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Die Hamas hat sich verkalkuliert

Nach dem Massaker vom 7. Oktober ist Israel nicht in die von der Hamas gestellte Falle gelaufen
Nach dem Massaker vom 7. Oktober ist Israel nicht in die von der Hamas gestellte Falle gelaufen (Quelle: JNS)

Die Terrororganisation Hamas hoffte, Israel in eine Falle zu locken, stattdessen stellte sich die westliche Welt hinter den jüdischen Staat.

Enia Krivine

Israel hat die Hamas völlig falsch eingeschätzt, was zu der brutalen Ermordung von mehr als 1.400 Menschen im Süden Israels mit Hunderten Verschleppten Tausenden Verletzten geführt hat. Aber auch die Hamas hat sich gründlich verkalkuliert. Sie unterschätzte die westliche Empörung über die von ihr begangenen Gräueltaten sowie die Fähigkeit Israels zu disziplinierter Zurückhaltung, das zu einem von ihm gewählten Zeitpunkt zurückschlagen wird, anstatt unvorbereitet in den Gazastreifen zu einzumarschieren.

Am 7. Oktober wies die Hamas mehr als 1.500 Terroristen an, in israelische Gemeinden einzudringen und Massaker zu begehen. Die Befehle umfassten Enthauptungen, Leichenzerstückelungen, Vergewaltigungen und Folterungen und  boten großzügige finanzielle Anreize für die Entführung von Geiseln nach Gaza.  Die erfolgreiche Hamas-Infiltration war das Ergebnis einer intensiven Desinformationskampagne der Hamas, eines erschütternden Versagens der israelischen Geheimdienste und einer tödlichen Fehleinschätzung der israelischen Sicherheitsbehörden.

Doch das verstörende und abstoßende Blutbat der Hamas führte zu einer bemerkenswerten Solidaritätserklärung an Israel durch die führenden Politiker der Welt. Dies konnte die Hamas nicht vorhersehen, die daran gewöhnt ist, dass der jüdische Staat sofort verurteilt wird, wenn es Vergeltungsmaßnahmen gegen Terroristen ergreift, die sich in der zivilen Infrastruktur verschanzen. Dieses Mal hat die Hamas hat die Folgen ihres Handelns völlig fehleingeschätzt. Sie hat sich vor aller Welt als Ansammlung völkermörderische Despoten entlarvt, die bereit sind, das Leben unzähliger Menschen im Gazastreifen zu riskieren, um Juden zu ermorden.

Internationale Solidarität

Seit den Massakern vom 7. Oktober erfreut sich Jerusalem einer selten dagewesenen Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft: US-Präsident Joe Biden, der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz, der britische Premierminister Rishi Sunak und der französische Präsident Emmanuel Macron statteten Israel einen Solidaritätsbesuch ab.

Biden sprach sich für die Zerschlagung der Hamas aus und bezeichnete ihre Verbrechen als »das pure, unverfälschte Böse«. Trotz der Berichte über steigende Opferzahlen im Gazastreifen bot Macron die französische Unterstützung für eine internationale Koalition zur Bekämpfung der Hamas an. Scholz erklärte, die Hamas trage die Verantwortung für das Leid der Menschen in Gaza. In einer gemeinsamen Erklärung mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu erklärte Sunak, Großbritannien wolle, dass Israel »gewinnt«.

Es scheint, dass die führenden Politiker der Welt, abgestoßen von den barbarischen Taten der Hamas und schockiert von den wiederholten dreisten Versuchen der Terrororganisation, die Ermordung israelischer Zivilisten trotz der überwältigenden Beweislage zu leugnen, sich hinter Israels Mission der Zerstörung der Hamas versammelt haben.

Die Hamas mag auf der arabischen Straße und an vielen westlichen Universitäten Unterstützung erhalten haben, aber unter den Führern der westlichen Zivilisation hat sich ein Konsens herausgebildet, dass die Hamas zerschlagen muss.

Die israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) sind zu demselben Schluss gekommen. Sie haben die Kontrolle über das Schlachtfeld übernommen und werden über den nächsten Schritt entscheiden.

Die Hamas versuchte indessen, Israel zu einer impulsiven Invasion zu verleiten, indem sie stundenlang schadenfroh Filmmaterial über ihre abscheulichen Verbrechen in den sozialen Medien verbreitete. Die Verbreitung dieser Nachrichten war eine Taktik der psychologischen Kriegsführung, mit der die israelische Bevölkerung gequält werden sollte. Die Terrororganisation ging wahrscheinlich davon aus, dass Israel sofort mit einer Bodeninvasion reagieren würde. Sie hoffte, die IDF in eine tödliche Falle zu locken, die Israel an anderen Fronten ungeschützt lassen würde. Doch die Hamas hat dieses Ziel verfehlt, und in vielerlei Hinsicht sind ihre Aktionen nach hinten losgegangen.

Strategische Überlegungen

Entgegen den Hoffnungen der Hamas habe die IDF nicht überstürzt losgeschlagen. Trotz der über zweihundert Geiseln, die im Gazastreifen festgehalten werden, darunter bis zu dreißig Kinder, haben die IDF weder eine Bodeninvasion noch eine waghalsige Rettungsaktion wie den legendären Einsatz in Entebbe im Juli 1976 unternommen. Stattdessen riefen die IDF innerhalb von 48 Stunden 300.000 Reservisten zusammen und forderten sie auf, in Bereitschaft zu bleiben. Israel ist sich bewusst, dass das Hamas-Massaker als Falle gedacht war, die gemeinsam mit der Hisbollah geplant und vom Regime in Teheran abgesegnet worden war – und nimmt eine sorgfältige Bewertung all seiner regionalen Widersacher vor.

Drei Wochen nach Beginn des Kriegs haben die israelischen Verteidigungsstreitkräfte Tausende von Zielen im Gazastreifen aus der Luft und von der See aus angegriffen und kleinere Einsätze zur Aufklärung und zum Sammeln von Informationen unternommen. Israel hat Verhöre von gefangenen Terroristen durchgeführt und eine Datenbank mit nachrichtendienstlichen Erkenntnissen aufgebaut, die auf den von den Terroristen sichergestellten Waffen und Dokumenten beruht. All diese Informationen werden für eine Bodeninvasion zu einem von Israel gewählten Zeitpunkt herangezogen werden.

Unzählige IDF-Soldaten befinden sich noch immer an der Grenze zum Gazastreifen, trainieren und warten auf ihre Befehle. Diese Pause kam unerwartet, deutet aber hoffentlich darauf hin, dass Israel sich darauf vorbereitet, seinen ersten Zug in einer sehr gefährlichen Schachpartie zu machen.

Was auch immer als Nächstes geschieht, die Hamas hat mit ihrer Ermordung von 1.400 Israelis keinen strategischen Gewinn erzielt. Stattdessen hat sie der Bevölkerung des Gazastreifens Elend und Verwüstung beschert. Mit der Unterstützung der internationalen Gemeinschaft werden die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte nun die Hamas zerschlagen und ihre Führung im Ausland zur Strecke bringen, einen nach dem anderen.

Enia Krivine ist leitende Direktorin des Israel-Programms und des FDD-Netzwerks für nationale Sicherheit bei der Foundation for Defense of Democracies. (Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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