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Jordanien zwischen Israel, Hamas und der PLO

Jordaniens König Abdullah versucht, sich durchzulavieren
Jordaniens König Abdullah versucht, sich durchzulavieren (Imago Images / UPI Photo)

Jordanien kritisiert zwar Israels Vorgehen gegen die Hamas in Gaza, versucht jedoch gleichzeitig, die Beziehungen zum jüdischen Staat nicht zu gefährden. 

Seit dem auf den Hamas-Pogrom in Israel folgenden Kriegsbeginn versucht das haschemitische Königreich Jordanien, ohne politischen Schaden zu nehmen, sich zwischen den Sicherheitsinteressen der von den Beduinenstämmen gestützten Regierung in Amman und der Rücksichtnahme auf seine mehrheitlich palästinensische Bevölkerung durchzumanövrieren.

Sicherheitspolitisch gehört Jordanien zur Achse des Westens im Gegensatz zur iranischen »Achse des Widerstands«und dem ebenfalls antiwestlich agierenden Russland. Schon der legendäre König Hussein, Vater des jetzigen Königs Abdullah II, stand mehr als zwanzig Jahre auf der Gehaltsliste der CIA.

Die haschemitische Dynastie regierte ursprünglich als Herrscher des Hedschas in Mekka und Medina, den heiligsten Städten des Islams. 1925 wurden sie durch Abd-al-Aziz ibn-Saud vertrieben, der das Königreich Saudi-Arabien errichtete, und danach von Großbritannien mit der nominellen Herrschaft über das Mandat Irak und dem vom Mandatsgebiet Palästina abgetrennten Transjordanien abgefunden.

Trotz mehrerer Geheimtreffen mit Vertretern Israels vor und nach der Staatsgründung des jüdischen Staates beteiligte sich Jordanien nicht nur am Krieg von 1948, sondern eröffnete 1967 auch die Feindseligkeiten in Jerusalem, wodurch es das Westjordanland verlor, den Teil des ehemaligen Mandatsgebiets Palästina westlich des Jordans, den Amman 1948 erobert und anschließend an Transjordanien angegliedert hatte.

Versuch, sich durchzulavieren

Sowohl Jordaniens König Abdullah als auch Königin Rania bezeichneten das Vorgehen Israels in Gaza als »unproportional« und mögliches »Kriegsverbrechen«, ohne die Taten der Hamas auch nur zu erwähnen. Ein geplantes Vierertreffen mit dem US-Präsidenten Joe Biden, Präsident Sisi von Ägypten und Mahmud Abbas von der Palästinensischen Autonomiebehörde wurde abgesagt. Der Botschafter Jordaniens in Israel, der seit dem 1994 geschlossenen Friedensvertrag ins Nachbarland entsandt wird, wurde zurückberufen.

Dennoch vermeidet Jordanien tunlichst Schritte zu setzen, die langfristig die Beziehungen zu Israel belasten würden. In einem Beitrag in der Washington Post bedauerte König Abdullah, dass durch den Krieg in Gaza die Welt in zwei Blöcke geteilt werde, die entweder dem israelischen oder dem palästinensischen Narrativ anhängen und es zur Überwindung dieser Teilung notwendig wäre, durch internationale Bemühungen eine Zwei-Staaten Lösung in die Wege zu leiten.

Viele Fürsprecher einer Zwei Staaten-Lösung bedenken aber nicht, dass ein palästinensischer Staat westlich des Jordans, in welchen Grenzen auch immer, kaum wirtschaftlich oder politisch lebensfähig wäre. Die Erfahrungen im Libanon mit der Hisbollah und in Gaza mit der Hamas zeigen weiter, dass nach einem militärischen Rückzug Israels derartige Gebiet sehr schnell unter die Kontrolle radikaler terroristischer Kräfte gelangen können, was nicht im Interesse Israels und auch nicht der USA sein kann.

Das wiederum eröffnet Denkmöglichkeiten in Bezug auf Jordanien, das ja ursprünglich ein Teil des britischen Mandatsgebiets Palästina war. Als 2009 ein israelischer Abgeordnete forderte, den Palästinensern im Westjordanland die jordanische Staatsbürgerschaft zu verleihen, um hier eine parlamentarische Vertretung zu haben, drohte Jordanien Israel noch mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen, denn solch ein Plan würde das Ende der haschemitischen Herrschaft in Jordanien bedeuten. Tot waren diese Pläne damit aber nicht und dieser Tage regte der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger an, Jordanien statt der PLO ins Spiel zu bringen, wenn es um eine künftige Lösung für den Status des Westjordanlands geht. 

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