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Von Israel liquidierte PIJ-Führer: Was berichten die Medien – und was nicht?

Terroristen des Islamischen Dschihad mit einem Poster von Khader Adnan und den von Israel getöteten Kommandeuren
Terroristen des Islamischen Dschihad mit einem Poster von Khader Adnan und den sechs von Israel getöteten Kommandeuren (© Imago Images / ZUMA Wire)

Die konsequent unvollständige Berichterstattung internationaler Medien über palästinensische Attentäter lässt bei vielen Beobachtern den Verdacht des Vorsatzes aufkommen.

Tamar Sternthal

Mitte Mai ließ der Leiter des israelischen Inlandsgeheimdienstes Shin Bet, Ronen Bar, eine Bombe platzen und teilte der Öffentlichkeit eine atemberaubende Nachricht mit, über die in den israelischen Medien viel berichtet wurde, in den ausländischen jedoch kaum Beachtung fand.

Auf die drei Führer des Palästinensischen Islamischen Dschihad bezugnehmend, die am 9. Mai bei den ersten Angriffen der israelischen Operation Schild und Pfeil getötet worden waren, enthüllte Bar, dass einer von ihnen, Tarek az-Aldin, zwanzig Terrorzellen im Westjordanland koordiniert hatte, von denen eine in der Nähe von Dschenin angesiedelte bereits mit der Produktion von Raketen und Abschussvorrichtungen begonnen hatte.

Die Herstellung von Raketen und Abschussvorrichtungen in Dschenin und von Angriffsdrohnen in Ramallah markiert eine neue Phase des Versuchs palästinensischer Terroristen, der israelischen Zivilbevölkerung Schaden zuzufügen und erhöht das Risiko des Blutvergießens und gewaltsamen Flächenbrands. Dennoch gab es zu dem Thema seitens der internationalen Medien – mit den bemerkenswerten Ausnahmen von Gulf Times und CNN – praktisch keine Äußerungen.

Die Gulf Times schrieb dazu: »Der Islamische Dschihad bestätigte den Tod der Kommandeure Jihad Ghannam und Tareq Izzeldeen [az-Aldin], die nach Angaben eines israelischen Militärsprechers Operationen im Westjordanland orchestrierten und versuchten, Raketen in der Stadt Dschenin zu staionieren, sowie von Khalil al-Bahtini, der den Raketenbeschuss [aus dem Gazastreifen] auf Israel eine Woche zuvor koordinierte.«

CNN strahlte seinerseits einen Ausschnitt aus Ronen Bar’s Presseerklärung aus und führte anschließend ein aufschlussreiches Interview mit Yaakov Katz, in dem der ehemalige Herausgeber der Jerusalem Post die Auswirkungen dieser gefährlichen neuen Entwicklung erläuterte:

»Sehen Sie, wie sie [der PIJ] trotz der israelischen Bemühungen, dies zu verhindern, in der Lage waren, diese Produktionsstätte im Gazastreifen zu errichten, und wie beeindruckend ihre heutigen Fähigkeiten sind. Mit den ihren Raketen in Gaza können sie bereits Tel Aviv erreichen. Brauchen sie also wirklich eine Raketenkapazität im Westjordanland auf den Bergen von Samaria [der nördlichen Westbank], die auf die israelische Küste hinunterzielt, wo Tel Aviv, Herzliya und andere Teile des Landes liegen? Ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie das wirklich brauchen. 

Aber auf der anderen Seite wäre das eine enorme Eskalation. Der Grund, warum sie diese noch nicht erreichen konnten, ist die Handlungsfreiheit Israels im Westjordanland. Und wir sehen regelmäßige Operationen, fast wöchentlich, in einigen dieser terroristischen Zufluchtsorte im Westjordanland, in Orten wie Dschenin, Nablus und anderen Gebieten der palästinensischen Territorien. 

Israel hat das [ein Rakatenarsenal in der Westbank] bisher verhindern können, aber es ist möglicherweise nur eine Frage der Zeit, wann sie das bekommen, was jedenfalls als weitere Eskalation angesehen werden würde. Denken Sie daran, dass Israel von Gaza aus mit Raketen bedroht wird. Wir hatten schon Raketen aus dem Libanon. Wir hatten Raketen aus Syrien. Das Letzte, das dieses Land brauchen kann, ist eine weitere Raketenfront an seiner Ostgrenze.«

Unvollständige Medienberichterstattung

Im Vergleich dazu verabsäumte es die Nachrichtenagentur Agence France Presse (AFP) sowohl in ihrer englischsprachigen als auch in ihrer arabischsprachigen Berichterstattung über den Waffenstillstand vom 14. Mai, die Verantwortung des eliminierten Trios für früher Angriffe auf Zivilisten auch nur zu erwähnen – darunter der Abschuss von 104 Raketen und Mörsern auf Gemeinden im Süden Israels nur eine Woche zuvor.

Stattdessen meldet AFP in unvollständiger Weise, die aktuelle Gewaltwelle »brach am Dienstag aus, als drei führende Mitglieder des Islamischen Dschihads bei israelischen Angriffen auf Gaza getötet wurden. Drei weitere hochrangige Mitglieder der militanten Palästinensergruppe wurden bei späteren Angriffen getötet.« Mit keinem einzigen Wort wird deren Verantwortung für den Raketenbeschuss auf israelische Zivilisten eine Woche zuvor erwähnt.

Im Gegensatz dazu berichtete Associated Press (AP) , die jüngste Gewalt sei »am Dienstag ausgebrochen, als bei israelischen Luftangriffen drei hochrangige Kommandeure des Islamischen Dschihad getötet wurden. Israel sagte, die Luftangriffe seien die Reaktion auf einen Raketenbeschuss in der Vorwoche gewesen und seine Angriffe hätten sich auf Ziele des Islamischen Dschihad konzentriert. Bewohner des Gazastreifens meinten jedoch, es seien auch Häuser von Menschen getroffen worden, die an den Kämpfen nicht beteiligt waren.«

Auch die Nachrichtenagentur Reuters gab Auskunft darüber, um wen es sich bei den Opfern der Luftschläge gehandelt hat: »Israel startete die jüngste Runde von Luftangriffen in den frühen Morgenstunden des Dienstags und gab bekannt, dass sie auf Kommandeure des Islamischen Dschihads abzielte, die Angriffe in Israel geplant hatten.« Über die Produktion von Raketenbasen im Westjordanland, für die die getöteten PIJ-Führer verantwortlich waren, konnte man aber auch bei AP und Reuters ncihts erfahren.

Tamar Sternthal ist Leiterin des Israel-Büros des Committee for Accuracy in Middle East Reporting and Analysis (CAMERA). (Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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