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Wer ist schuld am Hunger in Gaza?

LKW mit Hilfsgütern am israelischen Grenzübergang Kerem Shalom bei ihrer Einfahrt nach Gaza
LKW mit Hilfsgütern am israelischen Grenzübergang Kerem Shalom bei ihrer Einfahrt nach Gaza (© Imago Images / Xinhua)

International kaum beachtet, kämpft die Hamas gegen eine gesicherte Versorgung der Bevölkerung in Gaza und verkauft die von ihr gestohlenen Hilfsgüter zum Wucherpreis auf dem Schwarzmarkt.

Nachdem die Vereinten Nationen bereits im Februar davon sprachen, dass ein Viertel der 2,3 Millionen Einwohner des Gazastreifens »mit einem katastrophalen Ausmaß von Unterernährung und Hunger« konfrontiert sei, verstärkte sich in der vergangenen Woche die mediale Berichterstattung über den Lebensmittelsituation in Gaza.

Mitarbeiter der Administration von US-Präsident Joe Biden teilten dem israelischen Minister Benny Gantz bei seinem USA-Besuch mit, die »schlechte Versorgungslage« in Gaza sei »nicht mehr tolerierbar«. Die amerikanische Haltung gegenüber Israel wird zusehend nervöser, seit sich die Präsidentschaftswahlen nähern und Joe Biden bei den bisherigen Vorwahlen vom linken, teilweise offen antisemitischen Flügel der Demokraten mit Wahlenthaltungen abgestraft wurde, während der Präsident ursprünglich mit einem Kriegsende bis zu Beginn des Ramadans am 10. März und damit vor der heißen Phase des Wahlkampfs gerechnet hatte.

Ein israelischer Verantwortlicher für die Versorgung Gazas, das trotz des Kriegs nach wie vor von Israel auch mit Strom und Wasser versorgt wird, entgegnete den internationalen Darstellungen: »Es müsste keinen Hunger in Gaza geben. Die Menschen sind hungrig, weil der Großteil der Bevölkerung nach Rafah geflüchtet ist, das sich noch unter der Kontrolle der Hamas befindet. Die Hamas und kriminelle Gangs bemächtigen sich der Hilfstransporte, und die Menschen haben nicht genug Geld, um auf dem Schwarzmarkt Lebensmittel zu kaufen.«

Florierender Schwarzmarkt der Hamas

Auch der ehemalige israelische Premierminister Naftali Bennet widerspricht den Ausführungen, die US-Präsident Biden in einer Rede zur Lage der Nation über die Situation in Gaza machte. Er stimme Biden nicht zu, sagte Bennet: »Das Problem ist nicht der Mangel an Lebensmitteln in Gaza, sondern die Tatsache, dass die Hamas die Lebensmittel stiehlt, die hier ankommen.« Die Hamas »verkauft die gestohlenen Hilfsgüter »dann auf dem Schwarzmarkt zum Zehnfachen des normalen Preises, sodass die Lebensmittel nicht zu den Bedürftigen gelangen, die es sich nicht leisten können, sie zu kaufen.«

»Wir benutzen diese Art von Dingen nicht als Druckmittel«, erklärte Bennett unter Bezug auf die Lebensmittelknappheit und den Hunger. »Sie müssen das Problem dahingehend verstehen, als die Hamas die humanitäre Hilfe daran hindert, ihr Ziel zu erreichen.«

Die Hamas wiederum stellt den Hunger als Folge der Intervention Israels dar und versucht so, die Kontrolle zu legitimieren, die sie über die Lebens- und Hilfsmittelverteilung innehat. Vergangene Woche entsendete Israel jedoch um fünfzig Prozent mehr Lastwagen mit Lieferungen nach Gaza als vor dem Massaker vom 7.Oktober, wobei an manchen Tagen hundertfünfzig Lkw an einem Tag den Küstentreifen erreichten. Auch über den ägyptischen Grenzübergang Rafah wurden Lebensmittel geliefert.

Die Hamas sabotiert die Lieferungen immer wieder durch Beschuss, auch jene aus der Luft, die unlängst von den USA gestartet wurden. Ihr Motiv dabei ist klar: Sie will die mangelnde Versorgung und das Chaos noch verstärken, um international ein Druckmittel gegen Israel in der Hand zu haben. Jegliche Regelung in Gaza, welche die Macht der Hamas einschränkt – Frieden eingeschlossen – ist unerwünscht. Eine gesicherte Versorgung der Bevölkerung würde das Ende der Hamas-Herrschaft bedeuten.

Wie die Verteilung über den von Joe Biden nun angekündigten provisorischen Hafen funktionieren soll, wird sich zeigen. Der Pressesprecher des Pentagons, Patrick Ryder, erklärte am Freitag gegenüber Reportern, dass »zusätzlich zu den humanitären Abwürfen des US-Militärs und den Bemühungen der US-Regierung, die Hilfe auf dem Landweg aufrechtzuerhalten und zu erweitern, das Verteidigungsministerium eine Notfallmission zur Errichtung eines provisorischen Piers im Gazastreifen durchführen und dabei mit gleichgesinnten Ländern und Partnern zusammenarbeiten wird«. Dabei meinte Ryder, dass bis zu tausend Militärangehörige benötigt werden könnten, um den Bau des Piers, über den der Gazastreifen dann vom Mittelmeer aus versorgt werden soll, innerhalb von zwei Monaten abzuschließen.

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