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Hotel Stalingrad – Israels Rettung 1948. Teil 23 und Schluss: »Was hätten sie ohne uns getan?«

Das Aufziehen der improvisierten »Tintenflagge« im israelischen Unabhängigkeitskrieg
Das Aufziehen der improvisierten »Tintenflagge« im israelischen Unabhängigkeitskrieg (Quelle: Micha Perry, IDF Spokesperson's Unit / CC BY-SA 3.0)

Hätte die Haganah früher Waffen und Kampfflugzeuge für Israel kaufen können? Entscheidungen in New York. Bei der Luftbrücke getötete Piloten. Rückblicke von Protagonisten.

»Al Schwimmer ist das größte Geschenk,
das Amerika Israel gemacht hat.«

David Ben-Gurion

In der ersten Mai-Woche des Jahres 1951 traf Israels Ministerpräsident David Ben-Gurion zu einem seiner seltenen Besuche in New York ein; in der Stadt, in der er am 1. Juli 1945 auf Einladung seines langjährigen Freundes, des Unternehmers und Zionisten Rudolf Sonneborn, in dessen Wohnung zu vierzig einflussreichen Amerikanern gesprochen hatte. Weniger als zwei Monate nach der Kapitulation des NS-Regimes und fünf Monate nach der Befreiung von Auschwitz hatten sie helfen wollen, den Juden der Welt – unter ihnen Hunderttausende Holocaustüberlebende in Europa – eine sichere Heimstätte in Palästina zu schaffen.

Daraus war das Sonneborn Institute hervorgegangen, welches wiederum das Unternehmen Materials for Palestine (später: Materials for Israel) gegründet hatte, um für die Juden in Palästina strategische Güter zu kaufen – nicht nur, aber auch für die Herstellung von Waffen und Munition.

Nun, 1951, war Ben-Gurion nach Amerika gekommen, um vor 20.000 Zuhörern im Madison Square Garden Werbung für die Zeichnung israelischer Staatsanleihen zu machen. Am Sonntag, den 13. Mai, traf er Sonneborn im Waldorf Astoria Hotel. Er sprach ihm und allen Teilnehmern der wöchentlichen Treffen des Sonneborn Institute die Dankbarkeit des jüdischen Volkes aus, für alles, was sie zur Gründung des Staates Israel beigetragen hatten.

Ihr Beitrag habe sich tief in die Geschichte Israels eingebrannt; amerikanische Juden seien sich der Bedeutung des Sonneborn Institute wahrscheinlich nicht bewusst, weil es im Verborgenen arbeite, sagte Ben-Gurion, aber in Israel sei es kein Geheimnis. Er lobte diese kleine Gruppe von Männern für die mutige Rolle, die sie im israelischen Freiheitskampf gespielt habe und lud sie ein, das Land zu besuchen, das sie mit aufgebaut hatten.

Das Sonneborn Institute traf sich weiterhin jeden Donnerstag im Hotel McAlpin in Manhattan. Priorität hatte nun die Versorgung und Integration der Neuankömmlinge in Israel. 1955 kam das Institut zu dem Schluss, dass seine Arbeit getan war und löste sich mit ebenso wenig Tamtam, wie es zehn Jahre zuvor begonnen hatte, auf. Leonard Slater schreibt:

»Die Untergrundorganisation verschwand spurlos, wie eine trübe Silhouette auf einem Fotofilm, der in einer Dunkelkammerwanne schwamm – jemand hatte die Tür aufgestoßen und das Bild war weg. Die Unterlagen wurden vernichtet, und nur verstreute Fragmente überlebten in den unteren Schubladen von Anwaltskanzleien, in den Kellern und Dachböden der Häuser einiger Teilnehmer und in den Tresoren eines Lagerhauses in Brooklyn.

In den veröffentlichten Geschichten über den israelischen Kampf um die nationale Identität wird der amerikanische Untergrund kaum erwähnt. Ihre Mitglieder kehrten in die Routine des Alltags zurück, an ihre Taten erinnerten sich nur sie selbst und ihre unmittelbaren Kollegen von damals, die sie in vielen Fällen nie wieder sahen.«

Netanel Lorch, der erste Leiter der militärgeschichtlichen Abteilung der israelischen Armee, urteilt in seiner Geschichte des Unabhängigkeitskriegs:

»Man erkannte, dass das Schicksal des Jischuw und des künftigen Staates in den Händen der wenigen Männer lag, die in dieser Zeit Waffen kauften. Ihr Netzwerk war über viele Länder und Kontinente verstreut. Anfangs kauften sie alles, was verfügbar war, alles, was schießt‹; später, als man Erfahrungen gesammelt und die Anforderungen des Oberkommandos formuliert hatte, konzentrierten sie sich auf die wichtigsten Güter.«

Der Journalist und Filmemacher Boaz Dvir veröffentlichte 2015 einen 60-minütigen Dokumentarfilm mit dem Titel A Wing and a Prayer, für den er in den vorhergegangenen Jahren damals noch lebende Protagonisten der Luftbrücke, darunter Al Schwimmer, Lou Lenart, Harold Livingstone und Gideon Lichtman, interviewt hatte.

Den ersten Anstoß dazu hatte Dvir 1991 durch Gespräche mit seinem Großvater Ozer Grundman, einem chassidischen Juden und Überlebenden der Konzentrationslager, erhalten. Wie Dvirs Großmutter hatte Ozer Grundman sein Leben lang über den Holocaust und seinen Lebensweg geschwiegen.

Während seine Kameraden Urlaub am Strand machten, hatte Boaz Dvir sich 1991 nach dem Militärdienst eine Woche Zeit genommen, um seinen Großvater in Israels ultraorthodoxer Stadt Bnei Brak zu besuchen und ihn über sein Leben zu befragen. Nachdem dieser zunächst abgeblockt hatte – »Du würdest nur deine Zeit verschwenden« –, gab er am zweiten Abend Antworten. »Er erzählte von seinem Leben vor, während und nach dem, was er seine ›fünfjährige Europareise durch Nazi-Konzentrationslager‹ nannte«, so Dvir.

»Nach dem Holocaust schloss sich mein Saba [Hebräisch für Opa; Anm. S. F.] dem Kampf für die Gründung eines jüdischen Staates in Palästina an. Doch als er in der Negev-Wüste ankam, erfuhr er schnell, dass seine Einheit nur einige wenige alte Gewehre hatte. Er dachte, er würde dort sterben. Dann, eines Tages, kamen Waffen wie Manna aus dem Himmel. Mein Saba hielt sein Gewehr gegen das Sonnenlicht, und als er genau hinsah, traute er seinen Augen nicht. Direkt vor ihm, auf dem Metall, war der deutsche Adler.«

Also der Reichsadler mit Eichenlaub und Hakenkreuz. Boaz Dvir fragte seinen Großvater: »War das der Inbegriff von Ironie?« Der erwiderte: »Ironie, Zufälle, diese Begriffe existieren nur in den Köpfen von Ungläubigen.« Dvir wollte wissen: »Hat dich der Anblick des deutschen Abzeichens wütend gemacht?« – »Nein, ich war nur froh, dass ich mich und mein Volk endlich schützen konnte.« Boaz Dvir erinnert sich, wie sein Großvater dann eine Frage stellte, die nicht rhetorisch gemeint war: »Mein Saba sah mich an und fragte: ›Boaz, weißt du, wie wir an diese Nazi-Waffen gelangt sind?‹«

Hätten die Waffen früher beschafft werden können?

»Die Lufttransporte der ersten Balak-Operationen, die Schiffe Nora und Shay aus der Tschechoslowakei und viele andere Schiffe, die im Laufe des Krieges eintrafen, brachten Waffen, die die Hauptquelle für die Bewaffnung der Haganah und der Palmach in den Monaten vor der Staatsgründung und nach 1948 für die IDF-Einheiten darstellten«, schrieb Eliyahu Sacharov, der schon ab Ende der 1930er Jahre für den Waffenschmuggel der Haganah mitverantwortlich war, in seinem 2004 erschienenen autobiografischen Buch Out of the Limelight.

Diese Lieferungen hätten wesentlich dazu beigetragen, die zu Kriegsbeginn bestehende Lücke zwischen dem, das notwendig und dem, das verfügbar war, zu schließen. Auch er erwähnt die fehlenden Gewehre der Soldaten im Negev:

»Eine von vielen möglichen Illustrationen dieser Lücke ist die Tatsache, dass das Bataillon, das damals von Yitzhak Pundak kommandiert wurde und aus achthundert Kämpfern bestand, mit nur vierhundert Gewehren ausgestattet war, als es zur Verstärkung der Negev-Brigade entsandt wurde. Und das war nicht das einzige Mal, dass die Kämpfer gezwungen waren, sich mit den verfügbaren Waffen abzuwechseln.«

Rückblickend äußerte der damals 90-jährige Sacharov:

»Aller Wahrscheinlichkeit nach hätten wir viele Monate vor der Ausrufung des Staates eine beträchtliche Menge an Kanonen verschiedener Kaliber, Kampfflugzeugen und zerlegten gepanzerten Mannschaftstransportern beschaffen können, verpackt und versteckt mit der gleichen Methode, mit der wir die Lieferungen von Ausrüstung, Maschinen, strategischem Material, Sprengstoff und einer beträchtlichen Menge an Waffen aus den Vereinigten Staaten und Italien hierhergebracht haben. Ich schließe Panzer nicht in diese Bewertung ein, da ein Panzer eine riesige, schwere Masse ist, die sich kaum zerlegen und tarnen lässt.«

Wäre dies früher geschehen, hätte der Krieg ohne Zweifel einen anderen Verlauf genommen, so Sacharov:

»Er wäre kürzer gewesen, und schwierige und schmerzhafte Ereignisse wie der Fall des Etzion-Blocks, das Gemetzel an den Fünfunddreißig, die Eroberung der Altstadt [Jerusalems] durch die Arabische Legion, die vielen Opfer der gescheiterten Kämpfe bei Latrun, die Notwendigkeit, die Burma-Straße zu bauen, wären uns vielleicht erspart geblieben, ebenso wie die Belagerung Jerusalems, die Ermordung der Ärzte und Krankenschwestern des Konvois auf dem Weg zum Hadassah-Krankenhaus auf dem Berg Scopus, die vielen Opfer des Yechiam-Konvois und die Evakuierung der Siedlungen, die den Angriffen und der Bombardierung nicht standhalten konnten.«

Sacharov hielt es sogar für möglich, dass sich der Unabhängigkeitskrieg ähnlich wie der spätere Sechstagekrieg entwickelt hätte, »mit allen politischen, militärischen und demografischen Auswirkungen«, die dies mit sich gebracht hätte:

»Ich stütze diese Vermutung auf die Tatsache, dass es den IDF-Einheiten im Negev unter dem Kommando von Yigal Allon, dem Befehlshaber der Südfront, während des Unabhängigkeitskriegs in der Operation Horev gelang, die ägyptische Armee von ihrer Basis und ihren Nachschublinien in Ägypten abzuschneiden, obwohl sie über keine Artillerie verfügten, die diesen Namen verdient hätte, und über keine nennenswerte Luftwaffe.«

Eliyahu Sacharov sah die Verantwortung bei sich. Es sei nicht richtig, die Schuld bei Ben-Gurion und den anderen politischen Führern zu suchen, denn »die Ideen, das Auffinden von Quellen und von Möglichkeiten zur Ausführung der Pläne« seien immer von den »Einkäufern« gekommen, einschließlich ihm selbst. Er warf sich vor, nicht früher mutigere Schritte unternommen zu haben:

»Offensichtlich fehlten uns die Vision, die schöpferische Vorstellungskraft und die Weitsicht, die Initiative zu ergreifen, um diese Programme unseren Führungen zur Kenntnis zu bringen, obwohl es nach dem Zweiten Weltkrieg große Überschüsse an Waffen gab, die zugänglich waren.«

Ohne Waffen keine Chance

Sacharov schreibt, dass er mit dem Aufbau der Waffenindustrie in Palästina beschäftigt war und darum nur seine sporadischen Reisen für das Auffinden ausländischer Rüstungsquellen habe nutzen können. Dann geht er erneut mit sich ins Gericht:

»Dennoch kann es gut sein, dass die Verantwortung für dieses Scheitern tatsächlich bei mir lag, denn ich war es, der die Initiative ergriffen und den Weg für die Wiederaufnahme der Waffenlieferungen von jenseits des Ozeans nach dem Weltkrieg geebnet hat und der die Infrastruktur und das System für die Verschiffung von Maschinen, Ausrüstung und strategischem Material aus den Vereinigten Staaten sowie für die ersten Waffenlieferungen aus Europa aufgebaut hat.«

Oft habe er sich mit dem Gedanken daran »gefoltert«, dass er »das Oberkommando der Haganah, insbesondere den Chef der Haganah und Ben-Gurion, nicht schon 1947 auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht habe, schwere Waffen und zerlegte und versteckte Kampfflugzeuge ins Land zu bringen«.

Wir erlauben uns folgende Spekulation: Einer der Gründe, warum dies nicht geschehen war, war vielleicht, dass sich niemand hatte vorstellen können, dass die USA und die Vereinten Nationen einerseits für die Gründung eines jüdischen und eines arabischen Staates stimmen würden, andererseits aber zur selben Zeit ein Waffenembargo verhängen würden. Sie sagten den Juden Palästinas gewissermaßen: Ihr könnt einen eigenen Staat haben, falls ihr es schafft, euch gegen den Angriff der versammelten Streitkräfte der arabischen Welt zu behaupten. Diese Wette lief zwischen dem 29. November 1947 und dem 15. Mai 1948. Und die Juden taten alles, um sie zu gewinnen, denn sie wussten, was auf dem Spiel stand: das Überleben des jüdischen Volks.

Man liest in Geschichtsbüchern, der »Bürgerkrieg«, also die terroristischen Angriffe auf Juden, habe im November 1947 begonnen. Es war aber sogar noch früher, am 10. August. Das Time Magazine berichtete über einen Terroranschlag auf ein Tanzcafé:

»Es war ein ganz normaler Abend in dem einem Araber gehörenden, von einem Juden geführten Café Hawaii am Rand von Tel Aviv. Jüdische Paare drängten sich auf der Tanzfläche. Nebenan floss der Fluss Yarkon leise zwischen seinen mit Eukalyptusbäumen gesäumten Ufern. ›Jeep‹, ein Komiker, trat ans Mikrofon, öffnete den Mund, um zu singen, und eine Granate explodierte inmitten der Tänzer. Aus der Dunkelheit, die das hell erleuchtete Open-Air-Café umgab, ertönte das Rattern und Blitzen von Maschinengewehrfeuer. Vier Juden wurden getötet, zwölf verwundet. Überlebende sagten, die Angreifer seien Araber gewesen.«

Eines der Todesopfer war der jüdische Schauspieler Meir Teomi. Es war klar: Ohne Waffen würden die Juden Palästinas nach dem Abzug der Briten nicht überleben, geschweige einen Staat gründen können.

Entscheidung in New York

Sollte Eliyahu Sacharov, wie er meint, einen Fehler begangen haben, dann trug er die Verantwortung nicht allein. Die Haganah hatte ja auch einen Mann in New York. 1947 war das ein früherer Major der britischen Armee, Shlomo Shamir (alias Shlomo Rabinovich). Als Al Schwimmer zum ersten Mal zu ihm ins Hotel 14 kam und ihm sagte, er wolle helfen und es sei möglich, Flugzeuge nach Palästina zu schmuggeln, reagierte Shamir lauwarm. Er notierte sich den Namen und bat Schwimmer, »später« wiederzukommen.

Die Idee schien ihm zu groß. Wo sollte der Jischuw Flugzeuge herbekommen? Dazu bräuchte man Piloten, Landebahnen, Wetterstationen, Reparaturwerkstätten, Treibstoff etc. Dass die Juden so etwas auf die Beine stellen könnten, konnte sich Shamir kaum vorstellen und betrachtete es wahrscheinlich als eine Ablenkung; Priorität war, im Ausland Offiziere für den Aufbau einer Armee zu rekrutieren. »In unserer Situation«, so erklärte er später, »musste man immer die Kosten und die politischen Risiken kalkulieren. Man musste sich vor Spitzeln in Acht nehmen. Man musste langsam vorgehen. Wenn ein Mann kommt, um zu helfen, will er dir sein Leben schenken – schnell. Aber man kann nicht so schnell vorgehen.«

Erst ein Wechsel im Büro der Haganah in New York sorgte dafür, dass Schwimmers Ideen gehört wurden. Yehuda Arazi, der Shamir nachfolgte, hatte 1943 der britischen Polizei in Palästina fünftausend Gewehre gestohlen und 1946 die »Operation Exodus« organisiert: Mit gefälschten Papieren, gestohlenen britischen Uniformen und Lastkraftwagen hatte die Haganah 1946 unter seiner Führung im italienischen La Spezia Hunderte von Juden aus einem Auffanglager in Italien auf ein Schiff im Hafen von La Spezia gebracht. Als die Täuschung aufflog, entstand im Hafen eine sechs Wochen andauernde Pattsituation. Italiener setzten sich für die Sache der Juden ein, und die Juden an Bord traten in einen Hungerstreik. Der internationale Druck zwang die Briten zum Einlenken, die Flüchtlinge durften nach Palästina auslaufen.

Arazi wurde so zum Vorbild für die Figur Ari Ben Canaan in Leon Uris’ Roman Exodus. Er hatte die Vorstellungskraft und den Wagemut, um Schwimmers Pläne anzuhören, zu prüfen und an Ben-Gurion weiterzugeben, der grünes Licht gab und die nötigen Gelder bereitstellte. Dank der riesigen Frachtflugzeuge, die Schwimmer in den USA kaufte, konnten im Mai 1948 in Einzelteile zerlegte Kampfflugzeuge aus der Tschechoslowakei nach Israel gebracht werden.

Erste Opfer

Doch keineswegs lief alles glatt. Ein Unfall kostete zwei Piloten das Leben. Glenn King (geb. 1922) und Bill Gerson (geb. 1923) starben am 21. April 1948, als ihre mit Funkausrüstung schwer überladene C-46 mit Ziel Palästina kurz nach dem Start auf dem Flughafen von Mexiko City abstürzte, nachdem ein Triebwerk ausgefallen war. Harold Livingstone, damals als Flugfunker an der Operation beteiligt, erinnerte sich später im Interview mit Boaz Dvir: »Nachdem er [der Pilot Glenn King] ein Triebwerk verloren hatte, fuhr er die Landeklappen aus, um schneller Höhe zu gewinnen. Das ist ein sehr heikles Manöver. Und es hat nicht funktioniert.«

Die beiden waren die ersten Opfer der israelischen Luftwaffe. Anschließend gab es einen Aufstand der Piloten. Sie warfen Schwimmer vor, für den Tod von King und Gerson verantwortlich zu sein, weil das Flugzeug überladen war. Livingstone: »Schwimmer, mit seinem beeindruckenden Auftreten – in dem Raum in Panama waren etwa zwanzig Leute –, sagte: ›Wenn ich ein Mörder bin, dann habe ich es getan. Ich habe das Okay gegeben. Auch ich hatte das Flugzeug geflogen.‹«

David Ribakoff, der Sohn des Piloten Marty Ribakoff, des Wortführers der kritischen Piloten, sagte: »Sie mussten überladen, sie konnten die Ausrüstung nicht hierlassen, sie wäre beschlagnahmt worden.« »Schwimmer hat alle beruhigt«, sagte Livingstone. Dann habe Hayman Shamir gesprochen, ein Haganah-Kommandant aus Palästina. »[Er] hielt diese Rede: wie sie in Israel kämpfen und sterben. Und ohne euch, sagte er, haben wir nichts. Wir sind erledigt. Noch bevor er fertig war, hätte ich mich aus dem Fenster gestürzt, hätte er es von mir verlangt.«

Alle Piloten machten weiter, trotz der Gefahr, die ihnen auf tragische Weise vor Augen geführt worden war.

Niemand war bereit, ein Scheitern zu akzeptieren

Die Luftbrücke Tschechoslowakei-Israel hatte nicht die Dimension der Luftbrücke Berlin oder des Air Transport Command während des Zweiten Weltkriegs. Sie war viel kleiner, aber ausreichend, um zwischen dem ersten Flug am 31. März 1948 und dem August 1948 den israelischen Soldaten die Waffen und die Munition zu bringen, die sie benötigten, um die Städte und Siedlungen zu schützen, die Straßen zu öffnen (ausgenommen die Verbindung von Jerusalem und Tel Aviv durch das Bab el-Wad, die wegen der jordanischen Eroberung von Latrun bis 1967 unpassierbar blieb), den Negev und Galiläa zu befreien und letztlich Ägypten, Syrien und Jordanien zu einem Waffenstillstand zu zwingen.

Al Schwimmer und seine Mitarbeiter legten den Grundstein für Israels Luftwaffe und für spektakuläre humanitäre Aktionen wie den Transport der jemenitischen Juden (»Operation Fliegender Teppich«, 1949/50) und der Juden Äthiopiens (»Operation Moses«, 1984) nach Israel. Al Schwimmer sagte im Interview mit Dvir über die grenzüberschreitenden Geheimaktionen 1948: »Alle wollten, dass es ein Erfolg wird. Niemand war bereit, ein Scheitern zu akzeptieren. Und mit dieser Haltung und Herangehensweise aufseiten aller, die beteiligt waren, musste es klappen – und das tat es.« Livingstone meinte: »Was hätten sie getan, ohne uns? Und ohne Schwimmer hätten sie nichts gehabt.«

Einer der engsten Mitarbeiter von Rudolf Sonneborn, der die Aktivitäten des Instituts mit dem Hotel 14 koordinierte, war Adolph »Al« Robison, ein Textilunternehmer aus New Jersey. Jene Periode in seinem Leben, in der er half, von Amerika aus die Gründung Israels zu unterstützen, beschrieb er später so:

»Das war eine Gelegenheit, die sich vielleicht nur einmal im Leben bietet, vielleicht nicht einmal im Leben. Dass wir Mantel-und-Degen-Leute sein konnten, dass wir gefährlich leben und uns dabei höchst tugendhaft fühlen, dass wir tatsächlich Geschichte schreiben konnten. Wir wandelten in diesen Jahren in einem Zustand der Begeisterung.

Es war eine großartige Zeit in unserem Leben. Ich glaube nicht, dass wir jemals darüber hinwegkommen werden, und ich glaube, es hat unser Leben verändert. Ich glaube, es hat uns für den Rest unseres Lebens geprägt. Und ich glaube, es gab uns ein Gefühl, etwas erreicht zu haben, dem nichts, das wir vorher gemacht hatten, und nichts, das wir seitdem gemacht haben, gleichkommt.«

In der Serie »Hotel Stalingrad – Israels Rettung 1948« erschienen:

Teil 1: Exodus
Teil 2: Bab el-Wad
Teil 3: Kyrus
Teil 4: Ad Halom
Teil 5: Liebesgrüße aus Moskau
Teil 6: Jan Masaryk
Teil 7: Operation Balak
Teil 8: Golda Meyerson in Amerika
Teil 9: Jaffa Oranges
Teil 10: Die Geschichte von Hank Greenspun, erster Teil
Teil 11: Die Geschichte von Hank Greenspun, zweiter Teil
Teil 12: Die Geschichte von Hank Greenspun, dritter Teil
Teil 13: Die Geschichte von Hank Greenspun, vierter Teil
Teil 14: Die Geschichte von Hank Greenspun, fünfter Teil
Teil 15: Die Geschichte von Hank Greenspun, sechster Teil
Teil 16: Die Geschichte von Hank Greenspun, siebter Teil
Teil 17: Die Geschichte von Hank Greenspun, achter Teil
Teil 18: Die Geschichte von Hank Greenspun, letzter Teil
Teil 19: Land and Labor
Teil 20: Fliegende Festungen
Teil 21: Ein Schauprozess in Prag
Teil 22: Verschwörung gegen Amerika?
Teil 23 und Schluss: »Was hätten sie ohne uns getan?«

Literatur:

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Wistrich, Robert: A Lethal Obsession. Anti-Semitism from Antiquity to the Global Jihad, New York 2010.

Videointerviews:

Boaz Dvir: A Wing and a Prayer (2015).

Interview mit Brian Greenspun über seinen Vater Hank Greenspun.

Interview mit Marvin Klemow, einem früheren Mitarbeiter Al Schwimmers bei Israel Aircraft Industries.

Interview mit Elinor Jacobson Borenstine über ihren Vater Eddie Jacobson.

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