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Campus des Hasses: Jüdische Studentin verklagt Columbia University

»Ruhm den Märtyrern«: Plakat an der besetzten Hamilton Hall der New Yorker Columbia University
»Ruhm den Märtyrern«: Plakat an der besetzten Hamilton Hall der New Yorker Columbia University (© Imago Images / UPI Photo)

Die antisemitischen Vorfälle auf US-Universitäten und die Untätigkeit der Hochschulleitungen sind für jüdische Studenten mittlerweile so bedrohlich geworden, dass einige Mutige ihre Alma Mater verklagen.

Khymani James, ein Rädelsführer der antisemitischen und Pro-Hamas-Demonstrationen an der Columbia University in New York, ist »vorübergehend suspendiert« worden, nachdem ein Video von ihm viral gegangen war, in dem er sagt, dass Zionisten es »nicht verdienen zu leben«.

Die Verantwortlichen der Columbia University »überlegen nun, welche endgültigen disziplinarischen Maßnahmen ergriffen werden sollen«, berichtet Katherine Rosman, Lokalreporterin der New York Times. Dies bedeute, dass James trotz der weithin verurteilten Äußerungen möglicherweise wieder an Seminaren und Vorlesungen teilnehmen könnte, oder aber von der Universität verwiesen werden. Die Abfolge der Ereignisse, so Rosman, werfe »Fragen über das disziplinarische Vorgehen der Hochschule gegenüber James« auf, »da zumindest einige Verwaltungsangestellte seit mehreren Monaten von den Äußerungen wussten«. Ein Sprecher sagte der Zeitung: »Wir haben ein Disziplinarverfahren eingeleitet, das diesen und weitere mögliche Verstöße gegen die Universitätsrichtlinien umfasst.« Die Ermittlungen würden fortgesetzt.

Laut der Reporterin wurde das Video im Januar während einer Disziplinaranhörung mit Funktionären der Columbia von James selbst aufgenommen. Die Anhörung erfolgte wegen früherer Kommentare, die er veröffentlicht hatte, zum Beispiel über Zionisten: »Ich kämpfe nicht, um zu verletzen oder damit es einen Gewinner oder Verlierer gibt, ich kämpfe, um zu töten.« Ein Angestellter der Columbia-Universität fragte ihn darauf: »Sehen Sie, warum das in irgendeiner Weise problematisch ist?« – »Nein«, antwortete James, »jemandem in bestimmten Fällen das Leben zu nehmen ist notwendig und besser für die Welt insgesamt«.

Eskalation vor Ort

Währenddessen eskaliert die von James mitorganisierte Besetzung von Arealen der Columbia University weiter. In einem Trakt namens Hamilton Hall verbarrikadierten sich am Montagabend Dutzende Personen und schlugen Fensterscheiben ein, nachdem sie sich gewaltsam Zutritt verschafft hatten. Zeitweise sollen sogar Angestellte als Geiseln gehalten worden sein. 

Die Studentenzeitung Columbia Spectator berichtete: »Gegen 12:30 Uhr [nachts] begannen die Studenten eine große Mahnwache in der Nähe von South Lawn und marschierten zum nördlichen Ende des Campus und weg von Hamilton. Gleichzeitig entfernte sich ein Strom von Demonstranten, die Schlafsäcke und Rucksäcke trugen, von der Streikpostenkette und stürmte mit schwarzen Metallbarrikaden ins Hamilton-Gebäude.« Anschließend hätten die Demonstranten ihre Sachen abgelegt und seien die Treppe hinaufgestürzt. »Sie brachten Tische und Stühle aus den Klassenzimmern, um die Türen von innen zu blockieren, deckten die Sicherheitskameras mit schwarzen Müllsäcken und Klebeband ab und schlossen die Jalousien.« 

In »weniger als fünf Minuten« hätten die Täter das Gebäude abgeriegelt und niemanden mehr hineingelassen. Ein Hausmeister konnte das Haus gegen 12:40 Uhr verlassen und rief der Menge zu: »Sie haben mich als Geisel gehalten.« Um 01:10 Uhr hätten die Besetzer kurzzeitig die Barrikaden entfernt, um eine Tür zu öffnen, durch die sie mehrere Personen freiließen, um sie danach sofort wieder zu verriegeln.In den sozialen Medien wurden Videoaufnahmen gepostet, auf denen Khymani James zu sehen sein soll, der offenbar trotz seiner Suspendierung vor Ort war und sich an der Blockade beteiligte, wobei er sogar daran beteiligt gewesen sein soll, dass die Besetzer handgreiflich gegenüber anderen Studenten wurden.

Jüdische Studenten bleiben draußen

Am 18. April hatte Universitätspräsidentin Minouche Shafik die illegal errichteten Zelte von der Polizei räumen lassen, nachdem Verhandlungen und Ultimaten zu keinen Ergebnissen geführt hatten. Dies hatte zu teilweise emotionalen Reaktionen geführt. Der Senat der Universität, der vor allem aus Hochschulangestellten sowie einigen Studenten besteht, verurteilte die Maßnahme in einer Resolution: Die Entscheidung habe »ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Achtung der Verwaltung vor der gemeinsamen Verwaltung und der Transparenz im Entscheidungsprozess der Universität aufgeworfen«.

Die Washington Post meldete, die Präsidentin des Studentenparlaments, Tejasri Vijayakumar, habe »geschluchzt«. Viele Menschen seien »wütend« und »verängstigt«, sagte sie. Sofort nach der Räumung wurden die Zeltblockaden wieder aufgebaut. Die Blockierer ließen mehrere Ultimaten verstreichen; Verhandlungen mit der Universitätsleitung brachten kein Resultat. Die Blockierer verlangen von der Universität, die Beziehungen zu Israel einzustellen, was die Universität ablehnt. Die Hochschulleitung hat den Blockierern inzwischen mit Suspendierung gedroht. Die Schuldigen erhielten Hausverbot, dürfen das Semester nicht beenden und kein Examen machen.

Auch das Weiße Haus nahm in einer Pressekonferenz Stellung. Zwar habe »jeder Amerikaner das Recht auf friedlichen Protest«, sagte Pressesprecher Andrew Bates, »aber Aufrufe zu Gewalt und physischer Einschüchterung, die sich gegen jüdische Studenten und die jüdische Gemeinschaft« richteten, seien »unverhohlen antisemitisch, skrupellos und gefährlich« und hätten »auf einem College-Campus oder irgendwo in den Vereinigten Staaten von Amerika nichts zu suchen. Sich der Rhetorik terroristischer Organisationen anzuschließen, insbesondere nach dem schlimmsten Massaker am jüdischen Volk seit dem Holocaust, ist verachtenswert.«

Unterdessen hat eine jüdische Columbia-Studentin im zweiten Studienjahr Klage gegen ihre Universität eingereicht. Sie und andere sichtbar jüdische Studenten sähen sich durch das »Gaza-Solidaritätslager« zunehmend der Gefahr von Schikanen und sogar körperlichen Schäden ausgesetzt: »Sie wurden geschlagen, geschubst, bespuckt, an der Teilnahme am Unterricht und daran gehindert, sich frei auf dem Campus zu bewegen, und sie wurden mit terroristischen Hassreden bedroht, sowohl verbal als auch in schriftlicher Form auf großen Bannern und Schildern mit Aussagen wie ›Tod den Juden‹, ›Lang lebe die Hamas‹ oder ›Globalisiert die Intifada‹.«

In der Klage wird zudem die Entscheidung der Verwaltung kritisiert, für den Rest des Semesters zu einem hybriden Unterrichtsmodell überzugehen, bei dem Studenten, die sich bedroht fühlen, dem Unterricht über Zoom von zu Hause aus folgen können. Dies habe nicht nur die »Bildungserfahrung Tausender Studenten gestört, sondern auch jüdische Schüler von ihrer Umgebung und ihren Mitschülern isoliert«, so die Klägerin. »Durch die Einführung eines hybriden Lernansatzes geht die Universität nicht auf die zugrunde liegenden Sicherheitsbedenken ein und schafft gleichzeitig eine große Kluft zwischen den Bildungserfahrungen jüdischer und nicht-jüdischer Studenten.«

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