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Wie Kristin Helberg den Iran und die Hamas für ihre Politik belohnen möchte

Interview zum iranischen Angriff auf Israel: Die Nahostexpertin Kristin Helberg
Interview zum iranischen Angriff auf Israel: Die Nahostexpertin Kristin Helberg (© Imago Images / teutopress)

Was die Nahostexpertin in einem phoenix-Interview nach dem iranischen Angriff auf Israel forderte, war nicht viel weniger als eine Kapitulation Israels vor dem antisemitischen Terrorkrieg.

Der iranische Angriff auf Israel vom vergangenen Wochenende, der erste seit der Islamischen Revolution von 1979, der direkt vom Mullah-Regime und von seinem Territorium aus unternommen wurde, hat nicht zuletzt wegen seiner Massivität und Präzedenzlosigkeit Israels Krieg gegen den Hamas-Terror im Gazastreifen für den Moment etwas in den Hintergrund treten lassen. 

Allerdings wirklich nur für einen kurzen Moment, versuchen doch schon die ersten der berühmt-berüchtigten »Nahostexperten«, die iranischen Raketen- und Drohnenangriffe auf den jüdischen Staat in ein Argument gegen Israels Reaktion auf das antisemitische Massaker der mit dem Iran verbündeten, von ihm finanzierten, trainierten und aufgerüsteten Hamas vom 7. Oktober 2023 zu verwandeln.

So trat etwa die vor allem als Syrienexpertin geltende deutsche Journalistin Kristin Helberg diese Woche gleich in mehreren Fernsehsendungen auf, in denen sie mehr oder weniger dasselbe Argument vorbrachte: Israels Vorgehen gegen die Hamas sei der Hauptgrund an der »Eskalation« im Nahen Osten. Spätestens nach dem Angriff des Irans brauche es eine Deeskalation, und der Weg dorthin führe über eine Waffenruhe in Gaza. 

Zwar gebühre Israel die Solidarität zur Abwehr iranischer Angriffe, so Helberg bereits zwei Tage nach dem iranischen Angriff in einem Interview mit phoenix, aber gleichzeitig sei der Druck auf Israel nicht nur beizubehalten, sondern zu erhöhen. Die USA und Europa sollten ganz klar machen: »Wir unterstützen nicht weiter die Art der Kriegsführung, denn Deeskalation auch in diesem Konflikt zwischen Iran und Israel beginnt eigentlich mit einer Waffenruhe in Gaza mit der Freilassung der Geiseln. Deswegen sollte man dort den Druck aufrechterhalten.« 

In Hinblick auf Deutschland forderte die Journalistin im Anschluss die Einstellung der Waffenlieferungen an Israel, die Wiederaufnahme der Finanzierung des UN-Hilfswerks für die Palästinenser (UNRWA), die wegen dessen Naheverhältnis zum Hamas-Terror ausgesetzt worden war, und drittens die Anerkennung eines palästinensischen Staats, um den Forderungen Nachdruck zu verleihen und eine Verhaltensänderung bei Israels Premierminister Benjamin Netanjahu zu erreichen.

Was Helberg nicht sagte

Worauf Helbergs Argumentation letztlich hinausläuft, wird klar, wenn man all die Dinge in Betracht zieht, die sie in ihren Ausführungen unter den Tisch hat fallen lassen:

  • Die Staatsräson der Islamischen Republik Iran besteht seit ihrer Etablierung nach der Revolution von 1979 darin, Israel zu vernichten, wozu sie im Laufe der Jahre Stellvertretermilizen wie die Hisbollah im Libanon aufgebaut oder bestehende islamistische Gruppierungen wie die Hamas zu ihren Verbündeten gemacht hat.
  • Der Iran hat diese Terrorstellvertreter im Laufe Jahre großzügig mit Geld, Waffen und Militärberatern versorgt und ihre Kämpfer zum Teil in der Islamischen Republik ausgebildet, wie zum Beispiel im September 2023, als fünfhundert Terroristen der Hamas und des Palästinensischen Islamischen Dschihads (PIJ) ein spezielles Kampftraining im Iran erhielten.
    Knapp einen Monat vor dem Terrorüberfall auf Israel nahmen also Hamas-Kader an einer Übung der – wohl nicht zufällig – nach Jerusalem benannten Quds-Einheit des Korps der Islamischen Revolutionsgarden teil, die vom Kommandeur dieser für Auslandseinsätze zuständigen Eliteeinheit, Esmail Ghaani, beaufsichtigt wurde.
  • Anfang April tötete – aller Wahrscheinlichkeit nach – Israel in Damaskus den ranghöchsten Kommandeur für Syrien und den Libanon dieser Quds-Truppen, der nicht nur für die Kontakte zur Hisbollah verantwortlich war, die Israel seit dem 8. Oktober letzten Jahres fast täglich vom Libanon aus mit Raketen beschießt, sondern der innerhalb der Revolutionsgarden auch für seine »strategische Rolle« bei der Planung und Durchführung des Hamas-Terrorangriffs gelobt wird.
    Laut Angaben der Revolutionsgarden galt der Angriff auf Mohammad Reza Zahedi einem geheimen Treffen mit palästinensischen Terror-Führern unter anderem vom PIJ, auf dem das weitere Vorgehen in Gaza besprochen werden sollte.
  • Als Reaktion auf diese Tötung eines ihrer höchsten Militärs, der unmittelbar und führend in den antisemitischen Terrorkrieg gegen Israel involviert gewesen war, griff die Islamische Republik am 14. April Israel mit über dreihundert Drohnen und Marschflugkörpern an – woraufhin Kristin Helberg Druck auf Jerusalem forderte, damit Israel seinen Krieg gegen die Hamas beendet, den die jahrelang mit iranischer Hilfe und Unterstützung ausgestattete Terrorgruppe am 7. Oktober 2023 begonnen hatte.

Ganz egal also, was passiert, ganz egal, was der Iran und seine Terrorstellvertreter tun und lassen, für Nahostexperten wie Kristin Helberg steht immer schon fest: Die Verantwortung liegt bei Israel, deswegen müsse es auch etwas gegen die, wie es in dem Zusammenhang so gerne heißt, »Gewaltspirale« der Eskalation im Nahen Osten unternehmen. Oder, ist es zu einer »Umkehr oder Veränderung des Verhaltens« (Helberg) nicht bereit, eben dazu gezwungen werden.

  • Dass es dem Iran nicht um die Lage der Palästinenser in Gaza geht, sondern um die Vernichtung Israels, woran auch ein Waffenstillstand in Gaza, ja, selbst ein eigener palästinensischer Staat nichts ändern würde? – Völlig egal. 
  • Dass der Iran selbst an der Herbeiführung der aktuellen Lage in Gaza mitgearbeitet hat, indem er die Hamas aufrüstete und trainierte, weshalb er, wenn überhaupt, nur an einem Waffenstillstand interessiert ist, weil die Hamas gerade von Israel zerschlagen zu werden droht? – Völlig egal. 
  • Dass die Hamas und ihr Terrorpate Iran offen damit prahlen, Überfälle und Massaker wie das vom 7. Oktober solange zu wiederholen, bis Israel nicht mehr existiert? – Völlig egal.

Verewigung des Kriegs

Israel sei schuld an allem, was im Nahen Osten passiert, weil es daran schuld zu sein hat: das ist es, was »Expertinnen« wie Kristin Helberg dem geneigten Publikum wieder und wieder erzählen. 

Deswegen habe Israel dafür zu zahlen, während die terroristische Seite des Konflikts für ihre Taten auch noch belohnt werden soll: die Hamas mit der Schwächung Israels durch Waffenembargos, der Wiederaufnahme der Geldflüsse aus dem Westen und der Anerkennung eines palästinensischen Staates. Und der Iran dadurch, dass einem seiner wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen den jüdischen Staat das Überleben gesichert werden soll – auf dass der Kampf auch in Zukunft weitergehen kann. 

Das Einzige, das mit solchen Vorschlägen unter Garantie nicht erreicht werden wird, ist eine politische Lösung des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern und eine Eindämmung des iranischen Vernichtungswunschs gegen den jüdischen Staat. Letztlich laufen solche Vorstellungen also auf die Verlängerung, wenn nicht Verewigung des Kriegs hinaus.

Dies ist ein Auszug aus unserem Newsletter vom 17. April. Wenn Sie den nächsten Newsletter erhalten möchten, melden Sie sich an!

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