weitertransferiert.

Es gibt auch Hinweise darauf, dass der Iran und die vom Iran unterstützten Gruppen ihre Informationsoperationen zunehmend koordinieren, beispielsweise unmittelbar nach den jüngsten Raketen- und Drohnenangriffen auf Saudi-Arabien.

Die Huthi-Bewegung ist inzwischen eine regionale Macht, die bei der Verfolgung ihrer regionalen Interessen immer mehr Erfahrung und Geschick beweist. Die Huthis haben sich im jemenitischen Bürgerkrieg zu einem immer wichtigeren Element in der vom Iran angeführten Konstellation revisionistischer Akteure entwickelt, die Saudi-Arabien und Israel umgibt.

Außerdem bieten sie dem Iran neue Möglichkeiten, die amerikanischen Streitkräfte im Nahen Osten anzugreifen. Die Huthi-Führer greifen die Feinde Irans nicht allein auf der Grundlage von Befehlen aus Teheran an – so funktioniert die Partnerschaft nicht. In einer hypothetischen Eskalation müsste die Huthi-Führung ihre vielfältigen Interessen gegeneinander abwägen, insbesondere die Notwendigkeit, iranische Unterstützung zu erhalten, das Risiko amerikanischer Vergeltungsmaßnahmen und die Politik der Aufrechterhaltung ihrer Position im Jemen.

Nichtsdestotrotz hat die neu gewonnene Reichweite der Huthi die Abschreckungsposition des Irans und seine Fähigkeit zur regionalen Erweiterung und Ausübung seiner Macht verbessert – und das alles zu sehr geringen Kosten für Teheran.

(Aus dem Artikel How Iran Helped Houthis Expand Their Reach“, der bei War on the Rocks erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren sowie ein Editorial des Herausgebers.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir sprechen Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie einen unabhängigen Blickzu den Geschehnissen im Nahen Osten.
Bonus: Wöchentliches Editorial unseres Herausgebers!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!