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Huthi setzen Attacken im Roten Meer trotz US-Gegenwehr fort

Huthi-Demonstration im Jemen: junge postiert mit Raketenmodell
Huthi-Demonstration im Jemen: junge postiert mit Raketenmodell (© Imago Images / ZUMA Wire)

Die Aktivitäten der von den USA als Terrororganisation eingestuften Huthi-Milizen bedrohen weiterhin die Schifffahrt im Roten Meer und im Golf von Aden.

Bei ihrem jüngsten Angriff letzten Montag gaben die Huthi bekannt, dass sie das britische Frachtschiff Rubimar im Golf von Aden ins Visier genommen hätten und es zu sinken drohe, die Besatzung aber wohlauf sei. Der militärische Sprecher, Yahya Sarie, sagte in einer Erklärung, das Schiff sei so schwer getroffen worden, dass es vollständig zum Stillstand gekommen ist und fügte hinzu: »Aufgrund der erheblichen Schäden, die das Schiff erlitten hat, besteht nun die Gefahr, dass es im Golf von Aden sinkt.« Sarie gab weiters bekannt, dass »die Huthi auch eine amerikanische Drohne in der [jemenitischen] Küstenstadt Hodeidah abgeschossen« hätten.

Seit dem 19. November haben die vom Iran unterstützten Huthi Angriffe auf Handelsschiffe im Roten und im Arabischen Meer verübt, die mehrere Unternehmen veranlassten, die Fahrt ihrer Schiffe durch das Rote Meer einzustellen und Afrika über die längere und teurere Route rund um das Kap der Guten Hoffnung zu umfahren. Als Reaktion führten amerikanische und britische Streitkräfte im Rahmen einer internationalen Koalition seit dem 12. Januar Angriffe auf militärische Einrichtungen der Huthi und auf abschussbereite Raketen im gesamten Jemen durch. Der jemenitische Journalist Rashid Haddad berichtete von 403 Militärschlägen, darunter 203 Luftangriffen, während der Rest mit Raketen und Marschflugkörpern von vor der Küste liegenden Marineschiffen ausgeführt wurden, die nach Angaben des US-Zentralkommandos die militärischen Kapazitäten der Huthi geschwächt hätten. 

Vor Ort sieht die Lage jedoch anders aus, denn die Huthi-Operationen gegen die Schifffahrt im Roten Meer gehen unaufhaltsam weiter. Einem BBC-Bericht zufolge wurden in den drei Wochen nach Beginn der US-geführten Angriffe neun Attacken auf Schiffe gezählt, verglichen mit sechs in den drei Wochen zuvor. Infolgedessen ging der Schiffsverkehr im Roten Meer laut BBC um 29 Prozent zurück, was sogar einen höheren Prozentsatz darstellt als in der Zeit vor Beginn der Bombardements auf Stellungen der Huthi.

Die BBC beobachtete auch eine Änderung der Huthi-Taktik, die zunächst darauf angelegt war, bloß auf Schiffe abzuzielen, die mit Israel in Verbindung standen oder in Richtung Israel unterwegs waren. Seit Beginn der amerikanisch-britisch geführten Angriffe hat die jemenitische Miliz jedoch hauptsächlich Schiffe mit Verbindungen zu den Vereinigten Staaten und Großbritannien ins Visier genommen.

Huthi im Vorteil

Zu den Gründen für die fortgesetzten Aggressionen der Huthi trotz der amerikanischen Gegenwehr meinte der Forscher am Zentrum für Studien in Sanaa, Murad al-Arifi, bislang hätten die Attacken nicht viel bewirkt, da die Drohungen der Huthi-Milizen weiter aufrecht gehalten werden. »Die amerikanischen Angriffe mögen die Fähigkeiten der Huthi eingeschränkt haben, aber die Bedrohung ist nach wie vor real und das liegt, glaube ich, daran, dass das Ziel der Huthi, den Schiffsverkehr zu unterbrechen, viel leichter zu erreichen ist als der Versuch der Vereinigten Staaten und Großbritanniens, das Rote Meer zu sichern.«

Die Huthi-Milizen hätten in diesem Konflikt eine Reihe an Vorteilen, von denen »der wichtigste wohl die geringen finanziellen Kosten ihrer Angriffe sind, zusätzlich zu dem großen Zielgebiet in den Gewässern des Roten und des Arabischen Meeres und der Vielzahl potenzieller Ziele in der Region«. Auch die militärische Unterstützung, welche die Organisation weiterhin aus dem Iran erhält, habe sie in die Lage versetzt, fortgesetzt Schläge gegen Ziele im Roten Meer und im Golf von Aden durchführen zu können, meinte der Analyst.

Was die zukünftigen Aussichten bezüglich der Eskalation am Roten Meer angeht, glaubt der Forscher Adel Deshaila, dass die USA derzeit nicht in einen groß angelegten Krieg mit den Huthi eintreten wollen, sich aber militärische Operationen im Rahmen von Aktion und Reaktion offenhielten. »Das bedeutet, dass die USA immer dann, wenn die Huthi-Milizen militärisch eskalieren, in jenen Gebieten reagieren werden, von denen aus Raketen abgefeuert wurden.«

Zu den Gründen für Washingtons Unfähigkeit, die Anschläge einzudämmen, erklärt Deshaila, es sei schwierig, bewaffnete Milizen abzuschrecken. »Die Vereinigten Staaten waren zwanzig Jahre lang in Afghanistan, aber am Ende zogen sie ab.« Auch im Jemen hätten es die USA nicht mit einer regulären Armee zu tun. Hinzu kommt, dass die Vereinigten Staaten vor den Präsidentschaftswahlen im kommenden November keine groß angelegte Eskalation am Roten Meer provozieren wollen.

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