„Mit der türkischen Armee sind in den vergangenen Tagen auch jihadistische Gruppen in die nordsyrische Region Afrin einmarschiert. Der Zentralrat der Eziden in Deutschland warnt deshalb vor einem erneuten Massenmord von Jihadisten an der Minderheit. (…)
‚Nach unseren Informationen leben in den ezidischen Ortschaften [in der Region Afrin] etwa 15.000 Menschen. Darunter befinden sich Binnenflüchtlinge aus Aleppo, die sich nach Afrin begeben haben, weil die Region seit 2011 als eine der sichersten in Syrien gilt. (…) Es wird in den Medien häufig von der Freien Syrischen Armee (FSA) gesprochen. Wer in Deutschland diese Bezeichnung hört, denkt wahrscheinlich, es handle sich um eine liberale Armee, die gegen Assad kämpft. Im Jahr 2011 hat sich die FSA zwar aus liberalen Kräften rekrutiert. Heutzutage aber handelt es sich de facto um Jihadisten, denen man vor Monaten noch in Mossul, Raqqa oder Tal Afar begegnen konnte. (…)
In sozialen Medien posten sie Videos, in denen sie mit Freuden ankündigen, die Minderheiten abzuschlachten. Zudem kursieren Gerüchte, denen zufolge die Jihadisten Namenslisten von ezidischen Familien führen, die getötet werden sollen. Die Jihadisten legitimieren die Tötung ezidischer Männer mit Koranversen, ezidische Frauen sollen als Kriegsbeute verschleppt werden. Sie beginnen ihre Angriffe immer mit dem Schlachtruf ‚Allahu akbar‘. (…) Die Jihadisten sind für alle eine Gefahr. Die Region war lange für ihre gesellschaftliche Vielfalt bekannt. Christen haben im Lauf der Jahrhunderte dort gelebt, Aleviten, Eziden und Juden, Muslime ohnehin. Die Jihadisten wollen genau diese Vielfalt endgültig zerstören. Wenn die Minderheiten die Region verlassen müssen, werden sie nicht wieder dorthin zurückkehren können. Die Gesellschaft wird dort endgültig homogen sein.‘“ (Inteview mit Irfan Ortaç in der Jungle World vom 23.01.2018: „Minderheiten abschlachten“)