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Saudischer Kronprinz: Normalisierung mit Israel rückt jeden Tag näher 

Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman
Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman (© Imago Images / Hindustan Times)

Mohammed bin Salman wies Berichte zurück, wonach Saudi-Arabien die Normalisierungsgespräche unter der Führung der USA ausgesetzt hätte. 

Joshua Marks 

Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman wies in einem am Mittwoch ausgestrahlten Interview Berichte zurück, wonach die von den USA geführten Gespräche über eine Normalisierung der Beziehungen des Golfkönigreichs zu Israel ausgesetzt worden seien.

In dem ersten Interview mit einem großen amerikanischen Sender seit 2019, das zugleich das erste vollständig englischsprachige Gespräch bin Salmans war, sagte der Kronprinz gegenüber dem politischen Chefkorrespondenten von Fox News, Bret Baier, dass der Frieden mit dem jüdischen Staat »jeden Tag näher rückt«. Auf die Frage, was nötig wäre, damit Riad dem Abraham-Abkommen beitritt, betonte bin Salman, es würde »mit der Unterstützung der Regierung von Präsident Biden gelingen, an diesen Punkt zu gelangen«.

Der Kronprinz fuhr fort, dass für die saudische Seite die palästinensische Frage sehr wichtig sei. »Wir müssen diesen Teil lösen. Wir haben gute Verhandlungen geführt, die jetzt weiter gehen. Wir werden sehen, wohin sie führen werden. Wir hoffen, dass sie einen Punkt erreichen, der das Leben der Palästinenser erleichtert und Israel als Akteur im Nahen Osten erhält.«

Auf Baiers Frage nach jüngsten Medienberichten, laut denen Riad die Normalisierungsgespräche eingefroren habe, antwortete bin Salman, dies sei »nicht wahr«.

Der saudische Kronprinz wurde auch gefragt, ob er darüber besorgt sei, dass der Iran in den Besitz einer Atomwaffe gelangen könnte, worauf er antwortete, über jedes Land besorgt zu sein, »das sich eine Atomwaffe verschafft. Das ist ein schlechter Zug. Man braucht keine Atomwaffen, weil man sie ohnehin nicht einsetzen kann.« Selbst wenn der Iran eine Atomwaffe bekäme, würde das für ihn »wie für jedes Land, das eine Atomwaffe einsetzt, bedeuten, dass er einen Krieg mit dem Rest der Welt führt«. Die Welt dürfe kein zweites Hiroshima erleben. »Wenn die Welt 100.000 Tote sieht, bedeutet das, dass man sich in einem Krieg mit dem Rest der Welt befindet«, wiederholte er. 

Auf Baiers Frage, ob Saudi-Arabien Atomwaffen anstrebe, sollte der Iran sie bekommen, antwortete bin Salman allerdings: »Wenn sie eine bekommen, müssen wir auch eine bekommen.«

Historischer Friede?

Das Interview wurde am selben Tag ausgestrahlt, an dem US-Präsident Joe Biden am Rande der UN-Generalversammlung in New York mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu zusammentraf, wobei Netanjahu Biden aufforderte, den jüdischen Staat und die einflussreichste arabische Monarchie am Golf zusammenzubringen. »Ich glaube, dass wir unter Ihrer Führung, Herr Präsident, einen historischen Frieden zwischen Israel und Saudi-Arabien schmieden können«, sagte Netanjahu in diesem Zusammenhang.

Er glaube, fuhr er fort, »dass ein solcher Frieden zunächst einen großen Beitrag zur Beendigung des arabisch-israelischen Konflikts, zur Versöhnung zwischen der islamischen Welt und dem jüdischen Staat und zu einem echten Frieden zwischen Israel und den Palästinensern leisten würde.«

Das Wall Street Journal berichtete am Donnerstag, Netanjahu habe die führenden Atom- und Sicherheitsexperten seines Landes angewiesen, mit den US-Unterhändlern einen Kompromiss zu finden, der Saudi-Arabien die Anreicherung von Uran erlaubt. Israelische Beamte arbeiteten »im Stillen« mit dem Weißen Haus zusammen, um einen »von den USA betriebenen Urananreicherungsmechanismus« für ein ziviles Atomprogramm in Saudi-Arabien zu entwickeln. Dies sei eine wichtige Bedingung des Königreichs für die Annahme eines Normalisierungsabkommens mit Israel, so Beamte beider Länder gegenüber dem Wall Street Journal.

Bei ihrem ersten Treffen von Angesicht zu Angesicht seit Netanjahus Rückkehr ins Amt Ende des vergangenen Jahres sprachen die beiden Politiker auch über die iranische Bedrohung. Er schätze Bidens »ständiges Engagement, den Iran daran zu hindern, die Fähigkeit zu Atomwaffen zu erlangen. Ich denke, das ist von entscheidender Bedeutung«, sagte der israelische Premier. 

Dieses gemeinsame Ziel könne »durch eine glaubwürdige militärische Drohung, scharfe Sanktionen und die Unterstützung der tapferen Männer und Frauen im Iran, die dieses Regime verachten und die unsere wirklichen Partner für eine bessere Zukunft sind, erreicht werden«, fuhr der israelische Premierminister fort und fügte an den US-Präsidenten gewandt hinzu, er freue sich »auf die Zusammenarbeit mit Ihnen und Ihrem Team, um das Versprechen zu verwirklichen und der Bedrohung zu begegnen«.

(Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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