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Israel startet großen Anti-Terror-Einsatz in Dschenin

Israelischer Einsatz in der palästinensischen Terror-Hochburg Dschenin hat begonnen
Israelischer Einsatz in der palästinensischen Terror-Hochburg Dschenin hat begonnen (© Imago Images / Xinhua)

Aus der Terrorhochburg Dschenin waren in jüngster Zeit mehr als fünfzig Terroranschläge gegen Israel gerichtet. Nun gehen die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte in einer der größten Operationen gegen den über mehrere Monate massiv gewachsenen und jetzt völlig außer Kontrolle geratenen Terrorapparat vor.

Mit einer Reihe von Luftangriffen und der Verlegung von Bodentruppen in die im nördlichen Westjordanland gelegene Stadt Dschenin haben die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) am Sonntagabend ihre größte Operation in Dschenin seit dem »Zweite Intifada« genannten Terrorkrieg in den frühen 2000er Jahren eingeleitet.

Bislang wurden im Zuge der Aktion, deren Ziel es ist, den Terrorapparat in Dschenin zu zerschlagen, mindestens sieben mutmaßliche palästinensische Terroristen getötet und Dutzende verwundet. Die tatsächliche Zahl dürfte allerdings weitaus höher sein und sich in den kommenden Tagen noch erhöhen.

Der Chefsprecher der IDF, Brigadegeneral Daniel Hagari, sagte am Montagmorgen, dass sich die Operation vorerst auf Dschenin konzentriere, aber auf andere Teile des auch als Samaria bekannten nördlichen Westjordanlands ausgeweitet werden könnte. Keine Hinweise gab es darauf, dass die IDF die Operation auf die zentralen und südlichen Teile des Westjordanlands ausweiten würden.

Hagari lehnte es ab, einen Zeitplan für die Operation festzulegen, aber es scheint klar zu sein, dass sie mindestens einige Tage dauern wird und nicht darauf ausgerichtet ist, dass die IDF versuchen würden, ein Gebiet zu erobern und dauerhaft zu halten zu versuchen. Laut Hagari besteht Israels Strategie darin, den tief verwurzelten und systematisch aufgebauten Terrorapparat in Dschenin zu zerschlagen, der über mehrere Monate gewachsen und völlig außer Kontrolle geraten ist. Die IDF achteten darauf, keine Sicherheitskräfte der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) anzugreifen, und Hagari erklärte ausdrücklich, dass sich die Operation gegen lokale Terrorgruppen in Dschenin und nicht gegen die PA richte. 

Der IDF-Sprecher sagte, die Operation sei vor zehn Tagen genehmigt worden, aber die Armee hätte das Ende der örtlichen Feiertage und bessere Wetterbedingungen abgewartet. Israel hatte die USA bereits vor einer Woche gewarnt, dass es bald entschlossen gegen den Terror in Dschenin vorgehen werde, ohne jedoch genaue Einzelheiten der Operation zu nennen, berichtete der israelische TV-Sender Kan. Gleichzeitig sei die Heimatfront jedoch in höchster Alarmbereitschaft, falls die Terrorgruppen im Gazastreifen, die Hisbollah oder andere Organisationen versuchen sollten, einzugreifen und Israel anzugreifen.

Terrorhochburg Dschenin 

In jüngster Zeit gingen mehr als fünfzig Terroranschläge von Dschenin aus, und mehr als neunzehn Terroristen haben versucht, nach der Ausführung von Anschlägen dorthin zu fliehen. Sowohl die Hamas als auch der Islamische Dschihad haben im heurigen Jahr jeweils Millionen von Euro an ihre Zellen in Dschenin überwiesen. 

Die IDF schätzen, dass sich 25 Prozent der Einwohner von Dschenin mit dem Islamischen Dschihad und 20 Prozent mit der Hamas identifizieren. Von den 49.000 Palästinensern, die in Dschenin leben, wohnen etwa 18.000 im Flüchtlingslager der Stadt, das seit März 2022 im Mittelpunkt des Konflikts steht.

Die IDF erklärten, sie führten eine »umfassende Antiterrormaßnahme in der gesamten Stadt und im Flüchtlingslager Dschenin« durch. Zu den Zielen der bisherigen Angriffe gehörte ein gemeinsames Hauptquartier, das von den palästinensischen Gruppierungen in Dschenin als Beobachtungsposten, als Treffpunkt für bewaffnete Terroristen, als Lager für Waffen und Sprengstoff und als Kontakt- und Kommunikationszentrum für Agenten genutzt wurde, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der IDF und des Sicherheitsdienstes Shin Bet.

»Dschenin ist zu einer Zufluchtsstadt‹ für Terroristen geworden, und die gesammelten Informationen deuten darauf hin, dass der Iran und seine Stellvertreter, die Hamas und der Islamische Dschihad, versuchen, den Terroristen viel Geld und Waffen zukommen zu lassen«, erklärte der israelische Nationale Sicherheitsberater, Tzachi Hanegbi, am Montagmorgen.

»Die IDF und die Sicherheitskräfte arbeiten nun daran, terroristische Aktivitäten, Sprengstofflabors und Raketenproduktionszentren anzugreifen, und zwar auf Grundlage hochwertiger und präziser Geheimdienstinformationen und mit dem Ziel, den Unbeteiligten so wenig wie möglich zu schaden. An der Operation nehmen Truppen der Kommandobrigade, der Fallschirmjäger und der Golani teil«, präzisierte Hanegbi die Angaben über die israelische Anti-Terror-Operation.

Unterstützung durch die Opposition

Die Vorsitzenden der größten Oppositionsparteien brachten am Montagmorgen ihre Unterstützung für die Operation zum Ausdruck. »Ich unterstütze die Sicherheitskräfte, die derzeit in Dschenin operieren. Wir stehen alle hinter ihnen«, schrieb der Vorsitzende von Yesh Atid, Yair Lapid, auf Twitter. »Wir bilden alle eine Front gegen den Terrorismus. Jede entschlossene und verantwortungsvolle Aktion der Regierung wird volle Unterstützung erhalten«, erklärte der Vorsitzende der Partei der Nationalen Einheit und ehemalige Verteidigungsminister Benny Gantz.

Berichten zufolge erhielten die Einwohner von Dschenin zu Beginn der Operation Nachrichten von den IDF, in denen es hieß: »Die Sicherheitskräfte gehen in der Gegend gegen die Militanten vor. Bleiben Sie zu Hause und schützen Sie Ihre Familie.«

Hamas und Islamsicher Dschihad empört

Der Leiter des Hamas-Politbüros rief die Palästinenser im gesamten Westjordanland auf, »Dschenin beizustehen und seine Bevölkerung zu verteidigen, um den Plan des Feindes zu vereiteln«. Das »Blutvergießen in Dschenin« werde die Art und Weise wie auch die Richtung bestimmen, welche die Palästinenser einzuschlagen hätten, »und unser Volk und sein Widerstand wissen, wie sie auf diese barbarische Aggression reagieren müssen«. 

Hamas-Sprecher Hazem Qassem erklärte, die israelische Regierung trage »die volle Verantwortung für die Aggression gegen Dschenin«.

Auch der Palästinensische Islamische Dschihad äußerte sich empört über die Angriffe und verlautbarte, »die Aggression gegen Dschenin wird ihre Ziele nicht erreichen, und wir werden Dschenin als ein Symbol der Standhaftigkeit bewahren«. Die Stadt werde sich nicht ergeben, »und unsere Kämpfer sind entschlossen, sich dem Gegner zu stellen und zu kämpfen, egal, welche Opfer sie bringen müssen. Der zionistische Feind trägt die volle Verantwortung für alle Folgen dieser Aggression. Der Widerstand wird dem Feind entgegentreten und das palästinensische Volk verteidigen, und es stehen alle Möglichkeiten offen, den Feind als Antwort auf seine Aggression in Dschenin zu treffen.«

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