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Iran: Alltagskrieg ums Kopftuch

Straßenszene in Teheran: Immer mehr Iranerinnen weigern sich, den obligatorischen Hidschab zu tragen
Straßenszene in Teheran: Immer mehr Iranerinnen weigern sich, den obligatorischen Hidschab zu tragen (© Imago Images NurPhoto)

Forderungen nach harten Strafen für Frauen, die den Hidschab in der Öffentlichkeit nicht mehr tragen, zeigen, dass das iranische Regime diesen Kampf zu verlieren scheint.

Es vergeht keine Woche mehr im Iran, ohne dass irgendein Funktionär des Regimes oder ein Mullah lautstark fordert, dass Frauen, die sich weigern, den Hidschab zu tragen, drakonisch bestraft gehören. Allerdings ist diesen, ebenso wenig wie den Maßnahmen der Sittenpolizei, offenbar wenig Erfolg beschieden: Seit dem Beginn der »Frau, Leben, Freiheit«-Proteste hat sich im iranischen Alltag viel geändert, und inzwischen gehören, so Berichte von Aktivistinnen aus dem Iran, Frauen, die ihr Haar offen tragen, zum täglichen Erscheinungsbild in den iranischen Städten. 

Aus Angst vor neu aufflammenden Protesten scheint das Regime faktisch auch weit weniger hart gegen unverschleierte Frauen durchzugreifen, als seine Anhänger fordern. Vielmehr klingen die Appelle hoher Würdenträger eher fast schon verzweifelt: Ahmad Khatami, der als Ultra-Hardliner bekannte Freitagspredigt-Imam von Teheran, wiederholte das Dekret des Obersten Führers Ali Khamenei, wonach unbedecktes Frauenhaar »sowohl politisch als auch religiös haram« sei.

Vor einer Gemeinde, die sich zu einem besonderen Eid-ul-Adha-Gebet versammelt hatte, erklärte er, jene, die unverschleiert sind, zielten darauf ab, die Säulen des Familienlebens zu schwächen und den Seelenfrieden in der Gesellschaft zu zerstören. »Ich sage denen, die unverschleiert sind, dass ihre Verweigerung des Hidschabs niemals zur Norm werden wird, denn sie war, ist und wird immer ein Verstoß gegen die Normen sein«, predigte Khatami und beklagte, dass einige unverschleierte Frauen in den sozialen Medien »diejenigen angreifen, die den Hidschab tragen«.

Weitgehend folgenlose Appelle

Das Ablegen des Hidschabs sei »aufgrund der Scharia und auch politisch gesehen haram«, hatte Ayatollah Khamenei bereits im April in einer Rede dekretiert. Seine Erklärung war ein klares Signal an Regimefunktionäre und seine Gefolgsleute, alles zu tun, um die Kontrolle über Frauen wiederherzustellen. 

»Es ist unerträglich, dass in der Islamischen Republik Frauen, die den Hidschab tragen, und ihre Kinder angegriffen werden«, sagte Khatami nun und forderte die Behörden auf, rechtliche Schritte einzuleiten. »Ihr, die verantwortlichen Behörden, müsst Euch dessen bewusst sein, dass Übergriffe auf Frauen, die den Hidschab tragen, ein Verbrechen sind. Worauf und auf wen warten Sie? Warten Sie darauf, dass ein Verbrechen begangen wird und die Täter sich dann entschuldigen und sagen, dass es ihnen leidtut, dass sie überreagiert haben?«

Ein Regimevertreter hatte sogar die Idee, eine Pro-Hidschab-Demonstration vor dem Parlament in Teheran zu veranstalten, zu der allerdings nicht gerade die Massen strömten, um sich anzuhören, dass, wer ohne Kopftuch auf die Straße ginge, eine Hure sei. Wie der Autor dieses Tweets voller Spott feststellte, hätten sich gerade einmal dreißig Personen bei der Veranstaltung eingefunden.

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