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Iranische Kräfte in Syrien wachsende Bedrohung für Israel und US-Stellungen

Der iranische Präsident Raisi im Zaynab-Schrein in einem Vorort der syrischen Hauptstadt Damaskus
Der iranische Präsident Raisi im Zaynab-Schrein in einem Vorort der syrischen Hauptstadt Damaskus (© Imago Images / ZUMA Wire)

Die aus Kämpfern unterschiedlicher Nationen bestehende und vom Iran unterstützte Imam-Hossein-Einheit stellt seit Jahren eine zunehmende Gefahr für die gesamte Region und vor allem für Israel dar.

Der Iran unterstützt Kräfte in Syrien, »die sich darauf vorbereiten und sich die Fähigkeiten und Ressourcen aneignen, um eine Bedrohung für die amerikanischen Streitkräfte in Syrien und für Israel darzustellen«, sagte ein anonym bleibender Beamter am Freitag gegenüber Newsweek. Die Enthüllung wirft ein Licht auf die vom Iran unterstützten Kampfdivisionen in Syrien, die tatsächlich seit Jahren eine Bedrohung für die Region darstellen.

»Bewaffnet mit präzisionsgelenkter Munition, mit Angriffs- und Aufklärungsdrohnen sowie mit einer breiten Palette leichterer Waffen, führte die Division dem Geheimdienstmitarbeiter zufolge im Oktober 2021 ein intensives Sperrfeuer mit Drohnen- und Raketenangriffen auf die US-Militärgarnison im Südosten von Al-Tanf durch«, berichtete Newsweek in seinem Artikel, der die Imam-Hossein-Einheit zum Thema hat, die mit der Quds-Einheit des Korps der Islamischen Revolutionsgarden (IRGC) des Irans verbunden sind.

Die Division stellt eine multinationale Kampftruppe dar, die aus Tausenden Kämpfern aus dem gesamten Nahen Osten besteht. »Die meisten der Kämpfer sind Syrer, aber viele kommen auch aus dem Libanon, aus Afghanistan, Pakistan, Jemen, Sudan und anderen Ländern« heißt es über die Gruppe, die über »große und massive Ressourcen« verfüge.

Der Newsweek-Bericht verwies auf frühere Angriffe, etwa im Januar 2019, als eine Rakete auf Israel abgefeuert wurde. Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) erklärten damals: »Die iranische Quds-Einheit feuerte eine Rakete aus iranischer Produktion von syrischem Territorium aus auf ein ziviles Skigebiet auf dem Berg Hermon im Norden Israels ab. Das Iron-Dome-Luftabwehrsystem hat die Rakete erfolgreich abgefangen, bevor sie Zivilisten Schaden zufügen konnte.« Auch jene Drohne, die im August desselben Jahres in der Nähe der Golanhöhen auftauchte und dazu führte, dass Israel im selben Monat ein Drohnenteam ausschaltete, wird erwähnt und der Imam-Hossein-Einheit zugeschrieben.

Die infrage stehende Einheit

Wie Seth J. Frantzman in einer Analyse der Imam-Hossein-Einheit für die Jerusalem Post festhält, ist die Präsenz dieser internationaler Kämpfereinheit in Syrien nicht neu. So habe der Iran seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs im Jahr 2011 das Assad-Regime unterstützt und Kämpfer aus schiitischen Gemeinschaften in Afghanistan, Pakistan und dem Irak rekrutiert, damit diese sich der Hisbollah anschließen. 

Behauptungen, der Iran habe eine »zweite Hisbollah in Syrien« gegründet, reichen bis ins Jahr 2014 zurück und wurden unter anderem vom 2015 getöteten IRGC-General Hossein Hamedani geäußert, der die Einheit Liwa al-Imam al-Hossein nannte und erklärte, sie werde »in der südlichen Stadt Daraa und nördlich von Damaskus in Qalamoun eingesetzt«. 

Die vom Iran unterstützten Kämpfer errichteten neue militärische Anlagen südlich von Damaskus, »wahrscheinlich als Teil der iranischen Bemühungen, Transportwege in ganz Syrien zu sichern und eine Verbindung zu den Golanhöhen und dem Libanon herzustellen«, schrieb das Institute for the Study of War im vergangenen Monat. »Die vom Iran unterstützten irakischen Imam-Hossein-Brigaden beschlagnahmten Mitte Juni Land in Khan al Shih im Süden von Damaskus, um dort ein militärisches Hauptquartier und ein Lager zu errichten. Die libanesische Hisbollah beschlagnahmte am 17. Juni etwa zwanzig Kilometer entfernt ebenfalls Land für ein Hauptquartier und ein unterirdisches Lager in der Nähe des Militärflughafens Mezzeh.«

Dem Newsweek-Bericht zufolge wurde die Imam-Hossein-Einheit 2016 vom Anfang 2020 getöteten Quds-Force-Kommandeur Qasem Soleimani gegründet. Den Namen teilt sich die Einheit mit vielen Imam-Hossein-Stätten und -Einrichtungen im Irak und verweist auf die schiitische und iranische Tradition. So gibt es eine mit den Revolutionsgarden verbundene Imam-Hossein-Universität in Teheran und im irakischen Kerbala einen Imam-Hossein-Schrein. Der Schrein für Sayyidah Zaynab in der Nähe von Damaskus, zu dessen Schutz die vom Iran rekrutierten internationalen Kämpfer anfänglich offiziell eingesetzt waren, ist für diese Tradition ebenfalls von Bedeutung. Zaynab ist die Schwester von Imam Hossein und eine wichtige Persönlichkeit für die Schia, was es dem Iran ermöglichte, Gläubige aus der gesamten Region zu gewinnen, um das Heiligtum zu verteidigen – um sie später zu jenen Einheiten zu formieren, die gegen die USA und Israel eingesetzt werden sollten.

2017 stellte das Jerusalem Center for Public Affairs Irans »Fremdenlegion« in Syrien vor und beschrieb die Liwa al-Imam Hossein als »Brigade, die dem muslimischen Kleriker Moqtada Sadr nahesteht und hauptsächlich in der Gegend von Damaskus mit dem erklärten Auftrag operiert, den Sayda-Zaynab-Schrein zu verteidigen. Im Gegensatz zu anderen Verbänden ist die Brigade der berüchtigten 4. Division der syrischen Streitkräfte angegliedert.«

Zukünftige Bedrohungen

Heute gehe es allerdings weniger um die komplexe Geschichte dieser Einheit, stellt Frantzman abschließend fest, als vielmehr um das, was als Nächstes kommen könnte. Die Imam-Hossein-Einheiten könnten zu einer unmittelbaren Bedrohung für Israel und die USA werden, schreibt Frantzman unter Bezug auf die Informationen aus dem eingangs zitierten Newsweek-Artikel, laut dem bereits »weitere Angriffe auf die beiden Verbündeten geplant sein sollen«.

Der Iran ermutigte die Hisbollah in jüngster Zeit dazu, die Spannungen an der Nordgrenze Israels zu erhöhen. Darüber hinaus unterstützt Teheran den Palästinensischen Islamischen Dschihad und die Hamas dabei, die Bedrohung im Westjordanland zu verstärken, und ermutige sie unter anderem dazu, Sprengfallen gegen Fahrzeuge der israelischen Armee in und um Dschenin einzusetzen. In diesem Zusammenhang, so Frantzman sei auch die Warnung vor der Rolle des Irans in Syrien zu sehen. 

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