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Israelische Drohne tötet Hamas-Vize-Chef al-Arouri in Beirut

Apartment in Beirut, in dem Hamas-Führer Saleh al-Arouri getötet wurde
Apartment in Beirut, in dem Hamas-Führer Saleh al-Arouri getötet wurde (© Imago Images / Xinhua)

Saleh al-Arouri galt als »Architekt« des Massakers vom 7. Oktober und als Verbindungsmann der Hamas zum Iran, der die Beziehungen zwischen der Terrorgruppe und Teheran orchestrierte. Die Hamas warnte in einer Aussendung, die Tötung werde »nicht ohne Antwort und Bestrafung« bleiben.

Ein israelischer Drohnenangriff auf ein Hamas-Büro in Beirut hat am Dienstagabend den obersten Terrorchef der Gruppe, Saleh al-Arouri, ausgeschaltet, meldete der Al-Aqsa-Rundfunk der Hamas.

Die Explosion erschütterte den Beiruter Vorort Dahiyeh, eine Hochburg der Hisbollah. Neben al-Arouri wurden mindestens drei weitere Hamas-Aktivisten bei der Explosion getötet, berichtete Reuters. Bei den weiteren Opfern handelt es sich nach Angaben der Nachrichtenagentur um Samir Findi Abu Amer und Azzam Al-Aqraa Abu Ammar, beide Kommandeure des militärischen Flügels der Hamas im Libanon.

Al-Arouri war der Befehlshaber der Hamas-Operationen im Westjordanland und stellvertretender Chef des Politbüros unter dem Hamas-Vorsitzenden Ismail Haniyeh. Der als Nummer zwei der Hamas geltende Terrorchef hatte sich in den letzten Jahren im Libanon aufgehalten und stand als einer der obersten Hamas-Führer auf der Liste israelischer Ziele, nachdem die Terrorgruppe am 7. Oktober bei ihrem Massaker im Negev mindestens 1.200 Menschen ermordet und etwa 250 weitere in den Gazastreifen verschleppt hatte, von denen schätzungsweise die Hälfte dort immer noch gefangen gehalten wird.

»Architekt« des Massakers

In einer Erklärung, die der saudi-arabische Sender Al Arabiya am Dienstag zitierte, bezeichnete die Hamas al-Arouri als »Architekten« des Massakers. Aus Gründen der Geheimhaltung wurde er jedoch nicht über den genauen Zeitplan des Massakers informiert. Laut einem Bericht der französischen Zeitung Le Figaro von vergangener Woche wurde er vom Hamas-Chef in Gaza, Yahya Sinwar, erst eine halbe Stunde vor Beginn der Terrorinvasion informiert, um Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah einzuweihen.

Lokale Medien meldeten, Nasrallah habe eine für Mittwoch geplante Rede abgesagt, nachdem die Berichte über den Tod von al-Arouria bekannt geworden waren. Die Hisbollah bezeichnete den Anschlag auf das Hamas-Büro als »schweren Angriff auf den Libanon, sein Volk, seine Sicherheit, seine Souveränität und seinen Widerstand« und warnte in einer Aussendung, die Tötung werde »nicht ohne Antwort und Bestrafung« bleiben.

Hamas-Chef Haniyeh sagte in einer ersten Erklärung, »die Ermordung des Führers al-Arouri und seiner Brüder durch die Besatzung ist ein umfassender terroristischer Akt, eine Verletzung der Souveränität des Libanon und eine Ausweitung [von Israels] Aggression«.

Israel rechnet nach Angaben hebräischsprachiger Medien mit einer Reaktion auf den ihm zugeschriebenen Luftschlag, möglicherweise auch mit dem Abschuss von Langstreckenraketen. »Wir konzentrieren uns weiterhin auf den Kampf gegen die Hamas, sind aber auf jedes Szenario vorbereitet«, sagte IDF-Sprecher Daniel Hagari am Dienstagabend. Er rief die Öffentlichkeit dazu auf, »weiterhin alle Anweisungen zu befolgen«.

Al-Arouri galt als Hamas-Verbindungsmann zum Iran, der die Beziehungen zwischen der Terrorgruppe und Teheran orchestrierte. Außerdem spielte er eine Schlüsselrolle bei der Wiederherstellung der Beziehungen der palästinensischen Terrorgruppe zu Damaskus, die 2012 während des syrischen Bürgerkriegs abgebrochen worden waren. Er wurde 1985 während seines Studiums der Scharia an der Universität Hebron für die Hamas rekrutiert und hatte achtzehn Jahre in israelischen Gefängnissen gesessen. Im Jahr 2010 wurde er nach Syrien abgeschoben.

Neue Terrorwelle angedroht

Im Sommer drohte al-Arouri mit einem regionalen Krieg, sollte Israel nach einer Reihe von palästinensischen Terroranschlägen im Westjordanland wieder damit beginnen, gezielte Tötungen durchzuführen. »Wenn wir den Punkt einer totalen Konfrontation erreichen, wird Israel eine in seiner Geschichte noch nie dagewesene Niederlage erleiden, davon sind wir überzeugt«, sagte er damals der libanesischen hisbollahnahen Zeitung Al Mayadeen.

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu ließ daraufhin wissen, er habe al-Arouris »arrogante Worte aus seinem Versteck im Libanon« gehört. »Er weiß sehr gut, warum er und seine Freunde untergetaucht sind«, fügte der Ministerpräsident hinzu.

Am Dienstag erklärte der israelische Regierungssprecher Mark Regev gegenüber MSNBC, dass, »wer auch immer dies getan hat, es kein Angriff auf den libanesischen Staat und keiner auf die Terrororganisation Hisbollah war. Wer auch immer das getan hat: Es war ein Angriff auf die Hamas, das ist ganz klar«, sagte Regev.

Der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Nasser Kanaani, verurteilte am Dienstag Israel wegen der »verabscheuungswürdigen« Tötung von al-Arouri. »Das Blut des Märtyrers wird zweifellos eine weitere Welle in den Adern des Widerstands entfachen und den Kampf gegen die zionistischen Besatzer motivieren, nicht nur in Palästina, sondern auch in der Region und unter allen Freiheitssuchenden weltweit«, sagte der Vertreter der Islamischen Republik.

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