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Antisemitismus an US-Unis: Polizeischutz für jüdische Studenten

Bedrohung für jüdische Studenten: Antisemitische Demonstration an de Rutgers University
Bedrohung für jüdische Studenten: Antisemitische Demonstration an de Rutgers University (Imago Images / USA TODAY Network)

An der drittgrößten öffentlichen Universität der USA mussten jüdische Studenten von der Polizei aus dem Gebäude begleitet werden, da ihre Sicherheit von einem Anti-Israel-Mob bedroht war.

Seit den Massakern vom 7. Oktober vergangenen Jahres eskalieren an US-Universitäten antisemitische Vorfälle. An der Rutgers University von New Jersey, der mit rund 70.000 Studenten drittgrößten öffentlichen Universität der USA, mussten nun jüdische Studenten von der Polizei durch die Hintertür des Gebäudes ins Freie geleitet werden, da ihre Sicherheit von einem Anti-Israel-Mob bedroht war.

Die Publizistin Bethany Mandel berichtete auf Twitter: »Heute Abend an der @RutgersU hielt der Präsident eine Podiumsdiskussion mit Studenten ab. Es artete in Anarchie aus, und er floh mit der Hälfte der anwesenden Polizei. Jüdische Studenten, die sich erkundigen wollten, wie die Verwaltung für ihre Sicherheit auf dem Campus sorgen würde, mussten die verbleibende Polizei bitten, sie hinauszubegleiten.«

Dazu stellte Mandel zwei Videos ins Netz, welche die Sprechchöre der Anti-Israel-Demonstranten zeigen, in denen gerufen wurde: »Lang lebe die Intifada. Lang lebe der Widerstand. Widerstand ist gerechtfertigt, wo Menschen besetzt sind.« »Intifada« und »Widerstand« sind Codewörter für die Ermordung israelischer Zivilisten, die als »gerechtfertigt« legitimiert wird. In dem anderen Video wird »Wir wollen keine zwei Staaten. Wir wollen ‘48« skandiert.

Das »Land von ‘48« oder kurz »‘48« ist unter den die Existenz Israels Ablehnenden ein Begriff für das Gebiet des Staates Israel innerhalb der Waffenstillstandslinie von 1949. Selbst ein jüdischer Staat innerhalb solcher Grenzen wird also rundheraus abgelehnt, da auch dieser »Besatzung« sei. Zusammengenommen ergeben die Sprechchöre die Aussage, dass die Ermordung von Zivilisten gerechtfertigt sei, solange der Staat Israel existiert, den sie mit Gewalt beseitigen wollen – eine Aufforderung zum Genozid.

Erzwungener Abbruch

Die Nachrichtenwebsite Fox News Digital berichtete unter Berufung auf einen Augenzeugen, der anonym bleiben wollte, dass die Demonstranten den Abbruch der Veranstaltung erzwangen. Daraufhin seien Universitätspräsident Jonathan Holloway und seine Mitarbeiter – so wörtlich – »weggerannt«, geschützt von der Hälfte des anwesenden Polizeiaufgebots. Weiter heißt es: »Sie ließen die jüdischen/pro-israelischen Studenten zurück, die sich mit einer aufgebrachten und offensichtlich antisemitischen Menge auseinanderzusetzen hatten, deren Aufmerksamkeit sich nun, nachdem die Verwaltung gegangen war, auf die Juden richtete.«

Die Polizei habe die Studenten durch die Hintertür hinausgeführt, weil es zu gefährlich gewesen sei, das Gebäude durch die Vordertür zu verlassen. »Cory Rothbort, ein Anwalt der Kanzlei Mazie Slater & Freeman, der die Studentin Rivka Schafer zusammen mit einem anderen Studenten vertritt, nannte es eine schreckliche Erfahrung‹ für die anwesenden Juden«, so der Bericht von Fox News Digital. Rothbort sagte, die jüdischen Studenten seien zu der Podiumsdiskussion gegangen, um »einige Antworten von Präsident Holloway zu erhalten. Sie wollten wissen, was er tun würde, um sie auf dem Campus zu schützen, und stattdessen wurden sie mit genau demselben Verhalten konfrontiert, vor dem sie Schutz suchten.«

Ein von Rivka Schafer aufgenommenes Video zeigt, wie die Störer zu skandieren beginnen, nachdem Holloway gesagt hatte, dass die Universität ihre Beziehungen zur Universität Tel Aviv, mit der sie eine Partnerschaft unterhält, nicht abbrechen werde. Joe Gindi, ein weiterer anwesender jüdischer Student, sagte gegenüber Fox News Digital: »Es waren ein paar harte Monate seit dem 7. Oktober in Rutgers. Ich war nicht auf einen Protest vorbereitet. Kein jüdischer Student hatte Transparente oder Fahnen mitgebracht, kein jüdischer Student schrie oder störte die Veranstaltung. Wir waren einfach nur da, um eine Podiumsdiskussion zu hören.«

Die Podiumsdiskussion wurde vom Studentenparlament veranstaltet, das auch zwei BDS-Referenden beantragt hatte, um den Abbruch der Beziehungen zur Universität Tel Aviv zu erzwingen. Schafer berichtete ihrem Anwalt, dass im Zuge dieser von der Universitätsleitung tolerierten Kampagne Plakate in ihrem Wohnheim aufgeklebt worden seien, die sie offenbar einschüchtern sollten.

An einem Morgen fand sie Flugblätter mit ihrem Gesicht vor, die, so ihr Anwalt, »vor ihrem Zimmer und in ihrem gesamten Wohnheim auf jeder Etage aufgehängt waren und in denen eine pro-palästinensische Ausdrucksweise im Zusammenhang mit dem BDS-Referendum benutzt wurde«. Für Rothbort war es »ganz klar, dass sie es auf sie abgesehen hatten, genau dort, wo sie schläft, und es war eine Einschüchterungstaktik, eine Botschaft sowohl an jüdische Studenten als auch an Rivka: ›Unterstützt Israel nicht, wir wissen, wo ihr schlaft‹.« Joe Gindi bezeichnete den Vorfall als ein »Ausmaß an Einschüchterung, das erschreckend ist. So etwas haben wir zumindest in Rutgers noch nicht erlebt.«

Brennpunkt antisemitischer Vorfälle

Rutgers ist ein Brennpunkt antisemitischer Vorfälle. Im November wurde ein 19-jähriger Student festgenommen, nachdem er in den sozialen Medien zum Mord an einem jüdischen Studenten aufgerufen hatte, mit den Worten: »Palästinensische Demonstranten, da ist ein Israeli bei AEPi, tötet ihn.« Alpha Epsilon Pi oder AEPi ist eine auf der Grundlage jüdischer Werte gegründete Studentenverbindung.

The Jewish Link, eine jüdische Website mit Bezug zu New Jersey, berichtete, Alpha Epsilon Pi sei in den letzten Jahren »Schauplatz mehrerer antisemitischer Vorfälle« gewesen. Während der Verlesung der Namen von Holocaust-Opfern am Jom Ha’atzmaut (Tag der israelischen Staatsgründung) seien Eier auf das Gebäude geworfen worden. Ein anderes Mal, als Studenten Basketball spielten, seien aus einem Auto, dessen Insassen palästinensische Flaggen geschwenkt hätten, antisemitische Parolen geschrien worden.

Der Antisemitismus wird in Rutgers auch in gewöhnlichen Seminaren und Vorlesungen verbreitet. In Veranstaltungen geht es um die »Befreiung Palästinas« vom »Siedlerkolonialismus«, zu deren Referenten unter anderen der wegen seines Antisemitismus von CNN gefeuerte ehemalige Moderator Marc Lamont Hill gehört. Er hatte 2018 zum Boykott Israels aufgerufen, ausdrücklich »gewaltsamen Widerstand« – also Terror und Mord – gegen Israelis gelobt und diesen in die Nähe der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre gerückt. Währenddessen wurden laut der israelischen Tageszeitung Haaretz an der Universität Columbia vier Studenten suspendiert, die in Veranstaltungen mit dem Titel »Resistance 101« (»Widerstand für Anfänger«) Terrorismus verherrlicht haben sollen.

Mena-Watch hat über antisemitische Veranstaltungen an der Columbia mehrfach berichtet (hier, hier und hier). So gab es dort etwa ein Teach-in unter dem Titel »Bedeutung der palästinensischen Gegenoffensive vom 7. Oktober«. Die Mörder, Vergewaltiger und Entführer von Männern, Frauen und Kindern wurden als »palästinensische Befreiungskämpfer« verklärt, die »sich weigern, dominiert zu werden«.

Matt Schweber, Mitglied der neu gegründeten Columbia University Jewish Alumni Association, sprach vor einigen Tagen gegenüber der New York Post über den Ernst der Lage: »Wer hätte sich je vorstellen können, dass die Columbia University zum Schauplatz von Kundgebungen wird, bei denen zur Intifada aufgerufen wird, dass Hakenkreuze auf das Campusgelände gekritzelt werden und jüdische Studenten auf ihrem Heimweg vom Unterricht eingeschüchtert und verfolgt werden. Unsere Botschaft heute: Genug ist genug. Es muss gestoppt werden. Die Verwaltung muss ihren Job machen.«

Bei einer nicht genehmigten Kundgebung auf dem Campus riefen Anfang April Hunderte von Anti-Israel-Demonstranten »Intifada, Intifada!« und »Vom Fluss bis zum Meer, Palästina wird frei sein!«

Der Columbia-Absolvent Michael Oren, der von 2009 bis 2013 als israelischer Botschafter in den Vereinigten Staaten tätig war, sagte: »In einer kürzlichen Gesprächsrunde mit Columbia- und UPenn-Studenten fragte der Moderator alle, ob sie sich angesichts der Geschehnisse immer noch für ihre Schule entschieden hätten. Alle UPenn-Studenten sagten ja. Alle Columbia-Studenten sagten nein.« Dies zeige, dass die Situation »schlimm, aber nicht hoffnungslos« sei. »Wenn UPenn einen echten Wandel herbeiführen kann, kann Columbia das auch.« Welche Maßnahmen die University of Pennsylvania ergriffen hat, erläuterte Oren nicht.

Eine weitere Universität

An der Tulane University in New Orleans haben zwischenzeitlich hundert jüdische Studenten die Verwaltung in einem offenen Brief aufgefordert, disziplinarische Maßnahmen gegen die Gruppe Students for a Democratic Society (SDS) zu ergreifen. Sie werfen der Organisation das Anzetteln von Schlägereien, antisemitisches Mobbing sowie die Belästigung eines Professors vor.

»Diese Organisation unterstützt keine demokratischen Gesellschaften, sondern bekämpft sie vehement«, heißt es in dem Schreiben. »Wir verstehen, dass die Verwaltung von Tulane versucht, auf einem schmalen Grat zu wandeln, um die freie Meinungsäußerung nicht zu regulieren und gleichzeitig die Studenten zu schützen, und wir respektieren das. Aber der Tulane SDS hat die Grenze wieder und wieder überschritten.« Die angesprochenen Studenten benutzten die Organisation als »Deckmantel für ihre hasserfüllte Hetze«. So hätten sie wiederholt Hamas-Terroristen als »Märtyrer« gefeiert, dazu aufgerufen, zionistische jüdische Studenten gewaltsam vom Campus zu entfernen und Daten jüdischer Studenten auf Instagram gepostet und veröffentlicht.

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