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Wirtschaftlicher Druck auf Russland: Die Rolle Saudi-Arabiens

Russlands Präsident hat keine Berührungsängste gegenüber dem Kronprinz von Saudi-Arabien. (© imago images/ITAR-TASS)
Russlands Präsident hat keine Berührungsängste gegenüber dem Kronprinz von Saudi-Arabien. (© imago images/ITAR-TASS)

Um auf dem Ölsektor Druck auf Russland ausüben zu können, braucht es die Kooperation Saudi-Arabiens. Die wird es aber nicht umsonst geben.

Der westliche Versuch, mit massiven Wirtschaftssanktionen Druck auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin auszuüben, steht noch vor einer großen Aufgabe. Nachdem Deutschland seinen Widerstand dagegen aufgegeben hat, wurde nun zwar doch eine Reihe russischer Banken vom Swift-Zahlungsverkehr ausgeschlossen. Aber es bleibt das Problem des Erdöls und Erdgases: Russland ist zur Finanzierung seines Krieges auf die Einnahmen aus dem Export dieser Produkte angewiesen, Sanktionen auf diesem Sektor sind aber unwahrscheinlich, weil sie auch die Abnehmer des russischen Öls und Gases hart treffen würden. Der Gasbedarf wird im Frühling und Sommer sinken, doch der Ölbedarf der importierenden Länder bleibt ungebrochen.

Ein Mittel, um die russischen Einkünfte aus Erdöl zu beschränken, besteht darin, mehr Erdöl verfügbar zu machen und damit den Preis zu drücken. Hier hängt, wie Simon Henderson vom Washington Institute for Near East Policy schreibt, alles von Saudi-Arabien ab – und damit beginnen die Probleme: Das Königreich könnte Putin empfindliche Schmerzen zufügen, doch sieht es momentan nicht so aus, als ob es gewillt sei, den Markt mit zusätzlichem Öl zu fluten und sich durch den resultierenden Preisverfall ins eigene Fleisch zu schneiden.

Verstärkt wird die Problematik noch dadurch, dass der russische Präsident in der Vergangenheit gegenüber dem starken Mann Saudi-Arabiens, dem Kronprinzen Mohammed bin Salman (MbS), selbst in jener Zeit keinerlei Berührungsängste zeigte, in der MbS sich wegen der Ermordung des saudischen Oppositionellen Jamal Khashoggi in der Türkei selbst ins Abseits befördert hatte und international isoliert war.

Wladimir Putin steht diesbezüglich in markantem Gegensatz zu US-Präsident Joe Biden, der aus seiner tiefen Abneigung gegenüber MbS wahrlich kein Geheimnis macht, ihn wie einen Aussätzigen behandelt und keinerlei Kontakt zu ihm haben will. Saudi-Arabien ist zwar seit Jahrzehnten ein wichtiger Verbündeter der USA, aber das Verhältnis war lange nicht so schlecht wie heute.

Wollen die USA als westliche Führungsmacht auf dem Ölsektor Druck auf Putin ausüben, sind sie auf die Kooperation von Saudi-Arabien angewiesen. Ohne dem Königreich – und das bedeutet heutzutage: ohne MbS – etwas anzubieten, wird es diese Kooperation nicht geben. Es könnte gut möglich sein, dass Präsident Biden gezwungen sein wird, über seinen Schatten zu springen und die Haltung der USA zum saudischen Kronprinzen wenigstens teilweise zu ändern.

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