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Ägypten und Türkei setzen weiteren Schritt in Richtung Normalisierung

Besuch des türkischer Außenministers Cavusoglu bei seinem Amtskollegen Shoukry in Kairo ist weiterer Schritt in Richtung Normalisierung
Besuch des türkischen Außenministers bei seinem Amtskollegen in Kairo ist weiterer Schritt in Richtung Normalisierung (© Imago Images / Xinhua)

Der Besuch des türkischen Außenministers in Ägypten markiert einen weiteren Schritt in Richtung Normalisierung, auch wenn noch einige strittige Punkte bestehen.

Nach zehn Jahren der Entfremdung traten kürzlich nun die Außenminister Ägyptens und der Türkei, Sameh Shoukry und Mevlut Cavusoglu, zusammen am Sitz des ägyptischen Außenministeriums in Kairo auf und versprachen, angesichts der geopolitischen Verschiebungen im Nahen Osten nicht zu den Zeiten der Spannung zurückzukehren. Die Beziehungen zwischen den zwei Ländern waren nach dem Sturz von Präsident Mohammed Mursi im Jahr 2013 und der Wahl des Armeechefs Abdel Fattah El-Sisi zum neuen ägyptischen Präsidenten im Jahr 2014 schwer belastet, da der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan der wichtigste Verbündete des der Muslimbruderschaft angehörenden Mursi war.

Mit der Machtübernahme durch El-Sisi und dem anschließenden Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern häuften sich die ägyptischen Vorwürfe gegen die türkische Regierung, Mitglieder der Muslimbruderschaft auf ihrem Boden zu beherbergen, und es der islamistischen Organisation nahestehenden Sender zu ermöglichen, die ägyptischen Behörden anzugreifen.

Neben der Frage der Muslimbruderschaft gerieten die beiden Länder im Laufe der Jahre auch wegen Libyen in Konflikt, wo Kairo und Ankara unterschiedliche Parteien im internen Machtkampf in dem ölreichen Land unterstützten. Und auch wegen der Gasreserven im östlichen Mittelmeer und der Allianz Ägyptens mit Griechenland und Zypern gegen die Türkei kam es zu Streit.

Schrittweise Annäherung

Trotz all dieser Differenzen haben die beiden Länder vor zwei Jahren eine Annäherung eingeleitet, die zeitweise nur langsam vorankam, aber durch das Treffen zwischen Erdogan und Sisi am Rande der der Fußballweltmeisterschaftseröffnung in Doha im November starken Impuls erhielt. Durch das verheerende Erdbeben in der Türkei im vergangenen Monat und die schnelle wie große Hilfsbereitschaft Ägyptens schritt die Annäherung noch schneller voran und führte den ägyptischen Außenminister zu einem Besuch in die in die Türkei, der nun Cavusoglu erwidert wurde.

Nach dem Treffen mit seinem ägyptischen Amtskollegen in Kairo am vergangenen Samstag erklärte der türkische Außenminister bei einer Pressekonferenz, die Koordinierung für ein weiteres Treffen zwischen Präsident Abdel Fattah El-Sisi und Recap Tayyip Erdogan sei im Gange. Cavusoglu bestätigte auch, dass an einem erneuten Austausch von Botschaftern mit Ägypten gearbeitet werde.

Ägypten, erklärte des der türkische Außenminister, sei ein wichtiges Land im Mittelmeerraum und versprach eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Ankara und Kairo auf politischer, wirtschaftlicher, militärischer und kultureller Ebene.

Im Gegenzug bezeichnete der ägyptische Außenminister Sameh Shoukry die bilateralen Gespräche mit seinem türkischen Amtskollegen als wichtig und transparent und betonte sein Vertrauen in die Wiederherstellung der Beziehungen zur Türkei. Shoukry erklärte, sein Land strebe eine Normalisierung der Beziehungen zur Türkei in allen Bereichen an, und betonte, dass der politische Wille bestehe, einen Weg zur vollständigen Normalisierung mit Ankara zu beschreiten.

Vorsichtig optimistisch

Trotz dieser positiven Äußerungen sagte eine mit dem Verlauf der Verhandlungen vertraute ägyptische Quelle, es sei » nicht wahrscheinlich, dass die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern in den nächsten Tagen oder Wochen wiederhergestellt werden, da noch einige Fragen offen sind, wie z. B. der Punkt der ägyptischen Oppositionellen, die in der Türkei leben«, womit er auf die Muslimbruderschaft anspielte.

Die Quelle fügte gegenüber der katarischen Zeitung Al-Araby Al-Jadeed hinzu, diese Fragen sollten »Ägyptens höheres Interesse an der Wiederherstellung der Beziehungen zur Türkei nicht behindern, insbesondere angesichts der schwankenden ägyptischen Beziehungen zu anderen regionalen Parteien wie Libyen, Äthiopien und Sudan«. Sie glaube, fügte die anonym bleibende Quelle hinzu, »die Sprache der Vernunft, der Logik und des Interesses macht es für Ägypten zwingend notwendig, die Türkei nicht 

Der türkische Politologe Taha Odeh Oglu erklärte gegenüber der amerikanischen Website Al-Hurra, das Treffen zwischen Shukri und Cavusoglu schlage zwar »eine neue Seite in den Beziehungen auf, das Stadium der Normalisierung ist aber noch nicht erreicht, zumal kein konkretes Datum für die Rückkehr der Botschafter genannt wurde.« Er fügte hinzu, dass es noch einige ägyptische Forderungen »in Bezug auf die Libyen-Frage, die Muslimbruderschaft und die türkischen Streitigkeiten mit Zypern und Griechenland zu geben scheint«.

Dennoch meinte Odeh Oglu, im Allgemeinen seien die Treffen sehr positiv abgelaufen, wie aus den Kommentaren der beiden Minister hervorgeht. Cavusoglu habe sogar über die Vorbereitungen für ein Treffen zwischen Präsident Abdel Fattah El-Sisi und Recap Tayyip Erdogan gesprochen, was bedeute, »dass die beiden Seiten in Bezug auf die Verständigung in strittigen Fragen schon sehr weit gekommen sind und es nur noch sehr wenig zu Klärendes gibt«.

Der Türkei-Experte am Al-Ahram-Zentrum für politische und strategische Studien in Ägypten Bashir Abdel-Fattah sagte, Cavusoglus Besuch in Kairo stehe »im Zusammenhang mit jenen positiven Schritten, die die türkische und die ägyptische Seite unternommen haben«, und er werde wesentlich zur Annäherung zwischen den beiden Ländern beitragen. »Bis zu den türkischen Wahlen im Mai nächsten Jahres erwarten wir gegenseitige Besuche hoher Beamter in beiden Ländern und weitere positive Schritte, die in einem Besuch Erdogans in Ägypten gipfeln könnten.«

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