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Chronologie verpasster Friedenschancen im Nahen Osten. Folge 2: Großbritannien lässt die Juden im Stich

Chronologie verpasster Chancen: Vorsitzender der Royal Commission on Palestine, William Peel
Chronologie verpasster Chancen: Vorsitzender der Royal Commission on Palestine, William Peel (© Imago Images / United Archives International)

Auch nach der Schaffung des Emirats Transjordanien auf dem Mandatsgebiet, kommt es zu immer neuen Verstößen der Briten gegen den mit dem Mandat verbundenen Auftrag. Eine Chronologie.

Trotz der Schaffung des unter britischer Oberhoheit stehenden Emirats Transjordanien, wodurch etwa 75 Prozent des vom Völkerbund den Briten übertragenen Mandatsgebiets Palästina zu einem arabischen Staat gemacht worden waren, verschärften sich die Spannungen zwischen Juden und Arabern im westlich des Jordans gelegenen Teil des Mandatsgebiets. Aus einem groß-syrischen Nationalismus begann sich langsam ein palästinensischer Nationalismus zu entwickeln.

Zu neuerlichen handgreiflichen Auseinandersetzungen kam es durch jüdische Kommunisten, die eine Maifeier jüdischer linker Zionisten störten. Als sich mit Stöcken bewaffnete Araber in die Auseinandersetzungen einmischten, entwickelte sich daraus ein Pogrom, bei dem 47 Juden ums Leben kamen.

Nicht zuletzt um die Araber zu beschwichtigen, setzte der britische Hochkommissar im Dezember 1921 Mohammed Amin al-Husseini als Mufti von Jerusalem ein. Eine fatale Fehlentscheidung: Der Mufti bekämpfte in der Folge den gemäßigteren, auf Ausgleich bedachten Naschaschibi-Clan, die Briten und in erster Linie die Juden. 1936 floh er, nachdem er sich zuvor am Tempelberg versteckt hatte, um einer Verhaftung zuvorzukommen, in den Libanon und später nach Nazideutschland, um dort Hilfe bei der von ihm gewünschten Vernichtung der Juden im Nahen Osten zu erlangen. 

Im September 1928 entzündeten sich die Auseinandersetzungen erstmals an der Frage jüdischen Betens an der Klagemauer. Jüdische Betende waren Einschränkungen unterworfen, eine Trennungsbarriere zwischen Männern und Frauen wurde von den Briten zur Bewahrung des »Status quo« entfernt. Im August 1929 kam es zu einer jüdischen Demonstration an der Klagemauer, worauf von arabischer Seite das Gerücht ausgestreut wurde, die Juden hätten vor, den Tempelberg zu stürmen. Daraufhin wurden bei Pogromen in Jerusalem, Hebron und anderen Orten innerhalb einer Woche 133 Juden getötet.

Die von Großbritannien eingesetzte Shaw-Kommission, welche die Ursachen der Auseinandersetzungen ergründen sollte, machte zwar die arabische Seite unmittelbar verantwortlich, gab die Schuld jedoch der »exzessiven« jüdischen Einwanderung. 1930 wurde durch das Passfield-Weißbuch die jüdische Einwanderung wesentlich beschränkt; 1931 distanzierte sich die britische Regierung nach jüdischen Protesten von den Vorschlägen.

Arabischer Aufstand und erster Teilungsplan

Chronologie verpasster Friedenschancen im Nahen Osten. Folge 2: Großbritannien lässt die Juden im Stich

Von 1936 bis 1939 kam es zum großen Arabischen Aufstand, der mit der Ermordung von zwei Juden in Nablus und sechzehn Juden in Jaffa begann. Im August 1936 setzte die britische Mandatsregierung eine Untersuchungskommission unter dem Vorsitz von William Peel ein, die schließlich einen Teilungsplan empfahl. Als Zugeständnis an die arabische Seite sollten weitere Landverkäufe an die jüdischen Organisationen eingeschränkt und die jüdische Einwanderung von der »politischen Verträglichkeit« bestimmt werden.

Der Peel-Plan sah westlich des Jordans eine weitere Teilung des Mandatsgebiets vor: So sollte nun ein aufs Minimum reduzierter jüdischer Staat allein in der Küstenebene, dem Jesreeltal und in Galiläa gegründet werden. Der arabische Staat sollte die übrigen Gebiete umfassen: den Negev, Judäa und Samaria. Ein Korridor von Jaffa bis nach und inklusive Jerusalem sollte unter britischer Verwaltung bleiben.

Der Teilungsplan wurde von jüdischer Seite am Zionistenkongress im August 1937 in Zürich mit 299 gegen 160 Stimmen dennoch akzeptiert, von der arabischen Seite nach der vom 8. bis zum 10. September 1937 stattfindenden Konferenz in Bludan bei Damaskus jedoch abgelehnt. Dabei war das Arabische Hohe Komitee federführend, das am 25. April 1936 auf Initiative von Mohammed Amin al-Husseini, dem Mufti von Jerusalem, als arabisches Einheitskomitee für das Mandatsgebiet gegründet worden war. Der arabische Aufstand ging weiter.

König Abdallah von Transjordanien und der palästinensische Gegner Husseinis, Raghib al-Naschaschibi, waren einer Teilung nicht abgeneigt und erhofften eine Vereinigung der arabischen Gebiete mit Transjordanien. Die britische Mandatsmacht setzte auf Drängen des Völkerbundes die Woodhead-Kommission ein, die Möglichkeiten der Umsetzung der Teilungspläne prüfen sollte. Das Resultat waren drei Varianten, von denen zwei eine weitere Verringerung der der jüdischen Seite zukommenden Gebiete vorsahen.

Chronologie verpasster Friedenschancen im Nahen Osten. Folge 2: Großbritannien lässt die Juden im Stich

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Am 17. Mai 1939 schließlich veröffentlichte Großbritannien das MacDonald-Weißbuch, das durch einen Bruch der Balfour-Deklaration und des Völkerbundauftrags bei Mandatsübernahme nicht einmal einen jüdischen Minimalstaat, sondern die Gründung eines gemeinsamen Staats in Palästina innerhalb von zehn Jahren vorsah. 

Die jüdische Einwanderung wurde dabei gerade zur Zeit der Verfolgung durch die Nationalsozialisten am Vorabend des Zweiten Weltkriegs auf 75.000 Juden innerhalb von fünf Jahren beschränkt.

In der Reihe »Chronologie verpasster Friedenschancen im Nahen Osten« erschienen:

Folge 1: Großbritanniens Doppelspiel
Folge 2: Großbritannien lässt die Juden im Stich
Folge 3: UN-Teilungsvorschlag von 1947 und Israelischer Unabhängigkeitskrieg

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