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Iran fordert Zusammenarbeit seiner Stellvertreter im Kampf gegen Israel

Treffen zwischen Revolutionsgarden-Befehlshaber Salami und Generalsekretär des Islamischen Jihad Nakhalah im Iran
Treffen zwischen Revolutionsgarden-Befehlshaber Salami und Generalsekretär des Islamischen Jihad Nakhalah im Iran (© Imago Images / APAimages)

Der Vorstoß des Iran, die einzelnen Aktivitäten der Terrorgruppen koordiniert zu bündeln, führt zu Spannungen innerhalb der Organisationen.

Baruch Yadid

Der starke iranische Druck auf die Hamas, die Hisbollah und den Palästinensischen Islamischen Dschihad (PIJ), einen »gemeinsamen operativen Mechanismus« zur Koordinierung der Aktivitäten gegen Israel einzurichten, führt Berichten zufolge zu internen Spaltungen unter den iranischen Stellvertreterorganisationen. Die Allianz der vom Iran unterstützten Terrorgruppen, die als »Jerusalemer Achse« bekannt ist, stellt das iranische Gegengewicht zu den Abraham-Abkommen dar und findet Unterstützung in Syrien, im Libanon, dem Irak und in Jemen.

Arabischen und libanesischen Quellen zufolge hat der Iran aktiv auf die Einrichtung eines gemeinsamen operativen Hauptquartiers für die Hisbollah, die Hamas und den PIJ im Südlibanon hingearbeitet. So gibt es Hinweise auf Pläne zur Schaffung eines gemeinsamen Zentrums zur Koordinierung von Raketenangriffen auf Israel. Während dadurch die militärischen Fähigkeiten der »Jerusalemer Achse« gestärkt werden sollen, sind nach Berichten die Terrorgruppen selbst wenig begeistert von diesem Plan.

Geteilte Meinungen

Yahya Sinwar, der Führer der Hamas im Gazastreifen, sprach sich gegen die Initiative aus und zieht es vor, eine eher neutrale Haltung einzunehmen. Saleh al-Arouri, ein einflussreicher Hamas-Funktionär, die sich laut Berichten in der Türkei aufhält, befürwortet jedoch engere Beziehungen zum Iran und führt den Vorstoß für eine iranische Option an. 

Auch Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah zieht es vor, seinen Status als unabhängiger Stellvertreter beizubehalten, anstatt sich vollständig mit der Hamas zu verbünden. Der PIJ wird unmitelbar vom Iran mit jährlich etwa 100 Mio. Dollar finanziert und ist direkter Befehlsempfänger der Islamischen Republik. Es war Teheran, das dem PIJ die Erlaubnis gab, den von Ägypten vermittelten Waffenstillstand anzunehmen, der den fünftägigen Konflikt mit Israelbeendete.

Die verstärkte Koordination zwischen dem Iran und seinen Stellvertretern wurde durch eine Reihe von Zusammenkünften hochrangiger Funktionäre zu Beginn dieses Jahres deutlich. Bei einem dieser Treffen führte Esmail Ghaani, der Befehlshaber der Quds-Truppe genannten Auslandseinheit des iranischen Korps der Islamischen Revolutionsgarden, in der iranischen Botschaft im Libanon Gespräche mit dem Hamas-Führer Ismail Haniyeh, dem stellvertretenden Hamas-Vorsitzenden Saleh al-Arouri und hochrangigen Vertretern von PIJ und Hisbollah.

Am 6. April, kurz nach Ghaanis Besuch, wurde vom Libanon aus eine Reihe von Raketen auf Israel abgefeuert, was auf eine koordinierte Aktion hindeutet. Israel reagierte darauf mit dem Beschuss von Hamas-nahen Einrichtungen im Südlibanon. Am folgenden Tag traf Hassan Nasrallah mit Ismail Haniyeh zusammen, was ein weiteres Indiz für die Beteiligung und Billigung des Raketenbeschusses durch die Hisbollah ist.

Hamas gespalten

Diese Ereignisse unterstreichen die enge Koordinierung, die bereits zwischen dem Iran und seinen Stellvertretern besteht und die Teheran nun auf den operativen Bereich auszuweiten versucht. Die Einrichtung eines operativen Mechanismus im Südlibanon steht im Einklang mit dem umfassenderen Zielen des Irans in Bezug auf Israel. Sie entspricht möglicherweise auch den Zielen der Hisbollah, denn durch eine Aktivierung der Hamas von libanesischem Boden aus kann die libanesische Terrorgruppe sowohl ihre eigenen Mittel als auch die des Iran vor israelischen Vergeltungsmaßnahmen schützen.

Die Hisbollah sieht sich jedoch internem politischen Druck im Libanon ausgesetzt, auch von ihrer eigenen schiitischen Gemeinschaft, der sie von jeder Aktion abhält, die möglicherweise einen zerstörerischen Konflikt wie den Krieg von 2006 auslösen könnte. Die heikle Lage der Hisbollah könnte die Terrorgruppe dazu veranlassen, alternative Lösungen zu suchen.

Für die Hamas ist die Situation jedoch weitaus komplexer; der von Teheran vorgeschlagene Koordinierungsmechanismus würde die Hamas de facto zu einem Stellvertreter der Hisbollah degradieren. Bedeutende Hamas-Führer, darunter Yahya Sinwar, der enge Beziehungen zu Ägypten unterhält, und Khaled Meschaal, der mit Katar verbunden ist, halten eine solche Regelung für inakzeptabel. 

Dies führt Berichten zufolge zu Spannungen mit der iranfreundlichen Gruppe in der Hamas, die vom stellvertretenden Vorsitzenden Saleh al-Arouri angeführt wird. Welches Lager letztendlich die Oberhand gewinnen wird, bleibt abzuwarten.

Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate(Übersetzung von Alexander Gruber.)

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