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Vom Schwarzen Meer bis zu diesem Fluss auf der anderen Seite von Gaza?

Gaza-Demonstration: Welcher Fluss und welches Meer waren schnell noch einmal gemeint?
Gaza-Demonstration: Welcher Fluss und welches Meer waren schnell noch einmal gemeint? (© Imago Images / SOPA Images)

Wie ein Video vom Sundance-Filmfestival beweist, sind den wenigsten der Pro-Gaza-Demonstranten die Fakten dessen bekannt wofür sie sich einzusetzen vorgeben – was auf andere Beweggründe verweist.

Auf dem Sundance Film Festival im amerikanischen Utah stellte die Schauspielerin, Autorin und Aktivistin Noa Tishby einige aufschlussreiche Fragen an israelfeindliche Demonstranten, die während der Festivals, das weltweit eines der wichtigsten seiner Art ist und jedes Jahr mehr als 100.000 Menschen, darunter auch zahlreiche Prominente, anlockt, Fahnen schwenkten, Transparente hielten und Parolen skandierten.

Einen jungen Mann, der »Vom Fluss zum Meer« rief, fragte Tishby, welcher Fluss in dem Slogan denn gemeint sei. Überrumpelt antwortetet er: »Ähm, ähh. Ich habe den Namen des Flusses vergessen«, aber das angesprochene Meer sei das Rote Meer. Weiter erklärte er Tishby, dass »die Besetzung illegal ist. Sogar Schokolade ist nicht erlaubt. Hochzeitskleider sind nicht erlaubt«, was Tishby einen ungläubigen Blick entlockte. Das sei schon seit fünfzehn Jahren so, erklärte der Mann mit Sturmhaube und goldfarbener Sonnenbrille, bevor er seine Ausführungen mit den Worten »Ich denke, der Staat Israel soll aufgelöst werden« schloss.

Auch einer jungen Frau in rotem Mantel mit Kapuze und einer Keffiyeh stellte Tishby die Frage zu dem skandierten Slogan: »Wo sind denn der Fluss und das Meer, von denen alle reden?« Die Frau, die ein Schild mit einer Wassermelone, die wegen der Farben Rot, Weiß, Grün und Schwarz bei antiisraelischen Demonstrationen als Symbol für die Flagge der Palästinensischen Autonomiebehörde verwendet wird, in der Hand hielt, antwortete: »Ich glaube, es ist das Schwarze Meer und der Fluss auf der anderen Seite des Gazastreifens.« Als Tishby sich erkundigte, ob sie wisse, was ihr Plakat bedeute, meinte die Frau zunächst, es von jemand anderem bekommen zu haben, um die Frage dann zu verneinen.

Sie demonstriere gegen die »Besatzung Palästinas«, erklärte die Frau und stimmte Tishbys Nachfrage, ob sie damit das gesamte Gebiet vom Schwarzen Meer bis zu diesem Fluss auf der anderen Seite Gazas meine, von dem sie vorher gesprochen hatte, zu: Dieses Gebiet müsse »von der Besatzung befreit« werden.

Ob sie denn wisse, was am 7. Oktober mit den Frauen passiert sei, will Tishby wissen: »Ich habe Dinge gehört, ich habe aber auch gehört, dass die nicht bestätigt sind.« Auf die Nachfrage, ob sie damit sagen wolle, dass die Berichte über die Vergewaltigungen nicht bestätigt seien, antwortete die Demonstrantin, sich nicht sicher zu sein.

Keine Ahnung vom Thema

In ihrem Video interviewte Tishby, die von 2022 bis 2023 als Sonderbeauftragte für die Bekämpfung von Antisemitismus und der Delegitimierung Israels fungierte, auch eine junge Frau in einem lila Parka, die erklärt, »der Völkermord an den Palästinensern« sei »einfach schrecklich«. Als Tishby sie nach den von der Hamas entführten Geiseln fragte, antwortete die Demonstrantin, über »diesen Teil leider nicht so gut informiert« zu sein.

Eine ältere Frau beharrte ebenfalls darauf, dass es ein Genozid sei, was gerade in Gaza staatfinde und es dabei gar nicht um die Hamas gehe. Auf die Nachfrage, was sie damit meine, erklärte die Frau, die Hamas sei ja noch nicht einmal im Gazastreifen anwesend. »Die Hamas ist nicht in Gaza?« fragte Tishby ungläubig und hakte nach, ob es gerade Geiseln in Gaza gäbe: »Oh, das weiß ich nicht«, antwortete die Frau und blickte weg.

Abschließend fragte Tishby eine weitere Frau, die ein Transparent mit einer Wassermelone in ihren Händen hielt, was denn mit den Geiseln in Gaza sei, worauf die Demonstrantin ihren wiederholten Spruch »Waffenstillstand jetzt!« ins Mikrofon schrie – ein Waffenstillstand, den zuletzt die Hamas abgelehnt hat.

Noa Tishbys Interviewergebnisse decken sich mit jüngsten Untersuchungen, die zeigten, dass nur 47 Prozent der amerikanischen Studenten, die den Protestslogan »From the River to the Sea« unterstützen, erklären konnten, auf welchen Fluss und welches Meer sich die Parole bezieht.

(Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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