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Huthis im Jemen: Bedrohung der Schifffahrt im Roten Meer

Huthi-Demonstration in Jemens Hauptstadt Sanaa gegen Luftschläge der internationalen Marinekoalition
Huthi-Demonstration in Jemens Hauptstadt Sanaa gegen Luftschläge der internationalen Marinekoalition (© Imago Images / ZUMA Wire)

Binnen einer Woche führte das US-Militär zum vierten Mal Angriffe auf Einrichtungen der Huthis im Jemen durch, um die permanente Gefährdung des Schiffsverkehrs im Roten Meer zu beenden, was jedoch komplizierter zu sein scheint als ursprünglich angenommen.

Nur Stunden nachdem die Huthis einen neuen Angriff auf ein amerikanisches Schiff im Roten Meer für sich reklamiert hatten, gab das US-Militär die Bombardierung von vierzehn mit Munition beladenen Raketenplattformen, welche die Huthis zum Beschuss vorbereitet hatten, bekannt: »Diese sich auf Abschussrampen befindenden Raketen stellten eine unmittelbare Gefahr für Handelsschiffe und Zerstörer der US-Marine in der Region dar und hätten jederzeit abgefeuert werden können, was zum Eingreifen der US-Streitkräfte führte, die ihr Recht und ihre Pflicht zur Selbstverteidigung wahrnahmen.«

Zeitgleich zitierte der Huthi-Sender Al-Masirah Channel eine militärische Quelle innerhalb der Huthi-Miliz mit den Worten: »Wir werden weiterhin israelische Schiffe angreifen, egal, wie sehr die amerikanisch-britische Aggression versucht, uns daran zu hindern.«

Schon vor Wochen begannen die Huthis, Handelsschiffe im Roten Meer oder in der Nähe der Straße von Bab al-Mandab ins Visier zu nehmen, von denen sie behaupten, sie stünden mit Israel in Verbindung standen oder wären nach Israel unterwegs. Vergangene Woche starteten amerikanische und britische Streitkräfte zusammen mit Kräften aus Kanada, Australien, der Niederland und Bahrain dann die ersten Angriffe auf Einrichtungen im Jemen, wobei das US-Militär auch einen Luftwaffenstützpunkt in der seit 2014 von den Huthis kontrollierten Hauptstadt Sanaa angriff.

Diese Woche gab der britische Außenminister David Cameron bekannt, dass er seinen iranischen Amtskollegen Hussein Amir Abdollahian am Rande des Wirtschaftsforums in Davos gebeten habe, die Unterstützung der jemenitischen Miliz einzustellen. »Der Iran muss aufhören, die Huthis mit Waffen und Geheimdienstinformationen zu versorgen und seinen Einfluss nutzen, um die Angriffe der Huthis im Roten Meer zu stoppen«, schrieb Cameron auf der Plattform X.

Gesuchte Provokation

Die Eskalation im Roten Meer lässt jedoch befürchten, dass die Huthi-Milizen von den Spannungen profitieren könnten. Außerdem besteht die Befürchtung, sie könnte das Kriegsszenario im Jemen anheizen, da es schwierig ist, die Angriffe der Huthis ausschließlich mit Raketen- und Luftangriffen zu stoppen.

Wie der jemenitische Politologe Hisham Al-Omeisy meint, hätten die Huthis »schon lange nach einer Gelegenheit gesucht, sich auf eine Konfrontation mit den Vereinigten Staaten einzulassen. Seit acht Jahren erzählen sie ihren Anhängern, dass sie sich im Krieg mit den Vereinigten Staaten und Israel befinden.« In einem Interview mit der arabischen Version der Deutschen Welle fügte er hinzu, dass »die Huthis den aktuellen Konflikt als eine große Gelegenheit für sich sehen und ihn daher nutzen wollen«, um die Legitimität ihrer Regierung in Sanaa zu stärken und ihre Anhänger noch zu mobilisieren. 

Der Bürgerkrieg im Jemen tobt seit dem Jahr 2014, als die Huthis die international anerkannte Regierung stürzten und die Kontrolle über Sanaa übernahmen, was zur Spaltung des Landes und zur Zerstörung seiner Infrastruktur führte. Gleichzeitig wurde der Konflikt zu einem Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, wodurch eine der weltweit größten humanitären Krisen ausbrach.

Darüber hinaus kritisierte der jemenitische Politologe und Journalist Ramah Al-Jabri, dass die Huthi-Gruppe »in den letzten Jahren international geschont wurde, während sie weiterhin Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit beging und die internationalen Friedensbemühungen untergrub, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen«.

Angesichts der jüngsten Eskalation durch die Huthis kommentierte Al-Jabri, es scheine, »dass die internationale Gemeinschaft den Preis für ihre falsche Politik im Umgang mit der Huthi-Gruppe zahlen wird, und auch die Jemeniten werden einen zusätzlichen Preis zahlen, da die jemenitischen Küsten und Hoheitsgewässer möglicherweise zu einer Arena für internationale Konflikte werden.«

Sollte sich die Bedrohung der Schifffahrt im Roten Meer durch die Huthis verschärfen, ist Al-Jabri der Ansicht, werde die internationale Gemeinschaft gezwungen sein, sich an einer Militäroperation im Jemen zu beteiligen, um zumindest die Stadt Hodeidah und die Westküste bis zum Hafen Midi im Gouvernement Hajjah zu befreien und so den Schutz der Schifffahrt und des internationalen Handels zu gewährleisten.

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