„‚Wir wussten sofort, dass es Daesh war.‘ Die ganze Nacht über habe es Kämpfe gegeben, erzählt die in ein schwarzes Kostüm gekleidete Jesidin Linda. Wie ein Lauffeuer hätte es sich an jenem 3. August 2014 bei den 40.000 Einwohnern der nordirakischen Stadt Sinjar herumgesprochen, dass die Dschihadisten des ‚Islamischen Staates‘ – alias Daesh – anrückten. …
842 Frauen und Mädchen konnten inzwischen aus IS-Gefangenschaft entkommen, über 600 von ihnen hat ‚Wadi‘ bereits betreut. Doch noch immer sitzen mehr als 2000 irgendwo im Kalifat fest, dem Dschihadistenstaat zwischen Syrien und dem Irak. Sollten diese in nächster Zeit freikommen, hätten sie allerdings nur geringe Chancen, bei ‚Jinda‘ [einer Tagesstätte zur Betreuung entführter und misshandelter Jesidinnen] Aufnahme zu finden. Der Antrag zur Weiterfinanzierung des Projekts wurde kürzlich abgelehnt, die einjährige Förderung bleibt ohne Verlängerung. …
Als die Gotteskrieger im Sommer 2014 die Jesiden im Visier hatten und an ihnen, wie sie selbst sagen, Völkermord begehen wollten, war die Volksgruppe in aller Munde. Plötzlich wusste die Welt, dass es Jesiden gibt, dass sie für die Dschihadisten Ungläubige sind, die es auszumerzen gelte. ‚Jetzt scheint es, dass die Welt uns vergessen hat‘, sagt Linda traurig.“ (Die Korrespondentin Birgit Svensson in einem Artikel in der Wiener Zeitung: „Ein Ort der Wiedergeburt“)