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Huthi-Angriff stellt fragilen Waffenstillstand im Jemen auf die Probe 

Huthis präsentieren Raketenarsenal auf Militärparade in Sanaa
Huthis präsentieren Raketenarsenal auf Militärparade in Sanaa (© Imago Images / Xinhua)

Ein Drohnenangriff der Huthis, bei dem diese Woche drei bahrainische Soldaten in Saudi-Arabien getötet wurden, hat die Grenzen des Engagements Washingtons für die Verteidigung der Golfstaaten deutlich gemacht. 

Bei einem Drohnenangriff der Huthi-Milizen in der Nähe der saudi-arabischen Grenze zum Jemen wurden nach Angaben aus Manama drei bahrainische Soldaten getötet und mehrere weitere verwundet. Der Vorfall war der erste tödliche grenzüberschreitende Angriff seit vielen Monaten, der den jemenitischen Rebellen zugeschrieben wird, und er droht den landesweiten Waffenstillstand zu stören, der seit mehr als einem Jahr weitgehend eingehalten wird, obwohl er im Oktober 2022 formell ausgelaufen ist.

Der Vorfall ist auch das erste Mal seit einem Raketenangriff der Huthis auf die jemenitische Stadt Marib im Jahr 2015, dass Bahrain Soldaten an die vom Iran unterstützten Milizen verloren hat. Noch lässt sich nicht sagen, ob er den Beginn einer neuen Phase der Auseinandersetzungen markiert, aber Beamte in Washington äußerten ihre Besorgnis über das Potenzial für eine Eskalation.

Weniger als eine Woche nachdem eine Huthi-Delegation von Gesprächen in Riad zurückgekehrt war, die auf eine Beendigung des Kriegs abzielten, präsentierten die vom Iran unterstützten Milizen letzte Woche anlässlich des neunten Jahrestags ihrer Machtübernahme in der Hauptstadt Sanaa auch öffentlich ihre militärische Ausrüstung, darunter einen F-5-Tiger-Kampfjet und ballistische Raketen.

Steht Eskalation bevor?

Während Saudi-Arabien und Bahrain die Einzelheiten des Angriffs geheim halten, scheint die Botschaft der Huthis klar zu sein. Auf die Frage, ob der Vorfall die Friedensgespräche zum Scheitern bringen könnte, twitterte Elisabeth Kendall, Senior Research Fellow für Arabistik und Islamwissenschaft am Pembroke College der Universität Oxford und führende Expertin für den Jemen-Konflikt, sie halte es für »unwahrscheinlich, auch wenn es vielleicht beabsichtigt ist«.

Unter den Akteuren des Kriegs im Jemen gibt es Kräfte, die dazu beitragen wollen, dass dieser kein Ende findet, stimmte auch ein US-Militärbeamter zu. »Es gibt viele Vorfälle, über die nicht berichtet wird«, sagte der Beamte unter der Bedingung der Anonymität.

Auch wenn die Experten derzeit nicht von einem Ende des Waffenstillstands ausgehen, stellt die Tötung bahrainischer Soldaten auf saudischem Territorium dennoch eine bedeutende Entwicklung dar. So könnte der Angriff in den Hauptstädten der Golfstaaten als Test für das Engagement der US-Regierung Biden gewertet werden, ihre Sicherheit gegenüber dem Iran und seinen Stellvertretern zu garantieren.

Auch bleibt abzuwarten, ob der Angriff Manama zu einer engeren militärischen Koordination mit Saudi-Arabien und anderen Staaten des Golf-Kooperationsrats veranlasst und wie er sich auf die im Rahmen der Normalisierungsbestrebungen mit Israel laufenden Gespräche zwischen den USA und Saudi-Arabien über ein Verteidigungsabkommen auswirken könnte.

Wie reagieren USA?

Verschärfend kommt in diesem Zusammenhang hinzu, dass der Angriff nur wenige Wochen nach der Unterzeichnung eines neuen Verteidigungsabkommens zwischen Washington und Bahrain erfolgte, das die USA möglicherweise auch auf andere Golfstaaten ausweiten wollen. Dieses Abkommen sieht vor, dass sich Beamte der USA und Bahrains »unverzüglich auf höchster Ebene treffen«, um »angemessene Verteidigungs- und Abschreckungsmaßnahmen« für den Fall einer »Aggression von außen« zu entwickeln und umzusetzen, welche die Souveränität beider Länder bedroht.

Zwar erfolgte der Drohnenangriff in Saudi-Arabien, was bedeutet, dass er nicht unmittelbar in den Geltungsbereich des Abkommens zwischen Washington und Manama fällt, aber dennoch wird am Golf sehr genau beobachtet werden, wie die USA darauf reagieren – zumal in Saudi-Arabien, wo seit 2021 Verärgerung darüber herrscht, dass die USA keine Reaktion auf den vom Iran gesteuerten Huthi-Angriff auf die Aramco-Ölanlagen gesetzt haben. 

Der amerikanische Verteidigungsminister Lloyd Austin telefonierte am Donnerstag mit dem bahrainischen Kronprinzen und Premierminister Salman bin Hamad Al Khalifa, um ihm sein Beileid für den Verlust seiner Soldaten auszusprechen.

Abgesehen von dem Anruf habe das US-Militär keine Maßnahmen als Reaktion auf den Angriff ergriffen, erklärte die stellvertretende Pressesprecherin des Pentagon, Sabrina Singh, am Donnerstag gegenüber Reportern. Ein Beamter des Militärs stimmte dem zu und sagte, es liege »außerhalb der Richtlinien des Präsidenten«, dass amerikanisches Militär direkt zwischen der saudisch geführten Koalition und den Huthis eingreife.

Ein Sprecher des Hauptquartiers des US-Militärs im Nahen Osten, des US Central Command, gab hingegen eine deutlich andere Antwort: »Als Teil der CENTCOM-Strategie zur Bekämpfung gewalttätiger extremistischer Organisationen haben sich die US-Streitkräfte in der Region verpflichtet, alle Organisationen, die den USA und unseren Partnern feindlich gesinnt sind, aufzuspüren, zu schwächen und zu zerschlagen.« CENTCOM veröffentliche jedoch keine spezifischen Details zu laufenden Antiterroroperationen in der Region, heiß es weiter.

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