Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte drückten ihr tiefes Bedauern über den Vorfall aus, der für die beteiligten Soldaten wohl ein Nachspiel vor dem Militärgericht haben wird.
Gerhard Werner Schlicke
Drei von der Hamas am 7. Oktober entführten Geiseln wurden von Soldaten der israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF), also von jenen, die eigentlich zu ihrer Befreiung geschickt worden waren, erschossen. Besonders schrecklich ist die von der IDF-Führung bestätigte Gewissheit, dass die drei eine weiße Fahne trugen, also nach der Haager Landkriegsordnung einem besonderen Schutz unterliegen. Was war passiert?
Vergegenwärtigen wir uns die Situation, in der die IDF-Soldaten ihren Kampfauftrag im Gazastreifen erfüllen und dabei auch bereit sind, für die Zerschlagung der Hamas und die Befreiung der verbliebenen Geiseln ihr Leben zu lassen.
Diese jungen Soldaten stehen unter hoher psychologischer Anspannung, weil das Land und die Angehörigen der Verschleppten von ihnen erwarten, die restlichen 130 noch in der Gewalt der Hamas verbliebenen Geiseln unversehrt nach Hause zu bringen. Zugleich agieren sie in einem dreidimensionalen Häuserkampf, der ihnen nicht nur körperlich alles abverlangt, sondern eben auch mental. Hinzu kommen die publik gewordenen Berichte von Augenzeugen über die Geschehnisse, nachdem die Hamas am 7. Oktober den Grenzzaun durchbrochen hatte und Frauen, Männer und Kinder bestialisch ermordete oder als menschliche Schutzschilde nach Gaza verschleppten. Soldaten können vieles trainieren, vorausgesetzt, sie haben die Zeit und entsprechende Informationen, aber in diesem Krieg wird so vieles außer Kraft gesetzt.
Tiefes Bedauern
Die Öffentlichkeit, insbesondere in der EU, in Deutschland und den USA haben zunächst Israel unterstützt und die Gräuel der Hamas mehrheitlich klar verurteilt. Mit jedem Tag der militärischen Reaktion Israels gegen die Terroristen der Hamas und des Islamischen Dschihads kippte aber diese Meinung mehr und mehr, angefangen beim UNO-Generalsekretär António Guterres über antisemitische Vorfälle an einigen Elite-Universitäten der USA, dem drohenden Sinneswandel in der Biden-Administration bis zu den stetig wiederkehrenden Forderungen nach einem »Waffenstillstand Jetzt« und den immer häufiger werdenden Falschmeldungen, die von der Hamas medial gestreut werden.
Auch die humanitären Hilfsmaßnahmen, gegen die im Prinzip natürlich nichts einzuwenden ist, sind, da sie in ihrer Umsetzung von der Hamas kontrolliert werden, letztlich auch Hilfsmaßnahmen für die Terrororganisation. Besonders dramatisch ist zugleich, dass die mühevoll ausgehandelten Abraham-Abkommen zur Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und einigen arabischen Staaten jetzt erste Risse zu bekommen scheinen.
All dessen sind sich die israelischen Soldaten bewusst, was ihren militärischen Auftrag nicht leichter macht. Es steht außer Frage, dass dieses besondere Vorkommnis militärgerichtliche Konsequenzen haben wird, auch wenn das den Hinterbliebenen der drei im Friendly fire getöteten Geiseln wohl kaum Trost spendet.
»Die IDF haben sofort mit der Untersuchung des Vorfalls begonnen«, erklärte das Militär, das betonte, »dass es sich um ein aktives Kampfgebiet handelt, in dem in den vergangenen Tagen anhaltende Kämpfe stattgefunden haben. Es wurden sofort Lehren aus dem Vorfall gezogen, die an alle IDF-Truppen im Feld weitergegeben wurden.« Das israelische Militär »drückt sein tiefes Bedauern über den tragischen Vorfall aus und spricht den Familien sein tief empfundenes Beileid aus«, hieß es in der Erklärung weiter. »Unsere nationale Mission ist es, die Vermissten zu finden und alle Geiseln nach Hause zu bringen.«
Erklärung von @IDF Generalstabschef Herzi Halevi über die Einsatzregeln der IDF:
"… Wenn Ihr zwei Personen seht, mit erhobenen Händen und ohne Hemd, nehmt Euch zwei Sekunden Zeit, und ich möchte Euch etwas ebenso Wichtiges sagen, und wenn es zwei Gazaner mit einer weißen… pic.twitter.com/oqkOfi9slj
— Israel in Österreich🇮🇱🇦🇹 (@IsraelinAustria) December 18, 2023