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Hamas versucht, Jericho zur Terrorhauptstadt der südlichen Westbank zu machen

Kämpfer der Aqabat-Jaber-Bataillons im bislang relativ ruhigen Jericho
Kämpfer des Aqabat-Jaber-Bataillons im bislang relativ ruhigen Jericho (Quelle: Yoni Ben Menachem)

Die israelischen Sicherheitskräfte haben das terroristische Aqabat-Jaber-Bataillon im südlichen Westjordanland aufgelöst und damit einen wichtigen Schlag gegen die Hamas geführt. 

Yoni Ben Menachem

Die Operation der Israelischen Verteidigungskräfte (IDF) und des israelischen Sicherheitsdienstes (Shin Bet) in Aqabat Jaber am 5. Februar war ein bedeutender Erfolg: fünf Terroristen wurden getötet, darunter Malek Lafi und Rafat Abeidat, die am 28. Januar im Restaurant Me Casa an der Almog-Kreuzung im Gebiet Jericho einen Anschlag verübt hatten. Die Operation folgte auf eine weitere in Aqabat Jaber am Tag zuvor, bei der fünfzehn Terroristen nach einem stundenlangen Schusswechsel festgenommen worden waren.

Jericho gilt als die ruhigste Stadt im Westjordanland und liegt in der Nähe einer Hauptverkehrsachse für israelische und arabische Fahrzeuge, die von Süden nach Norden durch das Jordantal verläuft. Die Präsenz bewaffneter Terroristen in dieser Gegend ist aus sicherheitspolitischer Sicht für Israel sehr gefährlich, weshalb die IDF-Operationen in Aqabat Jaber so wichtig waren.

Die Hamas und der Palästinensische Islamische Dschihad nützen die Schwäche der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) und ihre mangelnde Bereitschaft, den Terrorismus zu bekämpfen, um in der gesamten Westbnk bewaffnete Gruppen, sogenannte Bataillone, zu bilden. Bislang wurden etwa zehn solcher Bataillone in den Gebieten Nablus, Dschenin und Tulkarm im nördlichen Westjordanland gegründet. 

Das Aqabat-Jaber-Bataillon der Hamas war nun ein Versuch, auch im südlichen Westjordanland Fuß zu fassen und sich auszubreiten, wobei die Gruppe in Jericho unter den den Augen der Sicherheitskräfte der PA entstand und wuchs. Aqabat Jaber hat etwa 10.000 Einwohner, die wirtschaftliche Lage ist schlecht, und die Palästinensische Autonomiebehörde vernachlässigt Bevölkerung und Stadt, in der bewaffnete Fatah-Aktivisten präsent sind und mit Hamas-Agenten zusammenarbeiten.

Palästinenserführer Mahmud Abbas verurteilte schließlich die IDF-Operation in Aqabat Jaber, nannte sie ein Verbrechen und forderte, die internationale Gemeinschaft müsse die Palästinenser vor Israel schützen. 

Der Fenzel-Plan

Erst Anfang Februarlegte US-Außenminister Antony Blinken der Palästinensischen Autonomiebehörde einen Plan zur Beruhigung der Sicherheitslage im nördlichen Westjordanland vor, der von General Michael Fenzel, dem Koordinator zwischen den Vereinigten Staaten und den PA-Sicherheitskräften, ausgearbeitet worden war und die Zustimmung Israels erhalten hatte.

Fenzel schlug die Einrichtung einer speziellen, von den USA finanzierten palästinensischen Sicherheitstruppe vor, die in Jordanien ausgebildet und denn in Nablus und Dschenin stationiert werden soll, um gegen die neuen terroristischen Gruppen vorzugehen, die in diesem Gebiet entstanden sind.

Palästinenserführer Mahmud Abbas äußerte die Befürchtung, das amerikanische Vorhaben könne zu einem Bürgerkrieg im Westjordanland führen und ihn selbst so darstellen, als ob er Israels Sicherheitsbeauftragter wäre. Er sei es leid, so Abbas weiter, der Auftragnehmer der US-Regierung zu sein, ohne dass ihm ein Plan mit politischem Ausblick vorgelegt würde.

Die Hamas hingegen wird weiterhin versuchen, Jericho und andere Städte wie Qalqilya und Tulkarm unter ihre Kontrolle zu bringen, um eine neue bewaffnete Intifada gegen Israel auszulösen. Über die Grenze zu Jordanien kommen immer mehr geschmuggelte Waffen in das Westjordanland, und die israelischen Sicherheitskräfte haben Schwierigkeiten, diesen Handel zu stoppen.

Hamas-Quellen zufolge ist Jericho wegen seiner Nähe zu Jerusalem und der Grenze zu Jordanien strategisch bedeutsam, weswegen die Terrororganisation plant, Jericho zur Terrorhauptstadt des südlichen Westjordanlands zu machen, so wie der Palästinensische Islamische Dschihad Dschenin zur Terrorhauptstadt der nördlichen Westbank gemacht hat. 

Der Kampf zwischen den IDF und den terroristischen Organisationen um die Kontrolle über das Gebiet Jericho hat gerade erst begonnen. So versprach der hochrangige Hamas-Funktionär Souheil al-Hindi versprach Rache für den Tod der fünf Terroristen, während Hamas-Führer Ismail Haniyeh auf die IDF-Operation in Aqabat Jaber verwies, eine Katastrophe für die »israelische Besatzung« voraussagte und versicherte, die neuen terroristischen Bataillone würden ihre Aktionen gegen Israel fortsetzen.

Yoni Ben Menachem, langjähriger Kommentator arabischer und diplomatischer Angelegenheiten für den israelischen Rundfunk und das Fernsehen, ist leitender Nahost-Analyst des Jerusalem Center for Public Affairs und war als Generaldirektor und Chefredakteur der israelischen Rundfunkbehörde tätig. (Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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