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Solidarität mit Geiseln: Türkei klagt israelischen Fußballer an

Wegen seiner Armbinde wird israelische Fußballer Sagiv Jehezkel in der Türkei angeklagt
Wegen seiner Armbinde wird israelische Fußballer Sagiv Jehezkel in der Türkei angeklagt (Quelle: JNS)

Der Oberstaatsanwalt der türkischen Stadt Antalya hat Sagiv Jehezkel wegen Aufstachelung der Öffentlichkeit zu Hass und Feindseligkeit angeklagt.

David Isaac

Der israelische Fußballspieler Sagiv Jehezkel, der seit einem Jahr für den türkischen Verein Antalyaspor spielt, wurde am Montag aus der Untersuchungshaft entlassen und soll die Türkei sofort verlassen, wie Kan News berichtet. Zuvor war Jehezkel von seiner Mannschaft suspendiert worden und soll vor Gericht wegen Aufwiegelung angeklagt werden, nachdem er Unterstützung für die von der Hamas entführten israelischen Geiseln gezeigt hatte.

Das israelische Außenministerium machte sich für die unverzügliche Freilassung Jehezkels stark. »In den vergangenen vierundzwanzig Stunden arbeitete das Außenministerium unter der Leitung von Außenminister Israel Katz mit allen relevanten Parteien in der Türkei zusammen, um die rasche Freilassung von Sagiv Jehezkel zu erreichen«, schrieb das Außenamt in einer Erklärung.

»Die Türkei ist zu einer dunklen Diktatur geworden, die gegen menschliche und sportliche Werte arbeitet«, empörte sich Außenminister Katz. »Wer einen Fußballspieler verhaftet, weil er sich mit 136 Entführten identifiziert, die seit über hundert Tagen von den Terroristen einer mörderischen Terrororganisation festgehalten werden, repräsentiert eine Kultur des Mordes und des Hasses«, fügte Katz hinzu, der die internationale Gemeinschaft aufforderte, wegen der Bedrohung von Sportlern gegen die Türkei vorzugehen: »Heute ist es Sagiv Jehezkel, morgen ist es ein anderer Sportler.«

Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant warf der Türkei nach dem Vorfall Undankbarkeit vor und postete auf X: »Als es vor weniger als einem Jahr ein Erdbeben in der Türkei gab, war Israel das erste Land, das aufstand und Hilfe leistete, die das Leben vieler türkischer Bürger rettete. … Die skandalöse Verhaftung des Fußballers Sagiv Jehezkel ist ein Ausdruck von Heuchelei und Undankbarkeit. Mit ihrem Vorgehen agiert die Türkei als ausführender Arm der Hamas.«

Gegen nationale Werte

Der 28-jährige Jehezkel wurde am frühen Montag von der Polizei verhaftet, nachdem er bei einem Spiel eine auf seine bandagierte Hand geschriebene Botschaft gezeigt hatte: »100 Tage. 7. 10.« Zusammen mit einem Davidstern sollte dies seine Solidarität mit den Geiseln ausdrücken, die von der Hamas seit hundert Tagen in Gefangenschaft gehalten werden.

Daraufhin klagte der Oberstaatsanwalt von Antalya Jehezkel wegen »Aufstachelung der Öffentlichkeit zu Hass und Feindseligkeit« an, wie die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu Agency berichtete.

Der stellvertretende Präsident und Pressesprecher von Antalyaspor, Evren Alkan, erklärte, der Verein werde Jehezkels Vertrag, der über drei Jahre läuft, auflösen. Sollte es dazu kommen, würde Antalyaspor dem Spieler eine Million Dollar schulden, berichtete der israelische Fernsehsender Channel 12.

Antalyaspor gab nach dem Spiel am Sonntag die Suspendierung Jehezkels, der als Rechtsaußen für den Erstligisten spielt und bisher achtmal für die israelische Nationalmannschaft auf dem Feld stand, bekannt. »Sagiv Jehezkel hat nach seinem Tor in der 68. Minute im Spiel gegen Trabzonspor gegen die nationalen Werte unseres Landes verstoßen, indem er eine Inschrift auf seinem Handgelenk teilte. Als Reaktion darauf hat der Vorstand beschlossen, ihn aus dem Kader auszuschließen«, so der Verein in einer in den sozialen Medien veröffentlichten Erklärung. Gegen das Tor, das Jehezkel schoss und das dem Verein ein Unentschieden brachte, legte Antalyaspor jedoch keinen Einspruch ein.

Antalyaspor hatte Jehezkels inkriminierten Torjubel zunächst auf den Social-Media-Konten des Vereins hochgeladen, Minuten später aber wieder gelöscht, nachdem die Videos unter den Fans und in den Medien große Empörung ausgelöst hatten. Wie das israelische Nachrichtenportal Ynet unter Berufung auf ihm nahestehende Personen berichtete, habe Jehezkel, der mit sechs Toren und zwei Assists in dreizehn Spielen sehr erfolgreich für den Verein agierte, das Vorgehen seines Klubs sehr enttäuscht.

Jehezkel erklärte gegenüber der Polizei und seinem Verein, er habe seine Tat als humanitäre Geste und nicht als Provokation verstanden: »Ich bin nicht für den Krieg. Es gibt israelische Soldaten, die in Gaza gefangen sind. Ich denke, der Krieg sollte jetzt beendet werden, deshalb habe ich diese Botschaft gezeigt. Mit Politik habe ich nichts zu tun. Seit ich in der Türkei bin, habe ich nie etwas Politisches getan. Ich habe nie jemanden respektlos behandelt.«

Gewissen der türkischen Gesellschaft verletzt

Ursprünglich hatte der israelische Fußballverband (IFA) ein Privatflugzeug gechartert, um Jehezkel aus der Türkei zu holen, doch dann wurde ihm mitgeteilt, dass die Polizei ihn zum Zweck der Befragung suche. IFA-Chef Moshe Zuares hatte auch versucht, den türkischen Fußballverband (TFF) um Hilfe zu bitten, doch auch dieser veröffentlichte eine Verurteilung des Spielers.

»Seine Suspendierung ist angemessen. Die notwendigen Verfahren und disziplinarischen Ermittlungen gegen die Verantwortlichen wurden sofort eingeleitet. Die Öffentlichkeit sollte keinen Zweifel daran haben, dass die notwendigen Maßnahmen gegen die Verantwortlichen für diese Tat, welche die Menschenwürde und das Gewissen der türkischen Gesellschaft verletzt, ergriffen werden«, so der TFF.

In der Türkei hatte sich der Zorn auch gegen den israelischen Defensivmittelfeldspieler Eden Kartsev entladen, der beim türkischen Süper Lig-Klub İstanbul Başakşehir unter Vertrag steht, nachdem er seine Unterstützung für Jehezkel zum Ausdruck gebracht hatte. Maccabi Haifa erwägt, Kartsev in seinen Kader aufzunehmen, da er nun die Türkei verlassen könnte, wie Israel Hayom meldete.

Nachdem die Beziehungen zwischen den beiden Ländern lange Zeit auf Eis lagen, hatte die Türkei freundschaftliche Gesten gegenüber Israel gesetzt; Präsident Recep Tayyip Erdoğan kehrte nach dem Anschlag vom 7. Oktober jedoch zur alten Feindschaft zurück, hielt hetzerische Reden gegen Israel und rief den türkischen Botschafter aus Israel zurück. Ende Dezember letzten Jahres verglich Erdoğan Netanjahu mit Adolf Hitler. »Wir haben Israels Nazilager gesehen. Was ist das für ein Job?«, fragte Erdogan während einer Rede rhetorisch. »Sie reden auf eine seltsame Art und Weise über Hitler. Was ist der Unterschied zwischen ihnen und Hitler? Sie werden uns Hitler noch mehr vermissen lassen«, fuhr er fort.

Doch nicht nur in der Türkei werden sportliche Veranstaltungen von der politischen Staatsraison missbraucht: Am Sonntag wurde bei einem Asien-Cup-Spiel zwischen dem Iran und der palästinensischen Fußballmannschaft in Katar eine Schweigeminute eingelegt, die von begeisterten Rufen wie »Free Palestine« oder »Tod für Israel« begleitet wurde.

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