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Offensive der Hisbollah gegen Israel wäre ein »7. Oktober auf Steroiden«

Übung der Terrorgruppe Hisbollah im Südlibanon
Übung der Terrorgruppe Hisbollah im Südlibanon (© Imago Images / Sipa USA)

Die libanesische Terrorgruppe Hisbollah ist der stärkste Stellvertreter der Islamischen Republik Iran im Nahen Osten. 

David Isaac 

Tausende von Raketen, Tausende von Opfern und verheerende Angriffe auf wichtige Infrastruktur, Israels Bürger von Wasser und Strom abschneiden – das ist das wahrscheinliche Szenario eines Angriffs der Hisbollah an der Nordgrenze des jüdischen Staates bzw. über sie hinaus sagen Experten.

Der preisgekrönte Regisseur und Produzent Eli Katzoff erforscht die beängstigenden Fragen, die sich vor allem Israelis, aber auch andere stellen: Was, wenn die Hisbollah beschließt, vom Libanon aus gegen Israel in den Krieg zu ziehen? Wie wird so ein Angriff aussehen, werden sich andere regionale Akteure einmischen? Hat der Plan bereits begonnen und was kann Israel dagegen tun?

Die Hisbollah, ein iranischer Stellvertreter mit Sitz in Israels Nachbarstaat Libanon, hat die Fähigkeit und das erklärte Ziel, den jüdischen Staat anzugreifen, heißt es immer wieder. Die Terrorgruppe hat in den vergangenen Monaten bereits mehr als tausend Raketen auf Israel abgefeuert und Israel damit gezwungen, 60.000 Bewohner des Nordens vorübergehend in andere Teile des Landes umzusiedeln.

Das Alma Research and Education Center, ein Institut, das sich mit den Sicherheitsherausforderungen entlang der Nordfront Israels befasst und drei Kilometer von der libanesischen Grenze entfernt liegt, ist in den Besitz eines Hisbollah-Videos gelangt, in dem die Terrorgruppe einen fast identischen Plan wie jenen der Hamas vom 7. Oktober 2023 vorstellt: Einen Angriff durch Raketenbeschuss, gefolgt von einer Bodeninvasion in israelische Städte und Dörfer.

»Alles, was wir tun müssen, ist, auf ihre eigenen Worte zu hören, was sie auf Arabisch sagen und diese Wörter mit den Ressourcen und Fähigkeiten zu vergleichen, welche die Hisbollah besitzt«, sagte der Gründer des Alma-Zentrums, Sarit Zehavi, laut dem die Hisbollah die professionellste und erfahrenste der Stellvertreter-Milizen des Irans im Nahen Osten ist.

So schrecklich der Anschlag vom 7. Oktober auch war, gehen die Fähigkeiten der Hisbollah doch weit über jene der Hamas hinaus. Die libanesische Terrorgruppe Hisbollah verfügt über etwa 140.000 Kurzstreckenraketen, 65.000 Raketen, die Haifa treffen und darüber weiter hinaus fliegen können, ja, die Jerusalem und sogar den Süden Israels erreichen können. Außerdem verfügt die Hisbollah über etwa 10.000 Drohnen. Wie Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah einmal anhand einer Landkarte demonstrierte, sind seine Raketen in der Lage, verschiedene Orte in Israel zu erreichen, wobei er auf Krankenhäuser, Kraftwerke und andere Infrastruktureinrichtungen verwies. 

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Eskalation eine Sache von Minuten

Der leitende Forscher am Internationalen Institut für Terrorismusbekämpfung der Reichman-Universität in Herzliya, Uri Ben Yaakov, erklärte, eine Eskalation der Situation könnte »eine Sache von Minuten« sein. Sobald sie beginnt, würden Tausende von Raketen nicht nur aus dem Libanon, sondern auch aus Syrien, dem Irak und von den Huthi im Jemen aus in Israel niedergehen.

Yaakov erläuterte weiters, sollte die Hisbollah erst einmal die Elektrizitätsinfrastruktur angreifen, werde es nur noch Tage dauern, bis das Wasser ausgeht. Israel habe seine Wasserprobleme zwar weitgehend gelöst hat, gewinne aber achtzig Prozent seines Wassers aus Entsalzungsanlagen, die sehr energieintensiv sind und deswegen im Falle einer Störung der Elektrizitätsinfrastruktur nicht mehr funktionieren würden.

In einem solchen Fall »werden sie Israels Bürger nicht fünf Minuten am Tag, nicht zehn Minuten am Tag, nicht eine Stunde am Tag, sondern fast den ganzen Tag in ihre Schutzräume zwingen«, analysiert Yaakov. Die Zahl der Opfer könnte auf beiden Seiten in die Hunderttausende gehen, da er glaube, dass auch die israelische Vergeltung »sehr, sehr groß ausfallen wird«.

Nach Alma-Gründer Zehavi sei Israels bisherige Strategie die Eindämmung, die Vermeidung einer groß angelegten Konfrontation und die Bewältigung der aktuellen Situation gewesen: Aber der 7. Oktober 2023 habe auch hier einen Wechsel hervorgebracht: »Wir haben uns geändert. Wir sind nicht mehr bereit, neben diesen Monstern zu sitzen, denn wir haben gesehen, dass sie stärker werden, wenn man den Krieg hinauszögert.«

(Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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