„Mit dem Einmarsch des türkischen Militärs in die syrische Kurdenregion Afrin ist eine religiöse Minderheit bedroht, die bereits im Krieg in Nordirak besonders leiden musste: die Jesiden. Irfan Ortac, der Vorsitzende des Zentralrats der Jesiden in Deutschland, befürchtet ein Blutbad. (…)
Was berichten die Menschen?
Sie berichten von absoluter Angst und Verzweiflung. Der Anfang des Satzes ist ‚Helft uns‘, und am Ende steht auch ‚Helft uns‘. Sie werden von vier Seiten umzingelt. Auf der einen Seite ist Assad, der die Grenze ins Landesinnere von Syrien nicht aufmacht und verhindert, dass sie fliehen. Auf den anderen Seiten sind die Dschihadisten beziehungsweise die türkische Armee. Deswegen machen sich die Menschen aus allen Ortschaften auf den Weg zu einem Punkt, in die Stadt Afrin, aber dort gibt es keine professionelle Hilfe. Da sind keine Camps, wo sie sicher sind. Man hat keinerlei Möglichkeit, ihnen Nahrungsmittel oder Wasser zu bringen. Den Menschen fehlen Medikamente. Alle können nur darauf warten, bis die Dschihadisten ankommen – mit den türkischen Soldaten. Wir befürchten eine Katastrophe, nach der sich die gesamte freie Welt fragen wird: Hätten wir das nicht verhindern können?
Das heißt: Die türkischen Streitkräfte bieten ihnen keinen Schutz vor den Dschihadisten?
Definitiv nicht. Die Zusammenarbeit ist ganz intensiv. Die syrischen Dschihadisten sind ein Teil der operierenden Einheiten. Die Bodentruppen bestehen überwiegend aus diesen Dschihadisten. Nach unseren Informationen dürften sie etwa 80 Prozent der Bodentruppen stellen.“ (Interview mit Irfan Ortac: „Wir befürchten ein Massaker in Afrin“)