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Jesidische Sklavinnen auf Online-Auktionen in Türkei verkauft

Jesidische Frauen gedenken der Opfer des Islamischen Staates
Jesidische Frauen gedenken der Opfer des Islamischen Staates (© Imago Images / ZUMA Wire)

Die immer wieder stattfindenden Auktionen für jesidische Frauen belegen, dass aus Syrien oder dem Irak geflüchtete IS-Kämpfer in der Türkei Unterschlupf gefunden haben.

Fehim Tastekin, al-Monitor

Sechs Jahre nach seinem grausamen Angriff auf die jesidische Minderheit im Irak verkauft der Islamische Staat (IS) weiterhin jesidische Gefangene im so genannten „Deep Web“. Eine Reihe solcher Auktionen hat in der Türkei stattgefunden, was darauf hindeutet, dass die IS-Kämpfer immer noch in der Lage sind, dort Unterschlupf zu finden.

Erst kürzlich wurde ein 7-jähriges jesidisches Mädchen von der Polizei gerettet, die sich als Käufer ausgab. Laut der türkischen Journalistin Hale Gonultas, die das Schicksal der IS-Gefangenen genau verfolgt, wurde die Polizei aktiv, nachdem am 23. Februar eine Anzeige in kurdischer und arabischer Sprache mit einem Bild des Mädchens im Internet erschienen war. Sich als Verwandte des Kindes ausgebend, gab die Polizei das höchste Gebot ab und konnte so die Adresse des Inserenten ermitteln. Am folgenden Tag stürmte sie ein Haus in Ankaras Stadtteil Kecioren und rettete das Mädchen.

Nach der offiziellen Darstellung des Vorfalls stellten Polizei und Geheimdienste fest, dass der Verdächtige, der ein ranghohes Mitglied des IS im irakischen Mosul war, es nach Ankara geschafft hatte, wohin er ein jesidisches Kind als „Kriegsbeute“ mitbrachte. Der Mann, der nur als S.O. identifiziert wurde, wurde zusammen mit einem mutmaßlichen Komplizen festgenommen.

Nach solchen Online-Auktionen werden die Gefangenen in der Regel über sichere Mittelsmänner ausgeliefert, bei denen es sich meist um Kriminelle handelt, die in den Handel mit Drogen, Waffen und Menschen verwickelt sind. Das nun gerettete Mädchen bleibt in staatlicher Obhut in Ankara, während irakische Kommissionen, die sich mit vermissten Jesiden befassen, daran arbeiten, ihre Familie aufzuspüren. (…)

In den Presseberichten der türkischen Polizei wird ein unerbittlicher Kampf gegen den IS geschildert, bei dem jeden Monat Dutzende von Verdächtigen festgenommen werden. Doch diese Bemühungen haben nicht verhindern können, dass IS-Kämpfer in der Türkei Unterschlupf finden, Geld transferieren und Menschen verkaufen.

Die bittere Realität ist, dass die IS-Präsenz in der Türkei viel stärker ist, als es den Anschein hat. Die Polizei nimmt vor allem ausländische Mitglieder der Gruppe ins Visier, während Einheimische unberührt bleiben, es sei denn, sie verhalten sich sehr auffällig oder werden zum Gegenstand von Beschwerden.

Türkische Staatsbürger aus verschiedenen Teilen des Landes waren dem Aufruf des IS gefolgt, sich seinem selbst ernannten Kalifat in Syrien und im Irak anzuschließen. Diejenigen, die in ihre Heimat zurückkehrten, wurden zu Helfern der irakischen und syrischen Mitglieder, die Zuflucht suchten, nachdem das „Kalifat“ zu bröckeln begann.

(Aus dem Artikel Online ‘auctions’ of Yazidi captives speak of ongoing Islamic State activity in Turkey“, der bei Al-Monitor erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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