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Sudanesische Friedensgespräche in Dschidda

Unterdessen geht der Krieg im Sudan unbehindert weite
Unterdessen geht der Krieg im Sudan unbehindert weiter (Imago Images / Xinhua)

In der saudischen Stadt Dschidda haben die beiden um die Macht im Sudan ringelnden Konfliktparteien die Verhandlungen zur Beilegung der Krise unlängst wiederaufgenommen.

Seit dem 15. April vergangenen Jahres hat der Konflikt zwischen der von Abdel Fattah al-Burhan geführten Armee und seinem ehemaligen Stellvertreter, dem Befehlshaber der Schnellen Eingreiftruppen (Rapid Support Forces, RSF), Mohamed Hamdan Dagalo, nach Angaben der Vereinten Nationen über neuntausend Menschen das Leben gekostet und zur Vertreibung von mehr als 5,6 Mio. Menschen geführt.

In einer Erklärung gab das saudische Außenministerium kürzlich bekannt, Riad begrüße die Wiederaufnahme der von Saudi-Arabien und den USA unterstützten Gespräche zwischen den sudanesischen Streitkräften und den Vertretern der Schnellen Eingreiftruppen in Dschidda. Das Königreich bekräftige »sein Interesse an der Einigkeit aller Parteien« und betone »die Notwendigkeit, der Weisheit den Vorrang zu geben und den Konflikt zu beenden, um Blutvergießen zu vermeiden und das Leiden des sudanesischen Volkes zu lindern«. Das Ministerium hoffe auf »ein politisches Abkommen, mit dem Sicherheit, Stabilität und Wohlstand für den Sudan und sein Volk erreicht werden können«.

Die französische Nachrichtenagentur Agence France-Presse (AFP) wiederum zitierte mit der Sudankrise befasste US-Beamte, laut denen die neue Gesprächsrunde darauf abziele, einen Waffenstillstand zu erreichen, wobei es jedoch zu früh sei, um über eine dauerhafte politische Lösung zu sprechen. Ein anonym bleibender Beamter des US-Außenministeriums sagte gegenüber AFP, die neue Runde werde, »sich darauf konzentrieren, den ungehinderten Zugang zu humanitärer Hilfe zu gewährleisten, einen Waffenstillstand zu erreichen und andere vertrauensbildende Maßnahmen zu ergreifen.«

Vergangenen Woche bestätigten die beiden Konfliktparteien, eine Einladung zur Wiederaufnahme der Verhandlungen angenommen zu haben, was, wie die Armee betonte, aber nicht bedeute, dass »die Kämpfe eingestellt wurden«. Auf der anderen Seite forderten die Schnellen Eingreiftruppen in ihrer Erklärung, dass »die Delegation der anderen Partei geschlossen und unabhängig vom Diktat der Nationalen Kongresspartei [der Regierungspartei in der Ära des ehemaligen Präsidenten Omar al-Bashir] nach Dschidda kommen wird«. 

Rückkehr an den Verhandlungstisch

Am 11. Mai hatten die beiden Parteien die Erklärung von Dschidda zum Schutz der Zivilbevölkerung unterzeichnet. Auch wurden einige kurze Waffenstillstände angekündigt, um sichere Korridore und Fluchtrouten zu öffnen und humanitäre Hilfe zu gewährleisten. Allerdings konnten die Sudanesen von den angekündigten Waffenstillständen kaum profitieren, da es immer wieder zu Verstößen und erneuten bewaffneten Zusammenstößen kam. 

Am 27. Juli beorderte die Armee ihre Verhandlungsdelegation zurück nach Port Sudan, wobei sie die Rückkehr an den Verhandlungstisch von der Verpflichtung der Schnellen Eingreiftruppen abhängig machte, Wohnhäuser und zivile Ziele aus den Kämpfen herauszuhalten.

Wie der sudanesische Autor Yasser Jabbara erklärte, hätten die Zusammenstöße zwischen der Armee und den Schnellen Eingreiftruppen im Zusammenhang mit der Rückkehr zu den Verhandlungen in Dschidda deutlich zugenommen. Laut Jabbara versuche jede der beiden Partei, vor Verhandlungsbeginn noch ihre Kontrolle vor Ort zu erweitern, um ihre Position am grünen Tisch zu stärken. Diese Versuche scheinen jedoch aussichtslos zu sein, da keine Partei einen Durchbruch erzielen konnte. Außerdem hätten die Armee und ihre Verhandlungsdelegation angesichts des Drucks von Bevölkerung und Politik, die die Beendigung des Kriegs und die Auflösung der Schnellen Eingreiftruppen fordern, »kaum einen Handlungsspielraum«.

Die emiratische Zeitung Al-Ittihad zitierte sudanesische Experten und Politiker mit den Worten, sie setzten auf diplomatischen Druck auf beide Seiten, um einen sofortigen und umfassenden Waffenstillstand zu erreichen und humanitäre Korridore zu öffnen, damit den Betroffenen des Konflikts die dringend benötigte Hilfe ermöglicht werden kann. 

Die Befragten äußerten auch die Befürchtung, beide Parteien könnten versuchen, die Verhandlungen zu behindern, was die Krise verkomplizieren und das menschliche Leid verschlimmern würde. Sie betonten, die Zukunft der Verhandlungen hänge in hohem Maße von der Ernsthaftigkeit der internationalen Gemeinschaft ab, sie auch zu einem Abschluss zu bringen und entsprechenden Druck auf die beiden Parteien auszuüben.

Nach Einschätzung von Amira Abdel Halim, Expertin für afrikanische Angelegenheiten am Al-Ahram Center for Political and Strategic Studies in Kairo, seien beide Konfliktparteien »erschöpft«, suchten »nach einem Ausweg aus der Sackgasse« und hätten sich bereit erklärt, »wieder in Verhandlungen einzutreten«. 

Halim meinte jedoch auch, dass »das Erreichen einer Lösung davon abhängt, ob die regionalen Parteien und die Vereinigten Staaten in der Lage sind, echten Druck auszuüben, um einen Waffenstillstand zu erreichen«, was davon abhänge, ob die externen Parteien »den ernsthaften Wunsch haben, den Konflikt beizulegen und menschliche Verluste zu begrenzen«.

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