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Türkei und Ägypten nehmen diplomatische Beziehungen wieder auf 

Für die Türkei verkündete Außenminister Hakan Fidan die Beziehungsnormalisierung mit Ägypten
Für die Türkei verkündete Außenminister Hakan Fidan die Beziehungsnormalisierung mit Ägypten (© Imago Images Depo Photos)

Nach Jahren der diplomatischen Isolation haben Ankara und Kairo eine vollständige Normalisierung ihrer Beziehungen angekündigt.

Die Türkei und Ägypten kündigten am Dienstag die vollständige Normalisierung ihrer Beziehungen an und beendeten damit fast ein Jahrzehnt diplomatischer Feindschaft. In getrennten, zeitgleich veröffentlichten Erklärungen teilten beide Länder mit, beschlossen zu haben, ihre Botschafter in ihren jeweiligen Hauptstädten wieder einzusetzen und damit die Beziehungen auf höchster diplomatischer Ebene vollständig wiederherzustellen. Die Türkei ernannte Salih Mutlu Sen zu ihrem Botschafter in Kairo, Ägypten wird durch Amr Elhamamy in Ankara vertreten.

Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem jordanischen Amtskollegen Ayman Safadi sagte der neue türkische Außenminister Hakan Fidan, die Türkei und Ägypten seien zwei mächtige Länder in der Region, die sich nicht den »Luxus leisten können, einander fernzubleiben. Wir haben jetzt eine wichtige Etappe in den Normalisierungsbemühungen hinter uns gebracht. Von nun an werden sich unsere Beziehungen auf politischem, wirtschaftlichem und anderem Gebiet zügig weiterentwickeln.«

Streitpunkt Muslimbrüder

Die beiden Staaten hatten ihre diplomatischen Beziehungen nach der ägyptischen Machtübernahme durch Mohammed al-Sisi im Jahr 2013 abgebrochen, mit dem die von den Muslimbrüdern geführte Regierung des mittlerweile verstorbenen Präsidenten Mohamed Morsi in Ägypten gestürzt wurde. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wurde damals zu einem der wichtigsten internationalen Unterstützer der Demonstranten gegen Mursis Sturz, und sein Land wurde zu einem sicheren Zufluchtsort für die im Exil lebenden Mitglieder der Bruderschaft

Im Rahmen ihrer 2021 begonnenen Bemühungen um eine regionale Annäherung hat sich die Türkei mehreren ehemaligen regionalen Rivalen, nämlich Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Israel und Ägypten, angenähert. 

Obwohl es Ankara gelungen ist, seine Beziehungen zu den vier Mächten des Nahen Ostens zu verbessern und auch jene zu Israel vollständig zu normalisieren, hat sich Ägypten lange gegen eine vollständige Wiederaufnahme der Beziehungen zu seinem Nachbarn im östlichen Mittelmeerraum gesträubt, vor allem wegen Erdogans entschiedener Unterstützung der Muslimbruderschaft. Aber auch über den Libyen-Konflikt und darüber, was Kairo als Ankaras revisionistische Politik in der arabischen Welt im Rahmen von Erdogans neo-osmanischen Ambitionen bezeichnet, stritten sich die beiden Hauptstädte.

Die bilateralen Treffen beschränkten sich auf Kontakte auf technischer Ebene, mit Ausnahme eines kurzen Treffens zwischen Erdogan und seinem ägyptischen Amtskollegen Abdel Fattah al-Sisi Ende letzten Jahres am Rande der Fußballweltmeisterschaft in Katar –, bis zu den Zwillingserdbeben vom 6. Februar, bei denen mehr als 50.000 Menschen in der Türkei ums Leben kamen. 

Kurz nach der Katstrophe telefonierten Erdogan und al-Sisi zum ersten Mal miteinander, und Ägyptens Außenminister Shoukry stattete dem türkischen Erdbebengebiet Ende Februar einen Solidaritätsbesuch ab, wobei er sich auch mit dem türkischen Spitzendiplomaten traf. Der damalige Außenminister Mevlut Cavusoglu war dann im Gegenzug der erste türkische Außenminister seit 2012, der Kairo besuchte. 

Shoukry reiste vergangene Woche erneut in die Türkei, die beiden Chefdiplomaten hielten sich bei diesem Besuch mit der Ankündigung einer vollständigen Wiederherstellung ihrer Beziehungen aber noch zurück. Jedoch soll bei dieser Reise beschlossen worden sein, eine vollständige Normalisierung der Beziehungen zu etablieren.

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