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In Afrin geht die Rechnung der syrischen Kurden nicht auf

In Afrin geht die Rechnung der syrischen Kurden nicht auf„Die Tyrannei der Landkarte verfolgt die syrisch-kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG). Die türkische Offensive in Afrin, dem weitgehend von den YPG kontrollierten Bezirk in Nordwestsyrien, erinnert die Kurden des Landes daran, dass ihr Bestreben nach Unabhängigkeit oder auch nur nach Autonomie stets von den Interessen Ankaras im Norden und Damaskus’ im Süden überschattet wird.

Das Chaos des syrischen Bürgerkriegs hat die Feinde der Kurden abgelenkt und dadurch die Gewinne der YPG seit dem Beginn des Konflikts im Jahr 2011 ermöglicht. Dass sie manchen der an dem Krieg beteiligten Mächte und insbesondere den Vereinigten Staaten nützlich waren, hat den YPG ebenfalls geholfen. Die gegenwärtige türkische Offensive offenbart aber auch, wie schwach die Position der YPG in mancherlei Hinsicht ist. Die kurdische Miliz kann sich nicht darauf verlassen, dass die Vereinigten Staaten und Russland, die beiden Mächte jenseits der Region, die die Türkei zur Beendigung ihrer Offensive bewegen könnten, sie dauerhaft beschützen werden. Und die regierungstreuen syrischen Kräfte, die sich auf Seiten der Kurden an den Kämpfen beteiligen, werden mit ziemlicher Sicherheit verlangen, dass die YPG im Gegenzug ihre militärischen und politischen Zugewinne preisgeben. (…)

Die regierungstreuen Streitkräfte sind nicht stark genug, um die Türkei abzuschrecken. Außerdem kämpfen sie noch in verschiedenen Landesteilen und können es auf eine Kraftprobe mit der türkischen Armee nicht ankommen lassen. Daher hat die syrische Regierung sich geweigert, reguläre Streitkräfte nach Afrin zu entsenden, und diese weiterhin dort eingesetzt, wo sie die Aufständischen besiegen können.

Der Weigerung der syrischen Regierung zum Trotz, ihre Streitkräfte nach Afrin zu entsenden, haben die YPG vermutlich den Fuchs in den Hühnerstall eingeladen. Damaskus will Afrin nicht Seite an Seite mit den YPG verteidigen. Für die regierungstreuen Kräfte geht es bei der Rückkehr nach Afrin darum, den Vorkriegszustand wiederherzustellen. Aus ihrer Sicht darf es den YPG nicht gestattet werden, ein Maß an Autonomie, Waffen oder politische Positionen zu behalten, die den von Damaskus aus regierten Einheitsstaat gefährden könnten. Sie würden den Kurden vielleicht kulturelle und begrenzte politische Rechte zugestehen. So könnten sie die Vorschriften gegen die Nutzung der kurdischen Sprache zurückfahren oder die Staatsbürgerrechte der kurdischen Bevölkerung Afrins ausweiten. Doch wären solche Zugeständnisse von einer Anerkennung der Autonomie, die die YPG glaubten in Rojava erreicht zu haben, weit entfernt.“ (Stratfor: „Can Syria’s Kurds Hold the Ground They’ve Gained?“)

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