Erweiterte Suche

Islamischer Dschihad will Raketen in Westbank stationieren

Bei Gedenken an die während der »Operation Schild und Pfeil« getöteten Kommandeure präsentiert der PIJ seine Raketen
Bei Gedenken an die während der »Operation Schild und Pfeil« getöteten Kommandeure präsentiert der PIJ seine Raketen (© Imago Images / APaimages)

Die Tötung eines hochrangigen PIJ-Kommandeurs durch israelische Sicherheitskräfte, während der »Operation Schild und Pfeil« wird die Raketen-Pläne der Terrorgruppe verzögern, aber nicht aufhalten. 

Yoni Ben Menachem

Am 9. Mai enthüllte der Chef des israelischen Sicherheitsdienstes Shin Bet, Ronen Bar, dass Israel kürzlich eine Terrorzelle in der Nähe von Dschenin zerschlagen hat, die dabei war, Raketen zu produzieren, die aus dem Westjordanland auf israelische Ziele hätten abgefeuert werden sollen. Ein kürzlich von palästinensischen Medien veröffentlichtes Video zeigt den Abschuss einer Rakete des Typs Qassam in der Gegend von Dschenin, der offenbar von derselben Gruppe durchgeführt wurde. Laut israelischen Sicherheitsquellen versuchen Mitglieder des Palästinensischen Islamischen Dschihads (PIJ) in Dschenin und Nablus auch, zivile Drohnen als Waffen einzusetzen.

Seit dem Ende der »Operation Wächter der Mauern« der israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) im Gazastreifen im Mai 2021 hat der PIJ in Abstimmung mit dem Iran bewaffnete Terrorgruppen, sogenannte Bataillone, im nördlichen Westjordanland aufgestellt. Um diese Bemühungen voranzutreiben, reiste PIJ-Generalsekretär Ziyad al-Nakhalah im August 2022 nach Teheran, wo er mit Generalmajor Hossein Salami, dem Kommandeur des Korps der Islamischen Revolutionsgarden (IRGC), zusammentraf, um Finanzmittel zu erhalten und den Waffenschmuggel über Jordanien in die Westbank zu koordinieren.

Die Einrichtung von Raketenzellen im Westjordanland ist ein weiterer Schritt zur Umsetzung der Strategie des ehemaligen IRGC-Chefs Qassem Soleimani, rund um Israel Hunderttausenden von Raketen, Flugkörpern und Drohnen zu stationieren.

Das Raketenkommando von Dschenin wurde von dem hochrangigen PIJ-Führer Tarek az-Aldin geleitet, der am 9. Mai durch einen IDF-Angriff getötet wurde. Die gezielte Tötung war eine der wesentlichen Komponenten der Operation Schild und Pfeil, und zielte drauf, die militärische Aufrüstuing der Terrororganisation in der nördlichen Westbank, für die a-Aldin zuständig war, zu durchkreuzen. »Wir haben nicht die Absicht, [die der in Frage stehenden Region nächstgelegene israelische Stadt; Anm-Mena-Watch] Afula zu einem Ziel für Raketenangriffe machen zu lassen«, erklärte Ronen Bar.

Terroristische Karriere

Tarek az-Aldin stammt aus dem Dorf Araba im nördlichen Westjordanland, das auch deer Heimatort des PIJ-Anführers Khader Adnan war, dessen Tod durch einen Hungerstreik in israelischem Gewqahrsam der Auslöser für die jüngsten Kämpfe zwischen Israel und der Terrorgruppe war. 

Az-Aldin betätigte sich während der ersten und zweiten Intifada als PIJ-Agent, wurde 2002 verhaftet und zu lebenslanger Haft verurteilt, nachdem er einen Selbstmordanschlag in der israelischen Stadt Hadera geleitet hatte. Im Rahmen des Gefangenenaustauschs für den israelischen Soldaten Gilad Shalit im Jahr 2011 wurde er freigelassen und nach Gaza abgeschoben. 

In den letzten Jahren stieg az-Aldin in die Führungsebene der Terrorgruppe in Gaza auf, war für die Verbindung zwischen den PIJ-Operationen im Gazastreifen und der Westbank einschließlich des Transfers von Geldern verantwortlich und stiftete zu Anschlägen im israelischen Hoheitsgebiet an, die er vom Gazastreifen aus leitete. Az-Aldin stand Saleh al-Arouri, dem Leiter des militärischen Flügels der Hamas im Westjordanland, nahe und arbeitete operativ und geheimdienstlich eng mit diesem zusammen.

Die Aktivitäten der israelischen Sicherheitsdienste zur Vereitelung der PIJ-Pläne im Westjordanland sind von wesentlicher Bedeutung. Dennoch wird man über kurz oder lang um eine umfassende Militäroperation in vor allem in der nördlichen Westbank wohl nicht herumkommen, um die Terroristen, die sich in den letzten zwei Jahren dort festgesetzt haben, festzunehmen oder zu töten.

Yoni Ben Menachem, langjähriger Kommentator arabischer und diplomatischer Angelegenheiten für den israelischen Rundfunk und das Fernsehen, ist leitender Nahost-Analyst des Jerusalem Center for Public Affairs und war als Generaldirektor und Chefredakteur der israelischen Rundfunkbehörde tätig. (Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren sowie ein Editorial des Herausgebers.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir sprechen Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie einen unabhängigen Blickzu den Geschehnissen im Nahen Osten.
Bonus: Wöchentliches Editorial unseres Herausgebers!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!